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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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kletterten oder auf den Farmen Gräben aushoben, und alle Probleme, die friedlich nicht zu lösen waren, wurden einem Ältesten vorgeführt. Als einzige vollgültige Erwachsene im Raum fühlte sich Augustina eigentlich dazu berufen einzuschreiten. Doch sie wollte an einem so schönen Tag wie heute keinen Ärger heraufbeschwören. Ein Mann, der mit Zöpfen herumlief, konnte gar nichts anderes sein als ein Rowdy; es konnte gut sein, dass er ihr ergrautes Haupt nicht achtete und sie zu Boden stoßen würde. Vielleicht sollte Kingsley diese Arena lieber seiner heißblütigen Kundschaft überlassen und seine privaten Büroräume in ein anderes Gebäude verlegen.
    Wie aus dem Nichts ertönte plötzlich eine gebieterische Stimme.
    »Odinkemmelu, was zum Teufel soll dieser Lärm?«
    In der Stille, die folgte, konnte man förmlich Engelsgewänder rascheln hören. Alle Augen im Raum suchten nach dem Ursprung der Stimme. Der Geschäftsführer und der junge Mann mit den Zöpfen hörten auf, sich zu beschimpfen, und drehten sich um.
    In würdigem Abstand hinter den zankenden Männern stand Kingsley.
    Augustinas Herz wollte vor Stolz schier platzen. In dem cremebeigen Leinenanzug und den ochsenblutroten Schuhen und mit seinem leicht vorstehenden Schmerbauch war Kingsley so elegant wie ein Lord. Sein Rücken war gerade, seine Hände steckten tief in den Taschen, und sein Blick war klar und furchtlos. Ohne Zweifel, erkannte Augustina, war ihr Opara hier der Chef.
    »Was ist los?«, fragte Kingsley noch einmal.
    »Chairman, ich habe ihm erklären versuch«, antwortete Odinkemmelu rasch. »Sein Ticket ablauf ist.«
    »Mir ist wurst, was er redet«, knurrte der junge Mann mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich will mein Geld zurück!«
    »Chairman, er die Karte letzte Woche kauf …«
    »Sie ist für eine Stunde. Ich habe nur fünf Minuten verbraucht.«
    »Ich bin sag, dass unsere Karten nach fünf Tagen ablauf. Ganz egal, ob er sie brauch oder nicht.«
    »Hören Sie, wenn Sie keinen Ärger wollen …«
    Ruhig betrachtete Kingsley die beiden Streithähne, seine Miene verriet nichts. Augustina musste an ihren Mann denken und seine Art, sich nie mit den Hausbediensteten anzulegen. Ja, es war wirklich wahr, durch Bildung stand ein Mann einfach ein Stück über der Menge.
    Nach einer Weile hob Kingsley die rechte Handfläche. Die beiden Männer wurden still.
    »Junger Mann, was ist denn nun das Problem?«, fragte Kingsley ruhig.
    Der Mann mit den Zöpfen gab seine Erklärung ab. Es verhielt sich genauso, wie Odinkemmelu gesagt hatte, nur die Grammatik war konventioneller.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Kingsley, während der Mann noch mitten in seiner Rede war. »Diesmal lassen wir es durchgehen. Aber, junger Mann, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass unsere Karten nach fünf Tagen ablaufen. Odinkemmelu, gib ihm eine neue Karte.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte der junge Mann aufatmend. Nach und nach kehrten die Zuschauer an ihre Bildschirme zurück. Es musste für sie ein enttäuschendes Ende sein, nachdem die Show so vielversprechend angefangen hatte.
    Reglos sah Kingsley zu, wie Odinkemmelu die neue Karte ausgab. Augustina lief begierig auf ihren Sohn zu. Sie erreichte ihn, als der Mann mit den Zöpfen gerade siegreich mit dem Zettel davonstolzierte, auf dem sein neuer Log-inCode verzeichnet war.
    »Mama!«, rief Kingsley hocherfreut.
    »Ma Kingsley, willkommen, Ma«, murmelte Odinkemmelu mit gesenktem Blick.
    Augustina umarmte ihren Sohn. Zu ihrer Zufriedenheit bemerkte sie aus den Augenwinkeln, dass viele Kunden auch diesem weniger barbarischen Schauspiel wie gebannt folgten.
    »Kings, ich hoffe, ich störe dich nicht bei der Arbeit«, sagte sie mit einem strahlenden Lächeln.
    »Natürlich nicht! Komm, ich zeig dir alles.«
    Er nahm sie bei der Hand. Nach den ersten Schritten blieb er abrupt stehen, drehte sich um und nahm noch einmal seine gebieterische Haltung ein.
    »So etwas möchte ich nicht noch einmal erleben«, ermahnte Kingsley leise Odinkemmelu und drohte ihm dazu mit dem Finger. »Solche Szenen sind unbedingt zu vermeiden.«
    »Chairman, ich bin dem Mann schon früher unser Ticket erklär. Das ist nicht gelog. Ich bin das erklär.«
    Odinkemmelu war immer noch ein roher Diamant. Er hatte vor gar nicht langer Zeit beschlossen, dass er zu alt geworden war, um noch als abhängiger Verwandter zu dienen. Er wollte seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten und seinen Eltern und Geschwistern im Dorf helfen. Sein Traum war es, ein
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