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Die Messermacher (German Edition)

Die Messermacher (German Edition)

Titel: Die Messermacher (German Edition)
Autoren: Petra Mehnert
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mein Büro. Ich werde ihn dann gleich untersuchen lassen. Hat man eigentlich die Fingerabdrücke von Herrn Haupt schon lokalisieren können?“, fragte sie und blätterte hektisch in den Unterlagen.  
    „Man hat die, die in seinem Haus am häufigsten vorgekommen sind, gespeichert, aber hundertprozentig sicher ist das natürlich nicht. Aber da er allein gelebt hat und laut Aussagen der Dorfbewohner außer Kunden in der Werkstatt selten Besuch hatte, ist davon auszugehen, dass es seine Fingerabdrücke sind. Vorbestraft ist er jedenfalls nicht“, antwortete Joska, der die Akte in- und auswendig kannte.  
    „Wo steckt der Haupt nur? Wenn wir wenigstens nur eine winzige Spur hätten!“, jammerte seine Chefin und entließ ihn dann in die Mittagspause.  

39 
     
    Inzwischen hatte ich mich an mein neues Aussehen, die Kleider und Röcke und die engen, hohen Schuhe gewöhnt. Meine langen Haare trug ich offen und mit großer Sonnenbrille und Handtäschchen sah ich wahrlich nicht schlecht aus. Zugute kam mir jetzt, dass ich nur einen spärlichen Bartwuchs habe und so ging ich als Frau überall ohne Probleme durch. Nur mein Pass war ein Problem. Nicht mal so sehr das Bild, das konnte man auch als Frau deuten, doch mein Name war alles andere als weiblich. Ich brauchte dringend einen neuen und so begab ich mich in unsere Stammkneipe nach München. Ich war mir total sicher, dass niemand meiner Jungs mich erkennen würde und ich kannte dort einen, der mir einen gefälschten Pass ausstellen konnte. Mit Geld bekam man alles und so dauerte es auch nicht lange, bis ich unter dem Namen Marianne Anhalt durch Europa fuhr. Ich hatte den Namen Marianne gewählt, um mich immer an die Frau zu erinnern, die mein Leben zerstört hatte. Ich war mir sicher, dass sie es war, die mir den Doppelgänger von Reno auf den Hals gehetzt hatte. Während ich mit dem Zug von Stadt zu Stadt fuhr, ersann ich immer neue Rachepläne, bis ich endlich einen hatte, der erfolgversprechend war.  
     
    Wie praktisch doch das Internet war! Mein Smartphone war zwar momentan wertlos, denn ich traute mich nicht, es einzuschalten. Die Bullen hatten meine Handynummer sicher längst ermittelt und hätten mich orten können, wenn ich es benutzte. So begab ich mich in ein Internet-Café und durchforstete alle Möglichkeiten, um Marianne Angerers ehemalige Schulfreunde ausfindig zu machen. Als ich dann endlich einige gefunden hatte, suchte ich mir eine Frau aus, deren Namen mir gefiel und gab ihn in Facebook ein. Zu meinem Glück hatte noch niemand unter diesem Namen einen Account angelegt und so erstellte ich unter dem Namen Cornelia Weberlein einen und stellte an Marianne Angerer einen Freundschaftsantrag. Sie war ständig in Facebook und so war ich mir sicher, dass sie sich an den Namen ihrer Schulkameradin erinnern und den Antrag annehmen würde. So war es dann auch – keine Stunde später war ich mit ihr befreundet und schickte ihr sofort eine Nachricht: 
     
    Liebe Marianne, 
    wie ungeheuer praktisch Facebook doch ist! Endlich können wir mal ein Klassentreffen planen. Da ich leider nicht mehr in Ottenbach wohne, wäre es super, wenn du die weitere Planung übernehmen könntest. Hast du in den nächsten Wochen Zeit, dich darum zu kümmern?  
     
    Auf ein baldiges Wiedersehen!  
     
    Cornelia Weberlein (immer noch unverheiratet) ;-) 
     
    Gespannt wartete ich nun auf eine Antwort, denn ich wollte eigentlich nur wissen, ob sie in der nächsten Zeit vorhatte, in Urlaub zu fahren oder brav zu Hause an der Werkbank sitzen musste. Es dauerte auch nicht lange und die ahnungslose Facebook-Süchtige antwortete: 
     
    Hallo Conny, 
     
    das ist ja ein Ding! Dich hier über Facebook zu treffen! Ich wusste ja schon immer, dass diese Art der Kommunikation gigantisch ist. Ich würde sehr gerne mal ein Klassentreffen machen, doch leider muss ich morgen bereits für vier Wochen in Kur. Dort werde ich kaum Zeit und Gelegenheit haben, mich um die Organisation zu kümmern. Aber ich kenne noch einige Kameraden, die immer noch in Ottenbach leben und die werde ich darauf ansetzen. Falls du Lust und Zeit hast, kannst du mich ja mal in der Klinik besuchen – ich bin in Oppenweiler. Würde mich freuen! 
     
    Liebe Grüße, Marianne 
    Na bitte! Jetzt hatte mir diese dumme Pute auch noch verraten, wo sie in der nächsten Zeit zu finden war. So krank war sie mir gar nicht vorgekommen, dass sie gleich einen Kuraufenthalt nötig hatte. Aber man musste ja nur ein bisschen jammern,
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