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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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nicht? Vielleicht war es besser, wenn ich mit der Suche an einer anderen Stelle begann. Aber wo genau? Da ich dies nicht wußte, war es besser, wenn ich ebenfalls mit zur Restaurant-Kugel hochfuhr.
    »Gut«, sagte ich.
    Bill gab den Weg frei. Neben der Schaltertafel lehnte Maurice Reuven. Er zitterte vor Nervosität und Spannung. Seine Augen hatten einen starren Ausdruck bekommen, über sein Gesicht rann der Schweiß. Auch Bill betrachtete ihn mit Sorge. Es war bestimmt falsch, wenn wir ihn jetzt allein ließen.
    Reuven hatte schon gedrückt.
    Wir merkten den Ruck kaum, als sich der Lift in Bewegung setzte. Er gehörte zu den weichen und gleichzeitig schnellen Aufzügen, die ihr Ziel innerhalb kurzer Zeit erreichten.
    Wir schauten uns an, warteten, ich hielt das Kreuz noch in der Hand und spürte die Hitze, die das Metall auf meine Finger abgab. Etwas war geschehen.
    Ich handelte sofort.
    Zielsicher fand mein Finger den roten Stoppknopf. Eine kurze Berührung reichte, der Lift ruckte nicht einmal nach, als er zum Stillstand kam und wir uns dann anschauten.
    »Was haben Sie jetzt gemacht?« schrie Reuven. »Wollen Sie mich nicht zu meiner Tochter lassen?« Er sprang auf mich zu, wollte mir an den Kragen, ich stieß ihn zurück.
    »Fahren Sie weiter, Reuven, und du auch Bill. Ich werde den Lift hier verlassen.«
    »Weshalb?«
    »Das Kreuz hat sich erwärmt. Er muß in der Nähe sein.« Wir befanden uns in der mittleren Kugel. »Kann die betreten werden?«
    »Ja, ich glaube. Es gibt hier eine Wetterstation.«
    »Danke, das wollte ich wissen.«
    Bevor die anderen noch eine Frage stellen konnten, hatte ich den Lift bereits verlassen.
    Ich drehte mich nicht mehr um.
    Bill und Maurice-schauten auf die Tür, die sich wieder schloß.
    »Warum bist du bei mir geblieben?« fragte der Belgier.
    Bill grinste schief. »Einer muß ja darauf achten, daß du keine Dummheiten machst!«
    »Wie meinst du das denn?«
    Bill zog seine Beretta. »Das wirst du gleich sehen!« Sie fuhren wieder an. »Willst du… willst du die Leute erschießen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Hüte dich. Wenn meiner Tochter etwas geschieht, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen.«
    »Keine Sorge, Maurice, ich gebe schon acht.«
    Ihr Disput verstummte, als sie die oberste Kugel erreicht hatten, in der sich das Restaurant befand. Mit einer fahrigen Bewegung wischte Reuven sich den Schweiß von der Stirn. Er schüttelte die Hand, Tropfen fielen zu Boden.
    Bill hatte seine Waffe wieder weggesteckt. Er wollte durch sie nicht unnötig provozieren. Beide Männer starrten auf die Tür. Langsam wich sie zurück.
    ***
    Innerhalb einer kurzen Zeitspanne vergrößerte sich der rechteckige Ausschnitt. Ihr Blick fiel in keinen Gang, dafür direkt in das Restaurant, wo sie sofort das unter der Decke schwebende, große, alles beherrschende Auge sahen. Klar, grausam und satanisch feuchtete die Pupille. Sie war umgeben von einem roten, schleierhaften Streifen, der wie verdünntes Blut wirkte und sich in den Winkeln konzentrierte.
    Und sie sahen die Diener der unheimlichen Macht. Sie standen nicht weit vom Lift entfernt, wo sie sich aufgebaut hatten wie eine Mauer aus Menschenleibern. An einer Seite wurden sie von dem jetzt leeren Speisebuffet gedeckt, hinter ihnen lag der Andenkenkiosk im Dunkeln. Es brannte keine einzige Lampe. Durch die halbrunden Fensterscheiben sickerte trotzdem etwas Licht. Die breiten Streifen verloren sich allerdings sehr bald auf dem dunklen Boden, als würden sie von ihm verschluckt.
    Maurice wollte vorlaufen, aber Bill hielt den Mann zurück. Er hatte sich in den Strahl gestellt, damit die Tür nicht zufiel. »Warte noch, überlaß alles mir.«
    »Bon, aber meine Tochter…«
    »Wenn sie sich hier aufhält, werden wir sie auch finden!« erklärte der Reporter. Als erster verließ er den Lift. Bill war nicht wohl zumute. Auch er spürte die innere Spannung, die einen gewaltigen Druck auf ihn ausübte. Er hatte seine Lippen zusammengepreßt, der Blick zeigte eine gewisse Starre. In seinen Augen lag ebenfalls ein kaltes Licht. Hinter sich hörte er das scharfe Atmen des Belgiers und hoffte, daß der Mann sich an die Regeln hielt und keinen Unsinn machte oder noch durchdrehte.
    Auch der Reporter spürte die gewaltige Kraft des Auges. Sie war etwas Besonderes, eine Strahlung, die ihn erreichte. Dünne Nadeln schienen in seinen Kopf zu dringen. Diese Macht wollte ihn übernehmen, aber der Reporter wehrte sich dagegen. Er baute eine innerliche Barriere auf,
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