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Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)

Titel: Die Mitternachtsrose: Mittsommerhochzeit (German Edition)
Autoren: Pia Engström
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Schwester insgeheim schon seit ihrer Kindheit.
    Von klein auf war Noelle die am praktischsten Veranlagte der drei Rosenblad-Schwestern gewesen, die Bluejeans jederzeit einem Rock vorzog. Statt Highheels trug sie Turnschuhe. Die störrischen dunkelbraunen Locken bändigte sie, indem sie morgens ein paarmal mit den Fingern hindurchfuhr und sie dann mit einem einfachen Band am Hinterkopf zusammenfasste.
    Und jetzt das!
    Diese Frau im Spiegel wirkte so unglaublich sinnlich und weiblich, dass es Noelle fast den Atem raubte. Ob die Sache mit Felix wohl auch so katastrophal verlaufen wäre, wenn …
    Sie schüttelte den Kopf und drängte den Gedanken an ihren Exfreund zurück in den hintersten Winkel ihres Unterbewusstseins, wo er zumindest für den Moment keinen Schaden anrichten konnte. Doch sie wusste nur zu gut, dass sie diesen Erinnerungen auf Dauer nicht entkommen konnte. Obwohl es nun schon fast ein halbes Jahr zurücklag, tat es immer noch sehr weh. Dabei schmerzte ihr gebrochenes Herz weitaus weniger als ihr verletzter Stolz.
    “Du siehst einfach umwerfend aus!”, erklärte Eva strahlend, dann seufzte sie. “Eine Schande eigentlich, dass eine andere das Kleid zur Hochzeit der Kronprinzessin tragen wird. Es ist wie für dich gemacht!”
    Doch Noelle winkte ab. “Ist mir nur recht”, erwiderte sie. “Das hier ist für eine Märchenprinzessin gemacht, und ich bin, ganz gleich, was ich trage, einfach nur Noelle. Und jetzt beeil dich, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!”
    Zuerst schien Eva noch etwas sagen zu wollen, dann aber nickte sie. “Also gut, fangen wir an.” Sie griff nach einer Dose mit Stecknadeln und begann, einige Änderungen abzustecken. “Danke noch mal”, sagte sie nach einer Weile. “Es ist wirklich lieb von dir, dass du so spontan einspringst. Ohne deine Hilfe hätte ich jetzt ein Problem.” Gerade als sie eine weitere Nadel aus der Dose nahm, flog die Tür zur königlichen Schneiderei auf und Jonas Bengtsdotter, einer der Küchengehilfen, stürmte hinein.
    Als er Noelle erblickte, wurden seine Augen groß. “Wie siehst du denn aus?” Ungläubig schüttelte er den Kopf. “Du musst sofort mitkommen!”
    “Was ist los?”, fragte Noelle alarmiert.
    “Ich hab vergessen, im Ofen nach den Böden für deine Limonencremetörtchen zu schauen.” Er hob bedauernd die Schultern. “Jetzt sind sie allenfalls noch als Briketts zu gebrauchen!”
    “Oh nein!” Erschrocken schnappte Noelle nach Luft. “Die Törtchen sind für das Bankett heute Abend!”, rief sie verzweifelt.
    Ohne weiter nachzudenken, lief sie los.
    “Warte, du kannst doch nicht …” Den Rest von Evas Worten hörte Noelle nicht mehr, weil sie bereits zur Tür hinaus war und den Gang entlang rannte. Sie musste unbedingt sofort zurück in die Küche, um zu retten, was noch zu retten war! Falls es dazu überhaupt noch irgendeine Möglichkeit gab.
    Wie kann es sein, dass ausgerechnet bei mir immer alles schiefgeht?
    Diese Frage stellte Noelle sich immer wieder, während sie den langen Korridor hinuntereilte. Um etwas Zeit zu sparen, verließ sie den Dienstbotentrakt des Schlosses und nahm die Abkürzung durch die Eingangshalle mit ihren prachtvollen Deckengemälden und den nördlichen Drabantensaal, der früher als Wachstube gedient hatte. Sie benutzte diesen Weg öfter, um Eva während ihrer Pausen einen Besuch abzustatten. Aber noch nie war er ihr so endlos erschienen wie heute.
    Endlich trat sie durch eine schwere Eichentür und gelangte damit wieder in einen Bereich des Schlosses, der nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Wenn es stimmte, was Jonas gesagt hatte, war die Arbeit eines ganzen Vormittags dahin! Fridtjof Lundgren würde einen Wutanfall bekommen, wenn er davon erfuhr. Und der Hofkonditormeister war ohnehin nicht besonders gut auf sie zu sprechen …
    Der Gang vor ihr zum Küchentrakt des Gebäudes machte einen scharfen Knick nach rechts. Noelle folgte ihm, ohne ihre Schritte zu verlangsamen, als sie plötzlich erkannte, dass ihr aus der anderen Richtung jemand entgegenkam.
    “Vorsicht!”, rief sie und versuchte noch auszuweichen, doch es war zu spät. Sie hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu prallen. Mit einem erstickten Aufschrei taumelte sie zurück und verlor das Gleichgewicht. Beinahe wäre sie gestürzt, wurde aber im letzten Moment zurückgerissen und fand sich in den starken Armen eines Mannes wieder, der sie um gute zwei Köpfe überragte.
    Einen
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