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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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fragte Nora angstvoll und dachte dabei sofort an Rüdiger Haupt. Ihr wurde dabei heiß und kalt und sie begann zu zittern. Doch sie wollte ihre Familie nicht beunruhigen, dazu war später noch Zeit, wenn Marianne nicht in ein paar Tagen von selbst auftauchte.  
    „Was soll ihr schon passiert sein, Nora? Sie hat einfach keinen Bock auf diesen Entzug und macht sich ein paar schöne Tage in irgendeinem Spielcasino, wo sie niemand kennt. Wir können nur hoffen, dass die Banken ihr kein Geld mehr geben!“, knurrte Jakob und überlegte dabei, ob er bei Mariannes Bank diesbezüglich etwas unternehmen konnte.  

41 
     
    Ich musste warten, bis es stockdunkel war, sonst war es zu gefährlich, meine kostbare Fracht umzuladen. Der Porsche stand in einem abgelegenen Waldstück zwischen Eschenbäche und Krummwälden, also ganz in der Nähe zwischen Mariannes Wohnort und Arbeitsstelle. Wenn sie gewusst hätte, dass sie ihrer Familie so nahe war … 
    Jedes Mal, wenn sie aufgewacht war, hatte ich ihr wieder meinen äußerst effektiven Schlag versetzt und ihre Schlafphasen wurden auch immer länger. Lag wahrscheinlich auch am Sauerstoffmangel im Kofferraum, aber das war mir nur recht. Umbringen wollte ich sie zwar (noch) nicht, vorher hatte ich noch was anderes im Sinn.  
    Vor ein paar Tagen war ich im Gasthaus in Krummwälden gewesen und hatte zufällig ein Gespräch vom Nebentisch belauscht. Es ging um die Fachwerkhütte gleich nebenan und dass diese bisher unter Denkmalschutz gestanden hatte, weil sie noch eine der letzten war, die einen Gewölbekeller hatte. Die Renovierungskosten wären aber so hoch, dass es den Eigentümern und auch der Stadt Eislingen nicht zuzumuten war, diese Hütte umzubauen oder zu renovieren. Nun wurde überlegt, ob man sie nicht doch abreißen musste. Und da kam mir die Idee, dass das doch sicher ein gutes Versteck für meine liebe Marianne wäre. Ich hatte daraufhin geprüft, ob ich irgendwie hineinkam und die alte Scheune war tatsächlich nicht abgeschlossen. Warum auch? War ja nix drin und somit für meine Zwecke genau richtig.  
     
    Als es endlich weit nach Mitternacht war, fuhr ich mit ausgeschalteten Scheinwerfern hinter die Hütte und war nur froh, dass es in den letzten Wochen kaum geregnet hatte und die Wiese um die Scheune staubtrocken war. Meine Gefangene war gerade wach und somit konnte sie selbst laufen. Wäre doch recht mühsam gewesen, wenn ich sie hätte tragen müssen. So hielt ich ihr nur ein Messer an die Kehle, damit sie auch sicher keinen Mucks von sich gab und zerrte sie durch die Scheune hinunter in den feuchtkalten Gewölbekeller. Als ich in ihre vor Angst und Panik weit aufgerissenen Augen sah, wurde mir bewusst, in welches Monster ich mich verwandelt hatte. Aber ich hatte doch keine andere Wahl! Diese Frau konnte mich lebenslang hinter Gitter bringen und dazu durfte es nicht kommen! Was blieb mir also anders übrig, als sie auch noch zu beseitigen? Und dann war da ja auch noch Nora! Sie hatte gesehen, wie ich mit dem Messer nach einem Mann geworfen und ihn auch getroffen hatte. Auch ihre Aussage konnte mich hinter Gitter bringen und für diese junge Dame musste ich mir auch noch etwas einfallen lassen. 
    Was war nur aus mir geworden?  
    Ich hatte doch noch nie jemandem etwas zu Leide getan und nun war ich im Begriff, meinen zwei Morden noch zwei weitere folgen zu lassen … war das wirklich noch ich? Ich, der ruhige und freundliche Messermacher, der noch nie unangenehm aufgefallen war, zurückgezogen lebte und immer nur darauf wartete, dass sein Freund Reno ihn besuchen kam? Der nach dieser Liebe lechzte und sich nach ihr verzehrte? Wie sollte ich ohne diese Liebe überhaupt weiterleben? Wollte ich so und mit dem Bewusstsein, ein Mörder zu sein, überhaupt weiterleben?  
    Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich die immer noch leicht benebelte Marianne an einen Holzpfosten band, an dem sie sich dann langsam auf die Knie fallen ließ. Immer noch schaute sie mich mit diesem panischen Blick an und ich konnte daran nicht ablesen, ob sie mich überhaupt erkannt hatte. Wahrscheinlich war sie total perplex, dass ihr eine Frau so was angetan hatte. Wenn sie nicht von selbst drauf kam, wollte ich mich zunächst noch nicht zu erkennen geben. Ich würde mit ihr reden und vielleicht kam sie ja dann von ganz alleine drauf, wer ich war und warum ich sie hier festhielt. Ich holte eine alte Obstkiste von oben und hockte mich der zitternden Frau gegenüber mit
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