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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter
Autoren: Terry Pratchett
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Feldwebel Colon etwas aufgefallen. Immerhin
    sahen wir Keel sterben, und er sah dich aufwachsen…«
    »Wohin führt dies alles?«, fragte Mumm.
    »Nirgendwohin, Kommandeur. Was könnte ich beweisen? Und zu
    welchem Zweck?«
    »Dann sage ich gar nichts.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was du sagen solltest «, erwiderte Vetinari.
    »Ich bin ganz deiner Ansicht. Lassen wir die Toten ruhen! Aber was
    dich betrifft, Kommandeur, erlaube mir ein kleines Geschenk zum
    Anlass der Geburt deines Sohnes…«
    »Ich will nichts«, sagte Mumm schnell. »Du hast nicht die Möglichkeit,
    mich noch weiter zu befördern. Es ist nichts mehr übrig, mit dem du
    mich bestechen könntest. Ich habe mehr, als ich verdiene. Die Wache
    funktioniert gut. Wir brauchen nicht einmal ein neues verdammtes
    Pfeilbrett…«
    »Im Gedenken an John Keel…«, begann Vetinari.
    »Ich habe dich gewarnt …«
    »… kann ich dir die Sirupminenstraße zurückgeben.«
    Nur die schrillen, fast unhörbaren Pfiffe der Fledermäuse, die um die
    Pappeln schwirrten, störten die Stille, die diesen Worten folgte.
    »Ein Drache hat sie vor einigen Jahren verbrannt«, brummte Mumm
    schließlich. »Heute wohnen Zwerge in den Kellern…«
    »Ja, Kommandeur. Aber Zwerge… Zwerge sind so herrlich
    aufgeschlossen, wenn es um Geld geht. Je mehr Geld ihnen die Stadt
    bietet, desto weniger Zwerge gibt es dort. Der Stal ist noch da, auch
    der alte Minenturm. Festes Mauerwerk. Es könnte al es wieder erstehen,
    Kommandeur, zu Ehren von John Keel, eines Mannes, der in einigen
    wenigen Tagen das Leben vieler veränderte und vielleicht etwas
    Vernunft in einer verrückten Welt bewahrte. In einigen Monaten
    könntest du die Lampe über der Tür anzünden…«
    Wieder hörte man nur die Fledermäuse.
    Vielleicht lässt sich sogar der Geruch zurückbringen, dachte Mumm.
    Viel eicht kann man über dem Abort ein Fenster anbringen, das
    aufspringt, wenn man gegen die richtige Stel e drückt. Viel eicht kann
    man neuen Polizisten alle Tricks beibringen…
    »Den Platz könnten wir gebrauchen, das stimmt«, räumte Mumm mit
    gewisser Mühe ein.
    »Wie ich sehe, hast du bereits Gefal en an der Vorstel ung gefunden«,
    sagte Vetinari. »Wenn du morgen in mein Büro kommst, können wir
    alles regeln…«
    »Morgen findet eine Gerichtsverhandlung statt«, erwiderte Mumm
    scharf.
    »Ah, ja. Natürlich. Und es wird eine faire Verhandlung sein«, sagte der
    Patrizier.
    »Das will ich stark hoffen«, brummte Mumm. »Immerhin soll der
    verdammte Mistkerl hängen.«
    »Nun, und nachher…«, begann Vetinari.
    »Nachher gehe ich nach Hause und bleibe für eine Weile bei meiner
    Familie«, sagte Mumm.
    »Gut, in Ordnung«, sagte der Patrizier, ohne sich aus der Ruhe
    bringen zu lassen. »Wie ich festgestellt habe, verfügst du über ein
    erstaunliches rhetorisches Talent.« Mumm hörte die sanfte Warnung,
    als Vetinari hinzufügte: »Heute, Kommandeur, und an diesem Ort.«
    »Es heißt Oberfeldwebel, herzlichen Dank«, erwiderte Mumm.
    »Heute, und an diesem Ort.«
    Er packte Carcer am Kragen und zerrte ihn zur Gerechtigkeit.
    Auf dem Weg zur Teekuchenstraße, in dunkler Nacht, schritt Mumm
    durch die Gasse hinter der Tonstraße und blieb stehen, als er auf
    halbem Wege zwischen den Rückseiten der Pfandleihe und des
    Gebrauchtwarenladens und damit hinter dem Tempel war.
    Er warf seinen Zigarrenstummel über den Zaun und hörte, wie er auf
    dem Kies landete, der sich ein wenig bewegte. Und dann ging er nach
    Hause. Und die Welt drehte sich dem Morgen entgegen.
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