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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Kopf. »Ein schlauer Anwalt könnte das alles in Fetzen reißen«, sagte er. »Warum soll er das Pferd aus dem Stall geholt haben? Wenn er ihm etwas antun wollte, weshalb nicht an Ort und Stelle? Ist in seinem Besitz ein Nachschlüssel gefunden worden? Welcher Apotheker hat ihm das Opium verkauft? Und vor allem: Wo sollte er, ein Fremder in dieser Gegend, ein Pferd verstecken können, noch dazu so eines? Was hat er selber über das Papier gesagt, das die Magd dem Stallknecht übergeben sollte?«
      »Er sagt, es sei eine Zehnpfundnote gewesen. In seinem Portemonnaie wurde eine gefunden. Aber Ihre Gegenargumente sind nicht so fürchterlich stark, wie es scheint. Er ist kein Fremder in diesem Gebiet. Er hat zweimal im Sommer in Tavistock logiert. Das Opium wurde vielleicht aus London mitgebracht. Der Schlüssel kann wegge worfen worden sein, nachdem er seinen Zweck erfüllt hatte. Das Pferd liegt möglicherweise auf dem Grund einer der Gruben oder aufgelassenen Minen im Moor.«
      »Und was sagt er wegen der Krawatte?«
      »Er hat sie als die seine bezeichnet und behauptet, er hätte sie verloren. Aber es hat sich ein neues Element ergeben, das nachweisen könnte, daß er das Pferd aus dem Stall geführt hat.«
      Holmes spitzte die Ohren.
      »Wir haben Spuren gefunden, die beweisen, daß Montagnacht eine Gruppe von Zigeunern nicht ganz eine Meile entfernt von dem Ort, wo der Mord geschah, kampiert hat. Am Dienstag waren sie verschwunden. Wenn man voraussetzt, daß es zwischen Simpson und diesen Zigeunern ein Einvernehmen gab, könnte er dann nicht gerade im Begriff gewesen sein, das Pferd ihnen zuzuführen, als er vom Trainer eingeholt wurde, und könnte es nicht jetzt noch bei ihnen sein?«
      »Das ist sicherlich möglich.«
      »Das Moor ist nach den Zigeunern abgesucht worden. Ich habe auch jeden Stall und jedes Nebengebäude in Tavistock und im Umkreis von zehn Meilen überprüft.«
      »Bin ich recht unterrichtet, daß es ganz in der Nähe noch einen Rennstall gibt?«
      »Ja, und das ist ein Faktor, den wir nicht außer acht lassen dürfen. Da Desborough, ein Pferd aus diesem Stall, der Zweite in der Vorwette war, kann man auf ein Interesse am Verschwinden des Favoriten bei diesen Leuten schließen. Von Silas Brown, dem Trainer, ist bekannt, daß er für dieses Rennen eine große Wette abgeschlossen hat, und er war kein Freund des armen Straker. Wir haben die Ställe untersucht, aber nichts entdeckt, was ihn mit den Vorfällen in Verbindung bringen könnte.«
      »Und nichts, was diesen Simpson mit den Interessen der Capleton-Ställe in Verbindung bringen könnte?«
      »Ganz und gar nichts.«
      Holmes lehnte sich zurück, und die Unterhaltung versiegte. Wenige Minuten später hielt unser Kutscher vor einer sauberen kleinen Backsteinvilla mit tief heruntergezogenem Dach, das an der Landstraße stand. In einiger Entfernung, jenseits einer Koppel, lag ein langgestrecktes, mit grauen Ziegeln gedecktes Nebengebäude. In allen anderen Richtungen zog sich das Moor in flachen Wellen hin zum Horizont, bronzefarben vom welkenden Farn. Die Eintönigkeit wurde nur durch die Türme von Tavistock und im Westen durch eine Ansammlung von Häusern, den Ställen von Capleton, unterbrochen. Wir sprangen aus dem Wagen, nur Holmes nicht, er blieb sitzen, die Blicke geradeaus gegen den Himmel gerichtet und ganz in Gedanken versunken. Erst als ich seinen Arm berührte, zuckte er heftig zusammen und stieg vom Wagen.
      »Entschuldigen Sie«, sagte er zu Colonel Ross, der ihn mit einigem Erstaunen betrachtete. »Ich habe vor mich hin geträumt.« In seinen Augen war ein Leuchten, und in seiner Haltung lag eine unterdrückte Erregung, was mich, der ich mit seiner Art vertraut war, erkennen ließ, daß er eine Spur aufgenommen hatte, obgleich ich mir nicht vorstellen konnte, wo er sie gefunden haben sollte.
      »Vielleicht ziehen Sie es vor, gleich zum Schauplatz des Verbrechens zu gehen, Mr. Holmes?« fragte Gregory.
      »Ich glaube, ich ziehe es vor, ein bißchen zu bleiben und mich mit ein oder zwei Details zu beschäftigen. Ich nehme an, man hat Straker hier hergebracht?«
      »Ja, er liegt oben. Die amtliche Voruntersuchung findet morgen statt.«
      »Er stand einige Jahre in Ihren Diensten, Colonel Ross?«
      »Ich habe ihn immer für einen ausgezeichneten Untergebenen gehalten.«
      »Ich nehme an, Sie haben eine Aufstellung gemacht von dem, was zur Zeit des Todes in seinen Taschen war,
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