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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel
Autoren: Jason Dark
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wartete die Reaktionen ab, die auch prompt eintraten.
    »Wer?« schrie ein Mann. »Wer wagt es denn, sich uns und dir entgegenzustellen?«
    »Es sind Menschen!«
    Jemand lachte schrill. »Ein Mensch gegen die Hölle? Wie kann es einer nur aufnehmen?«
    »Er ist nach Brüssel gelockt worden.«
    »Von wem?« rief Ruth Reuven.
    Das Auge unter der Decke drehte sich plötzlich. Ruth hatte das Gefühl, daß es nur sie anblickte. Sie bekam einen roten Kopf und hätte sich am liebsten verkrochen, denn auch die Blicke der anderen richteten sich auf sie.
    »Du müßtest es wissen!«
    »Nein, Ich…«
    »Es war dein Vater. Er hat die Augen gesehen und seine Konsequenzen gezogen. Ich weiß genau, daß sie aus London gekommen sind, um mich zu vernichten. Ich habe sie bereits gesehen.«
    Stille breitete sich aus. Einige rückten von Ruth Reuven ab, als wäre sie zu einer Aussätzigen geworden.
    Plötzlich entstand eine Insel um sie herum.
    Selbst Adrienne zog sich zurück. »Du?« fragte sie. »Du hast es getan? Du hast uns verraten?«
    »Nein, ich…« Sie schüttelte den Kopf, schaute in die Gesichter und sah nur die satanische Kälte in den Augen, aber kein Verständnis oder Mitleid. Das gab es nicht mehr. Die Eigenschaften, die den Menschen ausmachten, waren verschwunden, denn die Hölle und deren Diener dachte anders.
    »Du hast es getan!« schrie jemand. Er streckte den Arm aus und wies anklangend mit dem Finger auf Ruth.
    »Neiiinnnn!« Sie zogen den Kreis wieder enger. Auch Adrienne kam zurück, aber Ruth spürte, daß sich die Freundin bereits innerlich von ihr getrennt hatte. Sie war zu einer Gegnerin geworden.
    »Laßt sie!« erklang die Stimme des Meisters. »Sie kann wirklich nichts dafür. Sie ist in eine Kette hineingezogen worden, die ich selbst gebaut habe. Die Gegner sind hier, ich weiß es. Und da ich es weiß, ist es auch leicht für uns, sich mit ihnen zu befassen. Wir werden sie stellen, und wir werden sie vernichten!«
    Die Sätze hatten die anderen abgelenkt. Sie lauschten wieder, bis auf Ruth, die sich an Adrienne wandte und nach deren Handgelenk faßte.
    »Du glaubst mir doch, nicht?«
    Adrienne schaute sie kalt an. »Was gewesen ist, können wir vergessen«, sagte sie. »Unsere Freundschaft zählt nur so lange etwas, wie wir auch gemeinsam dem Meister dienen.«
    »Das tun wir doch!« zischte Ruth.
    »Aber du hast uns verraten!«
    »Nein!« Ruth heulte das Wort. »Ich konnte doch nichts dafür. Es waren Zufälle, der Meister hat es selbst gesagt.«
    Seine Stimme nahm an Lautstärke zu, so daß auch Adrienne abgelenkt wurde und wieder zuhörte. »Es war vielleicht gut so, daß alles so gekommen ist. Ich bin sicher, daß unsere Feinde den Weg bereits zu uns gefunden haben.«
    »Dann sind sie hier?« schrie die alte Frau mit Lockenwicklern, die den Freundinnen schon draußen aufgefallen war.
    »Ja.«
    Mit dieser Antwort hatten nicht viele gerechnet. Jemand lachte laut auf.
    »Sie wagen es? Sie haben es tatsächlich gewagt, dieses Refugium zu betreten?«
    »So ist es«, antwortete der Meister.
    »Dann gibt es nur eins.«
    »Töten!« brüllte Ruth.
    »Ja, töten!« schrie auch Adrienne.
    Die anderen stimmten ebenfalls mit ein. Sie kannten nur dieses eine Wort, das sie immer wieder aus rauhen Kehlen gegen die Decke schmetterten.
    TÖTEN!
    »Hört auf!« schrie der Meister, und sofort verstummten sie. »Ihr könnt sie töten, aber ich möchte dir, Ruth, noch eins sagen. Diebeiden Engländer sind nicht allein gekommen. Sie sind zu dritt.«
    »Na und?« schrie Ruth. »Sind wir nicht trotzdem in der gewaltigen Überzahl?«
    »Willst du nicht wissen, wer die dritte Person ist?«
    »Sag es mir!«
    »Es ist dein Vater!«
    Plötzlich wurde es still. Auch Ruth konnte nichts mehr sagen. Sie trat einen Schritt zurück, stieß eine hinter ihr stehende Person an und wurde so aufgehalten. »Dein Vater!« wiederholte Radek.
    Ruth nickte. »Ja, ich habe es gehört!« Ihr Blick suchte Adrienne, doch die Freundin schaute sie nur kalt an, sie konnte ihr nicht helfen.
    »Du weißt, was es bedeutet?«
    »Sicher!«
    »Auch er muß getötet werden!« sprach der Meister. »Auch er. Und ich möchte, daß du es übernimmst, Ruth. Mache du den Anfang. Töte deinen Vater, und beweise uns so deine Treue. Bist du bereit?«
    Ruth ballte die Hände zu Fäusten und hob die Arme ein wenig an. »Ja, ich bin bereit!«
    ***
    Kalt, leer und abweisend wirkte die Halle am Fuße des Atomiums. Wir waren durch die Glasreste der zerstörten Tür
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