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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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hoffte darauf, stark genug zu sein, um den satanischen Blicken widerstehen zu können.
    Hinter ihm fiel die Tür wieder zu. Bill bekam das Gefühl, in einem Gefängnis zu stecken, und die Gestalten vor ihm waren nichts anderes als drohend dastehende Wächter.
    Er konnte sie nicht einzeln erkennen. Dennoch spürte er die Welle der Feindschaft, die ihm entgegenschlug, und ein kalter Schauer rieselte über seinen Riicken.
    Auch Maurice kam. Zum Glück hatte er auch seine Waffe steckenlassen. Dicht neben Bill baute er sich auf. Sein Atem floß scharf und stoßweise über die Lippen. Es war klar, daß er seine Tochter suchte, doch im Dämmerlicht war es schwer, überhaupt jemanden aus der Masse heraus zu identifizieren.
    Sie taten nichts. Standen da, starrten und warteten, daß die beiden Ankömmlinge die Initiative ergriffen.
    Das Schweigen hielt noch an. Bill schielte nach rechts, wo Maurice Reuven stand. Der Belgier bewegte nervös seinen Mund, ohne dabei ein Wort zu sprechen. Sogar den säuerlichen Schweißgeruch nahm der Reporter wahr.
    Bis ein Mann aus den Reihen der Diener seine Stimme erhob. »Sie gehören nicht zu uns. Es sind Fremde. Wir können nicht zulassen, daß sie eindringen. Wir müssen sie hinauswerfen!«
    »Oder töten!« sagte eine Frau.
    Als Maurice die Stimme hörte, da zuckte er zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen. Bill ahnte schon, was kam, und er hielt den Bekannten fest.
    »Ruth! Himmel, du bist es, Ruth!« Keuchend drangen die Worte aus dem Mund des Mannes. »Wo… wo steckst du?«
    »Wer ist das?« rief jemand.
    »Mein Vater!«
    Wieder antwortete Ruth. Sie mußte in der Mitte der Versammlung stehen.
    Eine Frau lachte hoch und hell, bevor sie sagte: »Das hast du doch so gewollt, Ruth. Dein Vater sollte kommen. Du wolltest ihm doch zeigen, daß du zu uns gehörst. Jetzt hast du die Chance!«
    Bill kannte die Frau nicht, die gesprochen hatte, dafür aber Maurice. »Du bistauch hier, Adrienne?«
    »Sicher! Wir haben schon immer zusammengehallen, das hat sich auch jetzt nicht geändert. Gemeinsam werden wir über den dunklen Pfad wandeln in ein Reich, das dir verschlossen bleibt.« In der Reihe entstand Bewegung, als Adrienne sich vorschob. Einen halben Schritt vor der Mauer aus Menschen blieb sie stehen. Sie war ziemlich klein, ihr dunkles Haar umgab den Kopf wie ein Vorhang. Das Gesicht leuchtete ungewöhnlich bleich, mit einem bläulichen Schimmer versehen. »Ich bin hier, Maurice. Deine Tochter und ich sind zusammen gefahren, und ich erinnere mich auch an das Versprechen, das Ruth vor nicht langer Zeit uns allen hier gab.«
    »Welches Versprechen?« fragte Maurice schnell, bevor Adrienne weitersprechen konnte.
    »Ruth wollte die Verräter töten. Und unter diesen Verrätern oder Feinden befindet sich auch ihr Vater. Verstehst du nun, Maurice? Deine Tochter wird dich vernichten! Und wir alle werden ihr helfen. Ihr habt keine Chance!«
    Bill Conolly war ja auf einiges gefaßt gewesen, diese Worte aber hatten auch ihn geschockt. Er spürte, wie sein Blut aus dem Gesicht verschwand. Wahrscheinlich war er bleich wie eine Leinwand geworden. Reuven konnte es nicht glauben. »Das… das darf nicht wahr sein!« ächzte er. »Meine Tochter, mein eigen Fleisch und Blut will mich umbringen?«
    »So ist es!«
    »Das soll mir Ruth selbst sagen.«
    »Bitte, wie du willst!« Adrienne Braun drehte sich um. Sie hob den rechten Arm und winkte. »Komm her, Ruth, dein Vater will es dir nicht glauben.«
    Bill schaute nicht auf die Menschen, er hatte seinen Blick gegen das Auge gerichtet und glaubte, so etwas wie Triumph innerhalb der Pupille schimmern zu sehen.
    Ruth Reuven schob sich vor. Man schuf ihr bereitwillig Platz, unterstützte sie sogar noch mit gezischelten Worten, aus denen reiner Haß durchklang.
    Maurice stand auf dem Fleck, wie vom Blitz getroffen. Er hatte nur Augen für die schmale Frauengestalt, die den letzten Schritt mit einer gleitend wirkenden Bewegung zurücklegte und neben Adrienne Braun stehenblieb. Sie hob den Blick. »Ich bin es tatsächlich, Vater! Glaubst du es nun?«
    Reuven nickte. »Ja, jetzt…«
    »Ich habe auch etwas versprochen.«
    Reuven schüttelte den Kopf. »Das kannst du nicht tun, Kind. Ich bin dein Vater. Du darfst mich doch nicht töten. Allein der Gedanke daran ist schon eine Todsünde.«
    Ruth lachte ihn aus. Das schmerzte Maurice, als er dieses widerliche Geräusch hörte. »Wie oft haben Kinder ihre Eltern schon getötet? Du brauchst nur die Zeitungen
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