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Die Nacht im Stau (German Edition)

Die Nacht im Stau (German Edition)

Titel: Die Nacht im Stau (German Edition)
Autoren: Sylvia Smuda
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nicht allzu sehr auf das Fahren konzentrieren. Körperlich befindet sie sich in einer Mischung aus totaler Erschöpfung und einer seltsamen Aufgeputschtheit, so wie man sich vermutlich fühlt, wenn man Drogen genommen hat. Das, was sie in den letzen Stunden erlebt hat, ist einfach unglaublich. Zuerst dieser Stau, der gewaltige Frust, weil ein geplantes Wochenende ins Wasser fällt. Dann die Begegnung mit Sven, das gemeinsame Konzerthören und nun diese starken Gefühle.
    K ann es denn sein, dass man sich so schnell verliebt?
    Und Sven, was geht in ihm vor?
    Er möchte sie wieder sehen. So, wie er sich verhielt, bedeutet das ihm anscheinend viel. Allein die Dringlichkeit, mit der er ihre Handynummer haben wollte. Und dann seine Andeutung nach dem Konzert, seine Blicke.
    „ Kling, kling“, meldet sich in diesem Augenblick das Gerät in ihrer Handtasche.
    Eine SMS.
    Sonja erschrickt . Sollte Robert wach geworden sein, sich Sorgen machen? Wer sonst schreibt ihr um diese Uhrzeit? Kurz fühlt sie sich wie ein ertapptes Schulmädchen.
    Ertappt, wobei? Sie hat doch nichts Verbotenes getan.
    Sie legt das Handy in die Mitte des Lenkrads und schaltet es ein.
    ‚Sie haben eine neue Nachricht erha lten‘.
    Sonja klickt auf Öffnen und liest:
    ‚ Ich freu mich auf dich. Sven‘.
    Ein kleiner Juchzer entfährt ihr. Sven hat geschrieben!
    Doch im gleichen Atemzug maßregelt sie sich selbst. Sei nicht so blöd, scheltet sie sich. Du benimmst dich ja wie eine verliebte Pubertierende. Er freut sich, na und?
    Soll sie ihm antworten? Doch was soll sie schreiben? ‚Ich freu mich auch‘. Viel zu trivial. Und außerdem sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Raststätte. Das Ankündigungsschild hat sie schon passiert. Dann sehen sie sich wieder und dann…
     
    Es dauert eine Weile bis Sonja begreift, warum die Autos plötzlich wieder zum Stehen kommen. Die gesamte rechte Spur steht, jedes dieser Autos will zum Rasthaus abbiegen. Die linke Spur rollt nur langsam. Weiter vorne sieht sie einen Polizisten in der Mittelgasse stehen, der die Autos, die nach rechts abbiegen wollen, weiterwinkt. Die Raststätte ist vermutlich wegen Überfüllung geschlossen!
    Und nun, w as soll sie nun tun?
    Was wird Sven machen? Er muss ja abbiegen, er braucht dringend Benzin. Das kann man ihm nicht verwehren.
    Ach, was, denkt Sonja. Warum nicht das gleiche machen wie er? Sie wird alles auf eine Karte setzen.
    Wie nicht anders erwartet , will der Polizist, als sie ihn schließlich erreicht hat, sie weiter winken. Sonja kurbelt ihr Autofenster herunter und sagt so freundlich wie es nur geht: „Ich fahre schon seit einigen Kilometern auf Reserve. Seit Pforzheim blinkt das Warnlicht. Ich muss unbedingt tanken, sonst bleibt mein Fahrzeug liegen.“
    Er mustert sie abwägend, dann zuckt er resigniert die Schultern. „Warten Sie, ich helfe Ihnen sich einzureihen.“
    Mi t einem kurzen Handzeichen gebietet er dem neben ihr stehenden Autofahrer anzuhalten. Eine Weile noch muss sie warten, bis sich in der Warteschlange eine kleine Lücke auftut. Sogleich zieht sie ihr Fahrzeug rechts auf die Abbiegespur.
    Geschafft.
    Nun fehlt nur noch Sven.
     
    Eine halbe Stunde später – es geht allmählich auf fünf Uhr zu – sieht sie ihn mit seinem Fahrzeug anrollen. Mit Mühe hat sie einen Platz gefunden, wo sie ihr Fahrzeug abstellen kann. Kein erlaubter Parkplatz, aber das wird an so einem Tag hoffentlich nicht so streng gesehen.
    Ungeduldig ist sie der wartenden Autoschlange entgegen gegangen, in der Hoffnung, Sven zeigen zu können, dass sie schon da ist. Er sieht sie, blinkt kurz mit der Lichthupe und öffnet die Autotüre von innen um sie einsteigen zu lassen.
    „Ist das eine Überraschung !“ Ungläubig schüttelt er den Kopf. „Ich hatte schon befürchtet, sie hätten dich weiter gewinkt.“
    „Wollten sie auch, aber so schnell gebe ich mich nicht geschlagen.“
    „Wunderbar!“ Seine Augen strahlen.
    Sonja atmet erleichtert durch. Sie hab en sich wieder gefunden, nun kann nichts mehr schief gehen. Um ihre fliegenden Atemzüge zu beruhigen und sich abzulenken schaut sie sich in Svens Auto um. Vom Rückspiegel baumelt ein kleines Bärchen herab. Schweizer Vignetten der vergangenen drei Jahre kleben an der Windschutzscheibe. Die vordere Ablage ist leicht verstaubt, aber das sieht in ihrem Auto auch nicht anders aus. Auffallend ist, dass es in Svens Auto anders riecht als in ihrem. Nach Mann und vor allem nicht nach Rauch. Sven ist ganz sicher Nichtraucher,
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