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Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2

Titel: Die Memoiren des Sherlock Holmes Bd. 2
Autoren: Arthur Conan Doyle
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abgefunden, im Moor schlafen zu müssen, da sah ich das Licht Ihrer Laterne.‹
      ›Sie sind nahe bei den Ställen von King’s Pyland.‹
      ›O wirklich! Welch ein glücklicher Zufall!‹ rief er. ›Ich hörte, daß dort jede Nacht ein Stallbursche allein schläft. Vielleicht ist das sein Abendbrot, das Sie ihm hintragen. Na, ich bin sicher, Sie wären nicht zu stolz, sich das Geld für ein neues Kleid zu verdienen, oder?‹ Er nahm ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Westentasche. ›Sehen Sie zu, daß der Bursche dies hier heute abend bekommt, und Sie sollen das schönste Kleid haben, das man für Geld kaufen kann.‹
      Sein Eifer machte ihr angst, und sie rannte an ihm vorbei zu dem Fenster, durch das sie stets die Mahlzeiten hineinreicht. Es stand schon offen, und Hunter saß an einem kleinen Tisch. Sie hatte begonnen, ihm von der Begebenheit zu erzählen, als der Fremde wieder auftauchte.
      ›Guten Abend‹, sagte er und blickte durch das Fenster. ›Ich hätte gern kurz mit Ihnen gesprochen.‹ Das Mädchen hat geschworen, daß sie, als der Fremde das sagte, die Ecke eines kleinen Päckchens sah, das er in der geschlossenen Hand hielt.
      ›Was suchen Sie hier?‹ fragte der Bursche.
      ›Was ich suche, könnte Ihnen etwas in die Tasche zaubern‹, sagte der andere, ›ihr habt zwei Pferde für den Wessex-Cup gemeldet – Silver Blaze und Bayard. Gib mir einen sicheren Tip, und es soll dein Schade nicht sein. Stimmt es, daß Bayard den anderen auf fünf Achtel Meilen einen Vorsprung von hundert Yards geben könnte und daß der Stall sein Geld auf ihn gesetzt hat?‹
      ›Ach, Sie sind einer von diesen verdammten Wettspionen!‹ rief der Bursche. ›Ich werde Ihnen zeigen, wie wir die in King’s Pyland behandeln.‹ Er sprang auf und lief durch den Stall, um den Hund loszulassen. Das Mädchen floh nach dem Hause, aber im Laufen blickte es zurück und beobachtete, daß der Fremde sich zum Fenster hineinlehnte. Aber eine Minute später, als Hunter mit dem Hund herausgestürzt kam, war der Fremde weg, und der Bursche fand nicht die geringste Spur von ihm, obwohl er die Gebäude rings absuchte.«
      »Moment mal«, wandte ich ein. »Ließ der Stallbursche, als er mit dem Hund hinausrannte, die Tür unverschlossen?«
      »Hervorragend, Watson, hervorragend!« murmelte mein Gefährte. »Diese Frage fand auch ich wichtig, und sie hat mir so zugesetzt, daß ich gestern ein dringendes Telegramm nach Dartmoor geschickt habe, um sie aufzuklären. Er hat die Tür abgeschlossen, bevor er sich auf die Suche mach te. Das Fenster, muß ich noch hinzufügen, ist nicht groß genug, daß ein Mann hindurch könnte.
      Hunter wartete, bis die anderen Stallburschen zurückkamen, dann benachrichtigte er den Trainer und erzählte ihm, was geschehen war. Straker regte der Bericht sehr auf, obwohl es nicht so aussieht, als hätte er seine wirkliche Bedeutung voll erfaßt. Jedenfalls hat er in ihm ein Gefühl vagen Unbehagens zurückgelassen, und als Mrs. Straker um ein Uhr morgens wach wurde, sah sie, daß er sich anzog. Als Antwort auf ihre Fragen sagte er, er könne aus Sorge um die Pferde nicht schlafen und wolle zu den Stallungen hinüber, um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei. Sie bettelte, er solle zu Hause bleiben, man könne ja den Regen gegen die Fenster trommeln hören, aber trotz ihrer Bitten zog er seinen Wettermantel über und verließ das Haus.
      Als Mrs. Straker am Morgen um sieben Uhr aufwachte, bemerkte sie, daß ihr Mann noch nicht zurück war. Hastig kleidete sie sich an, rief nach dem Mädchen und machte sich auf zu den Ställen. Die Tür stand offen; innen, auf einem Stuhl zusammengekauert, saß Hunter in einem Zustand völliger Starre, die Box des Favoriten war leer, und von seinem Trainer fehlte jede Spur.
      Die beiden Burschen, die in der Häckselkammer über dem Geschirraum schliefen, waren schnell geweckt. Sie hatten in der Nacht nichts gehört, denn sie haben einen festen Schlaf. Hunter stand offensichtlich unter dem Einfluß einer starken Droge; als man aus ihm keine Auskunft herausbe kam, ließ man ihn den Rausch ausschlafen, während die anderen beiden Burschen und die zwei Frauen nach draußen liefen, um die Vermißten zu suchen. Sie hatten noch Hoffnung, daß Straker das Pferd aus irgendeinem Grund zu einem frühen Training geführt haben könnte, aber als sie den Hügel beim Haus erstiegen hatten, von wo aus man alle anliegenden Moore überblicken konnte,
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