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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter
Autoren: Terry Pratchett
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verspätest. Unter den besonderen Umständen
    hielt ich es für besser, die Mitglieder des Komitees fortzuschicken. Sie
    bedauerten es ebenso wie ich, von Starkimarms Tod zu hören.
    Zweifellos hast du den offiziellen Brief geschrieben.«
    Mumm warf Karotte einen fragenden Blick zu. Der Hauptmann rol te
    mit den Augen, hob und senkte die Schultern. Vetinari fand Dinge sehr
    schnel heraus.
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Mumm.
    »Und noch dazu an einem so schönen Tag wie heute«, sagte Vetinari.
    »Al erdings ist ein Gewitter hierher unterwegs, wie ich sehe.« Er drehte
    sich um. Eine Fliederblüte zierte seine Jacke.
    »Geht es Lady Sybil gut?«, fragte er und setzte sich.
    »Das weißt du vermutlich besser als ich«, erwiderte Mumm.
    »Gewisse Dinge brauchen Zeit«, sagte Vetinari glatt und rückte die
    Papiere auf seinem Schreibtisch zurecht. »Mal sehen, mal sehen… Es
    gab da noch einige kleine Angelegenheiten, um die ich mich kümmern
    wollte… Ah, der übliche Brief von unseren religiösen Freunden im
    Tempel der Geringen Götter.« Er zog ihn aus dem Stapel und legte ihn
    beiseite. »Ich glaube, ich werde den neuen Dekan zum Tee einladen und
    ihm die Angelegenheit erklären. Nun, abgesehen davon… Ah, ja, die
    politische Situation in… Ja?«
    Die Tür öffnete sich. Drumknott, der Sekretär des Patriziers, kam
    herein.
    »Eine Nachricht für Seine Gnaden«, sagte er, reichte sie aber Lord
    Vetinari. Der Patrizier schob sie sehr höflich über den Schreibtisch, und
    Mumm entfaltete den Zettel.
    »Eine Semaphor-Nachricht!«, entfuhr es ihm. »Wir haben Carcer in
    der Neuen Aula in die Enge getrieben! Ich muss sofort dorthin!«
    »Wie aufregend«, sagte Lord Vetinari und stand ruckartig auf. »Der
    Ruf zur Jagd. Aber ist es notwendig, dass du dich persönlich darum
    kümmerst, Euer Gnaden?«
    Mumm bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick. »Ja«,
    erwiderte er. »Denn wenn ich mich nicht auf den Weg mache, wird
    irgendein armer Kerl versuchen, den Mistkerl zu verhaften. Das lernen die Wächter in der Ausbildung.« Er wandte sich an Karotte. »Gib die
    Meldung sofort weiter, Hauptmann! Winksprüche über die
    Nachrichtentürme, Tauben, Kuriere, al es. Jeder sol diesem Ruf folgen.
    Aber niemand – ich wiederhole: niemand – sol versuchen, ihn ohne die Hilfe vieler anderer Wächter gefangen zu nehmen! Verstanden? Und
    Knuddel Winzig soll losfliegen! Oh, verdammt…«
    »Was ist, Herr?«, fragte Karotte.
    »Die Nachricht stammt von Kleinpo. Sie hat die Mitteilung direkt
    hierher geschickt. Was macht sie dort draußen? Sie gehört zur
    forensischen Abteilung, nicht zu den Streifen! Meine Güte, sie wird
    versuchen, sich an die Vorschriften zu halten!«
    »Sollte sie das nicht?«, fragte Vetinari.
    »Nein. Carcer braucht einen Pfeil ins Bein, nur um seine
    Aufmerksamkeit zu wecken. Man muss zuerst schießen…«
    »Und später Fragen stellen?«, vermutete Vetinari.
    Mumm zögerte kurz an der Tür. »Es gibt nichts, das ich ihn fragen
    möchte.«

    Auf dem Hiergibt’salles-Platz musste Mumm seinen Schritt
    verlangsamen, um wieder zu Atem zu kommen, und darüber ärgerte er
    sich sehr. Vor einigen Jahren wäre er gerade erst richtig in Schwung
    gekommen! Doch das über die Ebene heranziehende Gewitter trieb die
    Hitze vor sich her, und es geziemte sich nicht für den Kommandeur,
    keuchend am Ort des Geschehens einzutreffen. Als er hinter einer
    Marktbude innehielt und nach Luft schnappte, musste er feststellen,
    dass er nicht einmal genug Atem für einen längeren Satz hatte.
    Zu seiner großen Erleichterung wartete eine völlig unverletzte Grinsi
    Kleinpo an der Universitätsmauer auf ihn. Sie salutierte. »Zur Stel e,
    Herr«, sagte sie.
    »Mm«, erwiderte Mumm.
    »Ich habe zwei Trolle bei der Verkehrskontrolle bemerkt und sie zur
    Wasserbrücke geschickt, Herr«, sagte Korporal Kleinpo. »Dann
    erschien Feldwebel Detritus, und ich habe ihn aufgefordert… ihn
    gebeten, das Universitätsgelände durchs Haupttor zu betreten und einen hohen Ort aufzusuchen. Als Feldwebel Colon und Nobby eintrafen,
    habe ich sie zur Größenbrücke gesandt…«
    »Warum?«, fragte Mumm.
    »Weil ich bezweifle, dass er sich in diese Richtung wenden wird«,
    erwiderte Grinsi, wobei ihr Gesicht ein sorgfältiges Bild der Unschuld
    zeigte. Mumm musste sich darauf konzentrieren, mit dem Nicken
    aufzuhören. »Es kamen immer mehr Wächter, und ich habe sie
    aufgefordert, den ganzen Bereich zu umstel en. Wie dem auch sei:
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