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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten
Autoren: Unbekannter Autor
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beimengte, und spülte dann genüßlich den Schaum ab. Der heiße Wasserdampf wurde geräuschlos abgesaugt, so daß weder der Spiegel noch die Metallteile in der Kabine beschlugen. Judd trocknete sich mit einem extragroßen Badetuch ab, schlüpfte in den bequemen Anzug und kämmte sich sorgfältig. Dann prüfte er seine Erscheinung im Spiegel. Alles war in Ordnung. Alle rdings fühlte er sich müde, und das gefiel ihm überhaupt nicht. Es gab noch einiges zu
    tun.
    Er öffnete eine Schublade und entnahm ihr eine goldene Phiole mit Schraubverschluß. Nachdem er den Deckel abgeschraubt hatte, erschien ein kegelförmiger Plastikeinsatz mit einem winzigen Loch in der Spitze. Judd hielt die Öffnung erst ans rechte und dann ans linke Nasenloch und drückte dabei jedesmal kurz auf den Boden der kleinen Flasche. Das Kokain hob sofort seine Stimmung. Lässig warf er die Phiole zurück in die Schublade, machte sich aber nicht die Mühe, sie wieder zu schließen. Dann warf er noch einmal einen Blick in den Spiegel. Jetzt sah er frischer aus. Zufrieden lächelte er sich zu. Das ist der Vorteil, wenn man einen eigenen Chemiekonzern hat, dachte er. Man braucht sich nicht um den mie sen Stoff von der Straße zu kümmern. Eddie wartete in seiner Kabine auf ihn. »Es gibt doch nichts Besseres als eine heiße Dusche und einen ordentlichen Schneesturm«, lächelte er. »Sie sehen schon wieder viel besser aus, Boß.«
    »Du bist wirklich ein kleiner Schlauberger«, grinste Judd. »Sind die anderen schon an Bord?« »Sie fahren gerade herauf, Sir.«
    Judd nahm den Telefonhörer. »Raoul, schlagen Sie doch Frau Dr. Ivancich vor, einen Frotteeanzug anzuziehen.
    Wahrscheinlich paßt ihr Größe 40 ganz bequem.« »Ich habe ihr schon einen hingelegt, Sir. Aber ich glaube, Größe 38 paßt ihr noch besser.«
    »Ich vertraue Ihrem sicheren französischen Geschmack, Raoul. Sie verstehen sicher mehr von der Haute Couture«, lachte Judd.
    Die Stimme des Kapitäns ertönte aus dem Lautsprecher: »Bitte Platz nehmen und anschnallen. Wir starten in einer Minute.« Judd warf Sofia einen Blick zu. Die junge Frau spähte aus dem Fenster hinaus in die Nacht. Mit einem leisen Ruck setzte die Maschine sich in Bewegung. Judd stellte fest, daß Sofia mit beiden Händen die Armlehnen ihres Sessels umklammerte. Während die Maschine schneller wurde und dann plötzlich abhob, sagte er nichts. »Es ist wie ein geflügeltes Haus«, bemerkte Sofia. Judd lachte. »Da haben Sie gar nicht so unrecht. Man kann es so nennen.«
    Sofia blickte auf die Lichter von Dubrovnik hinunter. »Wie hoch fliegen wir jetzt?«
    Judd drückte auf einen Knopf, und an der Kabinendecke ging das Licht an. »Ungefähr zweitausend Meter.
    Wir steigen noch bis ungefähr zwölftausend Meter, bis zur maximalen Flughöhe. Dann fliegen wir mit einer Geschwindigkeit von knapp 900 Kilometern in der Stunde.« Die Warnlampen erloschen, und Judd ließ das Schloß des Dreipunktgurts aufschnappen. Sofia zögerte. »Darf ich Ihnen helfen?« fragte er.
    Sie nickte und ließ sich den Gurt öffnen. Fast Eddie trat ein, stellte ein Tablett mit Kaviar und Toast vor sie hin, füllte ihre Gläser mit Champagner und zog sich dann wieder zurück.
    Judd hob sein Glas. »Willkommen unter dem freundlichen Himmel Amerikas.«
    »Das da unten ist aber noch Jugoslawien«, wandte sie ein. »Aber Sie sind nicht mehr da unten«, lachte er.
    »Stimmt«, gab sie zu und trank einen Schluck. »Oh, köstlich.« Dann warf sie einen Blick auf das gedeckte Tablett. »Ist das echter russischer Kaviar?« Judd nickte.
    »Den schicken unsere sowjetischen Freunde uns nicht«, lächelte sie.
    Er häufte einen Löffel Kaviar auf den Toast und reichte ihr eine Scheibe. »Die Entspannungspolitik hat erhebliche Vorteile.«
    »Entspannung mag ich auch ohne Kaviar«, gab sie zurück. »Da haben Sie recht.« Er nahm sich ebenfalls Toast. »Haben Sie auch russischen Wodka an Bord?« fragte sie. »Natürlich.«
    »Könnte ich vielleicht einen haben?« fragte sie schüchtern. »In Jugoslawien gab es nur Slivowitz, und den vertrage ich nicht.«
    »Kommt sofort«, sagte Judd.
    Die Flasche, die Eddie aus dem Kühlschrank nahm, war völlig vereist.
    Der Schwarze füllte zwei Gläser, ließ die Flasche auf dem Tablett stehen und zog sich diskret zurück.
    Sofia nahm ihr Glas, warf Judd einen prüfenden Blick zu, gab sich einen kleinen Ruck und kippte den Schnaps dann runter. Eine winzige Röte überzog ihre Wangen. »Schmeckt er?« fragte
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