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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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aufzuschlagen. So etwas findest du immer wieder.«
    »Es sind Ausnahmen.«
    »Kann sein. Dann kommt in dieser Nacht eben noch eine Ausnahme hinzu, Vater.«
    Reuven wandte sich an den Reporter. »Bill«, sagte er, »das kann doch nicht wahr sein. Das ist der reine Wahnsinn. Daran glaube ich einfach nicht. Nein, das ist…«
    »Wohl eine Tatsache!«
    »Dein Bekannter hat recht«, sagte Ruth. »Er sieht die Dinge wesentlich realistischer.«
    Maurice wollte es trotzdem nicht hinnehmen. »Nein«, sagte er, »ich glaube es nicht, ich will es nicht glauben, Ich… ich… du bist meine Tochter, du kannst diesen Weg nicht gehen. Du bist mein Fleisch und Blut. Man hat dich falsch geleitet. Ganz bestimmt hat man das. Ja, du bist zum Bösen verführt worden.«
    »Glaubst du das?«
    »So wie ich es dir gesagt habe!«
    »Und wer hätte dich dorthin bringen sollen?«
    Wenn ein Mensch etwas nicht wahrhaben wollte, suchte er nach Ausreden, nach Möglichkeiten. Maurice Reuven erging es nicht anders. Er hatte einen Sündenbock gefunden. »Sie war es!« schrie er und deutete auf Adrienne.
    »Ich?« Die dunkelhaarige Frau lachte. »Was bist du nur für ein Idiot. Nein, es ist unser Meister gewesen, der…«
    »Du warst es!« brüllte Reuven und drehte plötzlich durch. Es geschah so schnell, daß selbst Bill Conolly nicht mehr dazu kam, ihn vor dieser schrecklichen Dummheit zu bewahren.
    Innerhalb einer winzigen Zeitspanne hatte Reuven die ihm von Sinclair überlassene Beretta hervorgeholt, die Mündung auf Adrienne Braun gerichtet und abgedrückt.
    Es war ein fahler Mündungsblitz, der für einen Moment aufleuchtete und dann zusammenfiel. Jeder war geschockt. Selbst die Veränderten. Sie hörten alle den Wehlaut über Adriennes Lippen dringen und sahen zu, wie die Frau getroffen zusammenbrach…
    ***
    Ich hatte die Kabine verlassen und blieb schon nach zwei Schritten stehen, um meine Umgebung wahrzunehmen. Ein kühler Geruch wehte in meine Nase. Keine Lampe brannte, ich konnte trotzdem etwas erkennen, denn in der Kugel schwebte kalt aus der Pupille hervorleuchtend das Auge.
    Es schaute auf mich nieder, und nicht allein auf mich, denn es befanden sich noch andere Menschen innerhalb der Kugel.
    Männer und Frauen, dunkel und schemenhaft wirkende Gestalten, die dicht beisammen standen, aber nichts taten, sondern abwarteten und mich anstarrten.
    Sie hatten gewartet, gelauert. Durch die Fenster fiel ein schales Licht und traf ihre Rücken. Die Gesichter waren mir zugedreht, nicht mehr als helle Flecken inmitten der grauen Dunkelheit, die einen bläulichen Schimmer bekommen hatte.
    Noch taten sie nichts. Ihre Feindschaft aber spürte ich körperlich. Sie traf mich wie ein böser Hauch, nur sah ich meinen eigentlichen Gegner nicht, den Initiator des Ganzen. Er hielt sich wohlweislich im Hintergrund, aber er konnte mich erkennen. Hinter dem Auge sah ich eine Glasscheibe. Jenseits davon standen Geräte, die von Wetterkundlern benutzt werden. Das alles nahm ich bei einem knappen Rundblick in mich auf, wie auch die Tür, die wahrscheinlich zu einem der Gänge führte, einer Verbindung zwischen den Kugeln. »Wo ist er?« fragte ich.
    Eine Antwort bekam ich nicht. Die Masse Mensch schwieg mich einfach an und belauerte mich mit kalten Blicken.
    Ich trat einen Schritt vor. »Wo?«
    »Hier!«
    Auf einmal war die Stimme da. Sie wirkte schon jetzt wie ein Echo, als wäre sie aus einem schlecht eingestellten Lautsprecher gedrungen. Aber es hatte kein Mensch zu mir gesprochen, sondern das über mir schwebende Auge. Das Zeichen des Bösen.
    Ich blieb unbeweglich stehen. Zwei Schweißtropfen rannen in kalten Bahnen meinen Rücken hinab. Die Luft schien mit Elektrizität gefüllt zu sein und zu knistern.
    Sehr vorsichtig und ohne noch großartig den Kopf zu heben, schielte ich in die Höhe.
    Die Pupille hatte sich noch mehr verdunkelt und die Farbe meines Kreuzes angenommen. »Ich bin Radek«, sagte das Auge. In meiner Antwort klang Spott durch. »Ein Auge, das einen Namen hat?«
    »So ist es. Neun Augen, neun Höllenkreise. Jede Kugel ist ein Kreis. In jeder Kugel haben sich meine Diener versammelt, die ich bald in die Welt schicken werde, um die Apokalypse vorzubereiten. Für sie ist das letzte Siegel bereits gebrochen, für die Menschen wird es sich erst noch öffnen. Dann steht die Welt vor einem Untergang, dann wird das Böse furchtbar zuschlagen.«
    »Wer ist dein Herr?«
    »Der Teufel!«
    »Asmodis?«
    »Nein, Luzifer. Ich habe ihm schon immer gedient,
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