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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Moment war sie wie erstarrt. Ihr Atem ging stoßweise, und ihre Knie fühlten sich so schwach an, dass sie sich an die Schultern ihres Retters klammern musste, um nicht zu fallen. Aber waren das wirklich Folgen des Zusammenpralls, oder lag es nicht vielmehr an dem männlich herben Duft, der ihr in die Nase stieg?
    Hastig befreite sie sich aus der unfreiwilligen Umarmung und trat zwei Schritte zurück.
    “Ist bei Ihnen alles in Ordnung?”, erkundigte der Fremde sich. Seine Stimme klang angenehm sanft und warm.
    Als Noelle aufblickte, stockte ihr der Atem. Er war unglaublich attraktiv! Dichtes schwarzes Haar umrahmte ein Gesicht, dessen markante Züge auch die Büste einer griechischen Gottheit hätten zieren können. Unter dem eleganten Anzug erahnte Noelle eine muskulöse Figur. Am beeindruckendsten aber waren seine Augen, so blau und tief wie das Wasser des Mälarsees.
    “… hoffentlich nicht verletzt?”
    Sein fragender Blick holte Noelle in die Realität zurück. Sie schüttelte den Kopf, wie um sich von diesem seltsamen Bann zu befreien, in den er sie gezogen hatte. “Wie bitte?”, erwiderte sie atemlos.
    “Ah, Sie können ja doch noch sprechen. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, Sie hätten bei unserem kleinen Zusammenstoß Ihre Stimme verloren.” Er lächelte, und die Wirkung dieses Lächelns war einfach umwerfend. Noelles Herz begann zu flattern wie ein Vogel im Käfig, und in ihrem Bauch kribbelte es verdächtig.
    Genug jetzt, ermahnte sie sich. Wenn du nicht aufhörst, ihn anzustarren, machst du dich noch komplett lächerlich!
    Sie räusperte sich angestrengt. “Ich kann sprechen”, bemerkte sie dann und hätte sich im nächsten Moment am liebsten selbst geohrfeigt.
Ich kann sprechen? Was für eine unglaublich geistreiche Erwiderung!
    “Freut mich, das zu hören.” Er schmunzelte. “Mein Name ist übrigens Henrik Albrektson. Sind Sie eine der Brautjungfern für die bevorstehende Hochzeit?”
    Es dauerte einen Moment, bis Noelle realisierte, was er da gerade gesagt hatte. Dann sah sie an sich hinab und unterdrückte ein Stöhnen. Oh nein, das durfte doch nicht wahr sein! Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie immer noch das Kleid der Brautjungfer trug.
    Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als sie erneut zu dem attraktiven Fremden aufsah. “Es tut mir leid, aber ich muss jetzt gehen.”
    In Windeseile raffte sie den Rock, wandte sich ab und eilte in die Richtung davon, aus der sie gekommen war. Bis zur nächsten Biegung des Korridors spürte sie noch seinen Blick in ihrem Rücken, dann atmete sie auf.
    Doch ihre Erleichterung währte nur einen Moment, da er plötzlich rief. “Warten Sie!”
    Noelle wartete nicht.
    Als Henrik Albrektson – Graf Pilkvist – kurz nach der schönen Unbekannten um die Ecke bog, war sie fort. Der Korridor lag verlassen vor ihm. Nichts zeugte davon, dass vor wenigen Sekunden noch jemand hier entlanggelaufen war.
    Unwillkürlich musste Henrik an die Märchen und Sagen denken, die sein Vater ihm früher erzählt hatte. Besonders eine Geschichte war ihm lebhaft in Erinnerung geblieben: Sie handelte von einer Fee, die sich immer dann in Luft auflöste, wenn ein Mann versuchte, ihr ins Feenreich zu folgen.
    Feen, was für ein Unsinn! Henrik schüttelte über sich selbst den Kopf. Was waren das bloß für seltsame Gedanken? Wusste er nicht längst, dass es so etwas in Wirklichkeit nicht gab? Ebenso wenig wie die perfekte Frau?
    Nachdenklich faltete er den lavendelfarbenen Schal, den er auf dem Boden gefunden hatte, zusammen und steckte ihn in seine Jackentasche.
    Dabei dachte er an die schöne Unbekannte.
    Sie war wirklich schön gewesen. Wunderschön sogar. Wenn er die Augen schloss, konnte er sie wieder vor sich sehen. Einige Strähnen der dunklen Lockenpracht hatten sich aus dem strengen Zopf in ihrem Nacken gelöst. Zart und weich umrahmten sie das herzförmige Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den vollen, sanft geschwungenen Lippen. Ihr schüchternes Lächeln hatte ihn verzaubert. Und diese Augen, blauviolett wie Gletschereis, dabei aber voller Wärme und Sinnlichkeit, ließen sein Herz auch jetzt noch schneller schlagen.
    Seltsam, er war in seinem Leben schon vielen attraktiven Frauen begegnet, doch keine hatte sein Innerstes so sehr in Aufruhr versetzt wie sie. Nicht einmal Ingrid war das gelungen, und das irritierte ihn sehr. Am liebsten hätte er sie noch stundenlang einfach nur festgehalten. Es erstaunte ihn selbst, wie wunderbar weich und
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