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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Lundgren zurzeit keine Rede sein – ganz im Gegenteil. Stattdessen beschäftigte ihr Vorgesetzter sie mit irgendwelchen Hilfsarbeiten. Ein paar Mal hatte sie sogar schon als Serviererin bei Banketts und Feiern ausgeholfen, obwohl das eigentlich nicht zu ihren Aufgaben gehörte. Und das alles nur, weil Lundgren nicht damit zurechtkam, dass ihre Ideen frischer und innovativer waren als seine eigenen. Zumindest vermutete Noelle insgeheim, dass er sie darum so geringschätzig behandelte. Aber vielleicht änderte sich das jetzt endlich, wenn es ihr gelang, ihn mit dem Design für die Verlobungstorte zu beeindrucken.
    Auch am Ende dieses Arbeitstags war Noelle noch ganz aufgeregt bei der Aussicht, ihrem Ziel endlich etwas näher zu kommen. Wenn sie es geschickt anstellte, bot die Verlobungstorte ihr die Gelegenheit, auf die sie schon so lange gewartet hatte. Aber dafür musste es ihr zunächst einmal gelingen, etwas wirklich Außergewöhnliches zu erschaffen, um Lundgren endgültig von ihren Fähigkeiten zu überzeugen.
    Noch immer hatte sie die Hoffnung nicht aufgegeben, an der Gestaltung der Torte für die königliche Hochzeit mitarbeiten zu dürfen. Auch wenn ihr bis zum Tag der Trauung nur noch drei Wochen blieben. Wenn alles so klappte, wie sie es sich vorstellte, bekam sie in letzter Minute vielleicht doch noch eine Chance!
    Daher konnte sie es kaum erwarten, dass Lundgren sie mit dem Auftraggeber der Verlobungstorte bekannt machte. Sie platzte förmlich vor Ideen. Das war die Gelegenheit, all diejenigen, die sie gewarnt hatten, sich auf eine so exotische Fachrichtung der Konditorei zu spezialisieren, eines Besseren zu belehren. Ihre Eltern, ihre Freunde und die Leute aus der Berufsschule – und allen voran Felix.
    Bei dem Gedanken an ihren Exfreund ballte sie die Hände zu Fäusten. Wie immer, wenn sie an ihn dachte, waren ihre Gefühle zwiespältig. Sie hatte einmal geglaubt, ihn zu lieben. Doch jetzt empfand sie nur noch Wut auf ihn. Aber so etwas wie die wahre Liebe gab es doch ohnehin nur in kitschigen Filmen – oder?
    Ohne dass sie es verhindern konnte, wanderten ihre Gedanken zu Henrik Albrektson, mit dem sie heute im Korridor zusammengestoßen war. Augenblicklich bekam sie Herzklopfen, und die Schmetterlinge in ihrem Bauch regten sich wieder.
    Das musste einfach aufhören! Energisch schüttelte sie den Kopf. Das Thema Männer war nach Felix für sie erst einmal tabu. Außerdem kannte sie die eiserne Regel, die hier bei Hofe ebenso galt wie überall sonst: Vermische niemals Berufliches mit Privatem.
    Sich in einen Gast der königlichen Familie zu verlieben, würde unweigerlich zu Schwierigkeiten führen. Warum dachte sie überhaupt an so etwas? Sie kannte diesen Mann ja nicht einmal. Außer seinem Namen wusste sie nichts von ihm.
    Wenn er diesen verflixten Schal, den sie verloren hatte, einfach irgendwo abgab, würde sie ihn vermutlich nie wieder zu Gesicht bekommen. Ihr Verstand sagte ihr jedenfalls, dass dies das Beste wäre.
    Doch ihr Herz behauptete etwas völlig anderes.
    “Das ist doch wirklich eine gelungene Party, findest du nicht?” Matilda strich mit der Hand ein paar Strähnen ihres hellblonden Haars glatt, die sich aus dem Knoten in ihrem Nacken gelöst hatten. Sie trug ein wasserblaues Kleid, das ebenso wunderschön mit ihrem blassen Teint harmonierte wie mit den aquamarinfarbenen Seidentapeten des Festsaals, in dem das heutige Bankett stattfand.
    In Henriks Augen ließ es sie nur noch mehr wie eine Eisprinzessin wirken.
    Als er nicht antwortete, sah sie ihn fragend an. Aber was sollte er sagen? Die meisten der etwa einhundert Gäste des Galadiners zu Ehren der Kronprinzessin und ihres Verlobten standen in der Nähe der Tanzfläche und betrieben das, was man in diesen Kreisen gepflegte Konversation nannte.
    Henrik fand, dass die Bezeichnung “gepflegte Langeweile” der Realität sehr viel näher kam. Er unterdrückte ein Gähnen und fragte sich zum wiederholten Mal, was er hier eigentlich verloren hatte. Anlässe wie dieser waren ihm zuwider. Im Grunde ging es für die meisten dabei doch nur um eines: sehen und gesehen werden. Sie standen da in ihren kostbaren Roben und Dinneranzügen, schlürften Champagner und setzten sich in Szene, während sie einander abschätzend musterten und ihre gehässigen Gedanken hinter einem Lächeln verbargen.
    Seufzend fuhr er sich durchs Haar. Vielleicht war es nicht fair, all diese Leute zu verurteilen, obwohl er sie gar nicht kannte. Doch in Matildas Nähe
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