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Die Nacht im Stau (German Edition)

Die Nacht im Stau (German Edition)

Titel: Die Nacht im Stau (German Edition)
Autoren: Sylvia Smuda
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denn obwohl Robert nie in ihrem Auto raucht, haftet seiner Kleidung doch immer der Geruch nach Nikotin an und das bringt er wohl oder übel mit in ihr Auto. Es stört Sonja gewaltig, doch was soll sie dagegen tun?
    „Wir haben es gleich geschafft“, unterbricht Sven ihren Gedankengang. Vermutlich denkt er, dass sie zum Umfallen müde ist. Das stimmt ja teilweise auch. Andererseits ist sie jetzt, wo sie in seinem Auto sitzt, aufgekratzt wie sie es nie zu dieser Nachtzeit für möglich gehalten hätte.
     
    Wenig später hat auch Sven eine Parklücke gefunden und sein Fahrzeug abgestellt. Jede noch so kleine Parkmöglichkeit auf den schneebedeckten Grünflächen um das Rasthaus herum ist zugeparkt. Von Versorgungswägen verschiedener Organisationen werden Kaffee, heißer Tee und Suppen ausgeteilt. Knäuel von Menschen drängen sich um die Stände.
    „Lass uns bitte nach innen gehen, ich muss mich unbedingt aufwärmen.“ Vor allem muss Sonja ganz dringend auf die Toilette. Eng hintereinander her gehend, bahnen sie sich einen Weg durch die Menschenmassen, bis Sven die Warteschlange erreicht hat, die nach Kaffee ansteht.
    „Ich warte hier und organisiere zwei große Tassen Kaffee und Croissants für uns, ja? Dann kannst du so lange dein Glück auf der Toilette versuchen.“
    „Einverstanden. “
    Jetzt muss es schnell gehen. Sonja beißt die Zähne zusammen, bis sie endlich ihr dringlichstes Bedürfnis erledigen kann. In ihrer Not benutzen die Frauen heute auch die Herrentoilette, aber niemand stört sich daran. Nach geschlagenen fünfzehn Minuten trifft sie endlich wieder bei Sven ein.
    „Na, hast du es überlebt?“
    „Unerträglich, der Zustand in den Toiletten. Frag mich nicht.“ Sonja stöhnt. Dankend nimmt sie den Becher Kaffee entgegen, den Sven ihr reicht.
    „Es gab leider keine Croissant mehr, dafür habe ich dir eine Bu tterbrezel mitgebracht. Passt das?“
    „Wunderba r. Du bist ein Schatz.“ Kaum ist Sonja der Satz heraus gerutscht, schießt ihr das Blut in den Kopf. So vertraut sind sie nun wirklich nicht. Verlegen fährt sie mit gespreizten Fingern durch ihren Pony, um ihn damit für eine Weile aus der Stirn nach hinten zu drücken. Vielleicht ist es ja auch der Kaffee, der ihr Blut so in Wallung bringt? Irritiert vermeidet sie den Blickkontakt zu Sven.
    „ Musst du heute unbedingt noch nach Freiburg fahren?“
    Sven hat sich ganz nahe zu ihr her gebeugt um in dem großen Raum, in dem sich sicher Hunderte von Leuten befinden, nicht schreien zu müssen. Sein Gesicht ist dem ihren ganz nahe. Sie getraut sich kaum ihn anzuschauen.
    „Nein“, erwidert sie, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu beherrschen. „Das habe ich schon längst abgeblasen. Ich fahre nach Hause zurück.“
    Svens Gesicht erhellt sich.
    „Ehrlich gesagt“, er zögert kurz und sie schaut ihm nun geradewegs in seine Augen, aus denen der Schalk blitzt, „das freut mich!“
    Schweigend stehen sie sich gegenüber. Ein Lächeln geht über Sonjas Gesicht . Sie fühlt es ganz deutlich: Auch Sven hat es erwischt.
    Ohne den Blick von ihr abzuwenden fährt er fort: „ Wie du weißt, hat sich bei mir auch alles erledigt. Das Konzert ist vorbei, mehr wollte ich in Baden-Baden nicht machen. Wir könnten beide bei der nächsten Ausfahrt wenden und heimwärts hintereinander her fahren. Die nächste Raststätte, die auf der Gegenspur in Richtung Stuttgart kommt, ist die bei Sindelfingen. Dort haben wir um diese Uhrzeit bestimmt Ruhe und Zeit. Was hälst du davon, wenn wir unser gegenseitiges Kennenlernen dort bei einem richtig gemütlichen Frühstück fortsetzen?“
    Sonja stockt fast der Atem. Wie sie so neben ihm steht, spürt sie etwas Seltsames, wie ein fröhlicher Windhauch, der ihr durch die Glieder zieht. Alle Müdigkeit, alle Gliederschmerzen sind wie weggewischt. Inmitten der großen Menschenmenge gibt es in diesem Augenblick nur noch sie zwei.
    „Find ich eine ausgesprochen reizvolle Idee.“ Die Hitze hier drin, die abgestandene Luft. Sonja hat das Gefühl, bald keine Luft mehr zu bekommen. „Musst du nicht noch vorher tanken?“
    Sven streicht sich Brotkrumen vom Kinn und lächelt zaghaft.
    „Mit den zehn Litern komme ich locker bis dorthin.“ Besorgt schiebt er nach: „Schaffst du es noch eine knappe Stunde zu fahren?“
    „Nach der Pause und dem Kaffee ist das kein Problem“, versi chert sie. Ihre Gedanken marschieren ohne sie los, hinein in die kommende Zeit, die ihnen bevorsteht. „Doch jetzt lass uns erst mal
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