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Die Nacht am See

Die Nacht am See

Titel: Die Nacht am See
Autoren: Julianne MacLean
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ging hinaus in den Flur und besah sich die Bilder an den Wänden. Es waren fast nur Landschaftsbilder, abgesehen von einigen Schwarzweißfotografien alter, verlassener Farmhäuser.

    Anschließend warf sie einen Blick in Dr. Knights Fitnessraum. Er hatte diverse Geräte dort stehen, und auch dort war alles blitzblank und sauber. Nirgends gab es auch nur ansatzweise Gerumpel. Sie fragte sich, wie ein Mensch die ganze Zeit so perfekt sein konnte.
    Wo hatte er seinen persönlichen Krimskrams? Besaß er überhaupt welchen?
    Sie ging durchs Zimmer, um die Fenstergriffe zu überprüfen, obwohl sie das schon vor ein paar Stunden getan hatte. Sie tat es weniger aus beruflichem Interesse als aus persönlicher Neugier, um etwas über den Mann herauszufinden, der am Ende des Flurs friedlich in seinem Bett schlief - wahrscheinlich das erste Mal seit einigen Tagen.
    Ein Bild von Dr. Knight erschien plötzlich vor ihren Augen, wie er in diesem riesigen Bett lag, die muskulösen Arme und Beine ausgestreckt, sein sonnengebräunter Körper unter der weichen Decke. In ihrer Fantasie schlief er in einem knappen Slip, vielleicht trug er aber auch Boxershorts oder überhaupt nichts.
    Verflixt, sie tat es schon wieder. Sie sollte sich lieber an ihren Grundsatz halten, Berufliches und Privates nie zu vermischen. Außerdem sollte sie sich nicht für einen Mann interessieren, der ihrem Ex ähnelte - jemanden, dem es Freude bereitete, in einem vornehmen Penthouse zu wohnen, der teure Smokings trug und in die Oper ging.
    Andererseits gab es da ein paar Dinge, die sie überlegen ließen, ob an Dr. Knight nicht mehr dran war, als der erste Eindruckvermuten ließ. Die Sache mit dem Bier hatte sie erstaunt.
    Sie kam zum Telefon neben der Eingangstür und registrierte den Anrufbeantworter, der daneben stand. Da Dr. Knight ihr gesagt hatte, sie könne seine Unterwäsche durchwühlen, wenn sie es wollte, entschied sie, dass sie auch seine Nachrichten abhören konnte. Man konnte nie wissen, ob darauf nicht irgendwelche Hinweise auf den Täter zu finden waren.
    Sie drückte die entsprechende Taste und drehte die Lautstärke herunter, um ihren Klienten nicht zu wecken. Die Maschine sprang an.
    „Hallo, Donovan, hier ist Eleanor. Ich hatte letzte Woche viel Spaß und wollte nur mal wissen, wie es dir geht. Ruf mich an.” Piep.
    „Donovan, hier ist Christine. Wo warst du neulich Abend? Ich habe dich vermisst, Baby.”
    Piep.
    „Hallo, mein Schöner. Wo bist du gewesen? Ruf mich an, wenn du Zeit hast. Ich habe Karten für ,Die Tageszeiten’ am Samstagabend und niemanden, der mit mir hingeht.” Piep.
    Es gab eine Nachricht von Mark, dann noch vier weitere wie die ersten - von Frauen, die verzweifelt klangen und sich wunderten, warum Donovan ihre Anrufe nicht beantwortete.
    Voller Mitleid mit diesen Frauen schüttelte Jocelyn den Kopf, besann sich dann jedoch wieder auf ihren Beruf. Sie ging in ihr Zimmer und schrieb sich die Namen dieser Frauen auf, entschlossen, Dr. Knight am Morgen nach ihnen zu fragen.
    Um vier Uhr fünfundvierzig wurde Jocelyn von einem Geräusch aus der Gegensprechanlage, die sie an der Eingangstür platziert hatte, geweckt. Sie hörte, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Sofort setzte sie sich auf und griff nach ihrer Waffe.
    Lautlos glitt sie aus dem Bett, schlich durchs Zimmer und den Flur entlang. Eine Frau stahl sich herein und bemühte sich, leise zu sein. Bevor sie die Chance hatte, sich umzudrehen, war Jocelyn hinter ihr und hielt ihr die Waffe an den Kopf. „Stehen bleiben!”
    Die Frau schrie auf und zuckte entsetzt zusammen.
    „Hände über den Kopf!” befahl Jocelyn.
    Die Schlafzimmertür von Dr. Knight flog auf, und er kam herausgestürmt. Jocelyn behielt die Frau im Auge. „Gehen Sie wieder in Ihr Zimmer, Dr. Knight.”
    „Nein, es ist okay!” rief er. „Das ist meine Haushälterin.”
    Erst jetzt bemerkte Jocelyn, dass ihr Herz heftig klopfte und ihr Adrenalinspiegel in die Höhe geschossen war. Sie senkte die Waffe. „Ich dachte, Sie hätten gesagt, sie käme morgens! Es ist erst Viertel vor fünf!”

    „Sie fängt gern früh an.”
    Jocelyns Anspannung löste sich. „Das hätten Sie mir erzählen müssen. Was sollte ich denn denken, wenn jemand um diese Uhrzeit in Ihre Wohnung schleicht?”
    Dr. Knight kam zu der Frau an der Tür. „Es tut mir Leid, Mrs. Meinhard. Entschuldigen Sie bitte, dies ist Jocelyn Mackenzie. Sie ist Sicherheitsspezialistin. Ich habe sie gestern Abend engagiert.
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