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Die Meisterin der schwarzen Kunst

Die Meisterin der schwarzen Kunst

Titel: Die Meisterin der schwarzen Kunst
Autoren: Guido Dieckmann
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sie, dass die Hitze, die sie spürte, nichts mit einer Krankheit zu tun hatte. Jedenfalls mit keiner, die sie fürchten musste. Sie barg ihren Kopf an seiner Brust. Ja, sie liebte ihn auch.
    «Was du sagst, klingt verlockend», sagte sie. «Erzähl mir mehr davon. Ich werde auch brav zuhören und dich nicht unterbrechen.»
    «Habe ich dir jemals anvertraut, wie anziehend ich verheiratete Frauen finde, die sich für mein Handwerk begeistern und deren Finger auch manchmal mit Tinte oder Druckerschwärze beschmiert sind?»
    «Nein.» Sie hob den Kopf, suchte seinen wärmenden Blick. «Das wusste ich nicht. Wie viele solcher Frauen kennst du denn?»
    Wiederum lachte er. Als er ihr seine Antwort ins Ohr flüsterte, musste sie lächeln.
    Überzeugend, dachte sie mit geschlossenen Augen. Sehr überzeugend.

Nachwort des Autors
    Die Geschichte der Henrika Gutmeister ist frei erfunden, beruht aber auf einer Reihe von historischen Begebenheiten, von denen ich drei besonders hervorheben möchte.
    Im Jahr 1606 gründete Kurfürst Friedrich   IV. von der Pfalz am Zusammenfluss von Rhein und Neckar eine Festungsanlage, die nach ihm Friedrichsburg genannt wurde. Ferner ließ er das damals schon bestehende Dorf Mannheim niederreißen, um am selben Ort eine neue Handelsstadt gleichen Namens anzulegen. Bei der Gründung von Mannheim spielten politische, wirtschaftliche und religiöse Gründe eine Rolle, denn die Festung sollte den Truppen des Kurfürsten, der ab 1608 den Zusammenschluss protestantischer Reichsfürsten anführte, als strategisch günstiger Stützpunkt dienen.
    Der Bau der Festungsanlage und der Stadt erfolgte nach den Plänen des gebürtigen Niederländers Barthel Janson, der als «Reißbaumeister des Fortifikationsbaus von Mannheim» bis zum Tod Friedrichs   IV. im Jahr 1610 in kurfürstlichen Diensten stand. Oberaufsicht über die Bauarbeiten führte jedoch nicht er, sondern Graf Otto zu Solms.
    Der historische Festungsbaumeister Barthel Janson wurde demzufolge auch nicht ermordet. Überliefert sind aber die heftigen Konflikte, welche die Beamten der kurfürstlichen Kanzlei mit der aufsässigen Dorfbevölkerung ausfechten mussten, wobei es auch zu Morddrohungen und gewaltsamen Übergriffen gekommen sein soll. Schließlich gelang es dem Kurfürsten von der Pfalz, die erhitzten Gemüter durch die Zahlung großzügiger Entschädigungen zu besänftigen.
    Die Straßburger Relation, deren turbulente Gründungszeit die Heldin des Romans miterlebt, gilt nachweislich als die erste Zeitung der Welt. Sie entstand auf Betreiben des Buchbinders und Druckereibesitzers Johannes Carolus, der bereits im Jahr 1604 drei Druckerpressen erwarb und in seinem Wohnhaus aufstellen ließ. Im Jahr darauf bekam er vom Rat der Stadt die Erlaubnis, eine Zeitung zu veröffentlichen. Wie im Roman beschrieben, sandte Carolus Kurierreiter aus, die entlang der Postrouten des Heiligen Römischen Reiches Nachrichten für die Zeitung einkauften und nach Straßburg weiterleiteten. Dort wurden sie gedruckt und von Zeitungskrämern unters Volk gebracht.
    Der Begriff «Zeitung» war übrigens schon im 16. Jahrhundert gebräuchlich, wurde aber anfangs noch für Nachrichtenzettel, fliegende Blätter und Pamphlete jeder Art verwendet, die auf Marktplätzen und an anderen belebten Orten feilgeboten wurden.
    Die Relation berichtete in ihrer Gründungszeit noch weitgehend unkommentiert über Piratenumtriebe im Mittelmeer, über kaiserliche Erlasse, den Papst und über die Spannungen im Reich, die etwa zehn Jahre später zum Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs führen sollten. Auch die wunderliche Erfindung eines gewissen Italieners namens Galileo Galilei, mit deren Hilfe man die Sterne beobachten könne, findet in der Relation Erwähnung, allerdings erst einige Jahre nach den im Roman geschilderten Ereignissen. Für solche und ähnliche Neuigkeiten interessierten sich immer mehr Leser. Nicht nur Kaufleute und Fürsten, und auch nicht nur Straßburger, denn Informationen, die über das Geschehen innerhalb der eigenen Stadtmauern hinausreichten, waren begehrt. So verwundert es kaum, dass in den folgenden Jahren im ganzen Reich ein dichtes Netz von Zeitungen entstand. Im 17. Jahrhundert betrug der Preis für ein Jahresabonnement einer Zeitung ungefähr zwei Gulden, was dem Wochenlohn eines Handwerksgesellen entsprach.
    Zu den Lesern der Relation gehörten vermutlich auch Mönche des altehrwürdigen Klosters Salem am Bodensee, denn dort wurde die älteste
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