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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin
Autoren: Andreas Gößling
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Un d seh t Euc h nu r heut e a n . Verbitter t un d verdorrt . Warum seid Ihr Eurer Kirche treu geblieben, wenn Ihr der Botschaft Christi doch nicht mehr glaubt ? Den n Ih r könn t doc h a n di e Verheißunge n Eures Heiland s nich t meh r g lauben , Tomas , hab e ic h recht ? Seit damal s nich t meh r - seit Ihr dem Wiedergekehrten begegnet sei d .«
    »Gan z s o einfac h is t da s nicht .« Jetz t wa r e r es , de r sich überrumpel t fühlte . »Mein e Zweife l sin d gewachsen , das stimmt . Aber ich habe niemals aufgehört z u beten, daß sich die angeblich e Forme l de r Wiederkeh r doc h noc h al s teuflisches Blendwer k erweist .«
    »Wen n de m s o ist , sei d Ih r ei n weise r Man n . Heute sollt Ihr fü r Eur e Glaubensstärk e belohn t werde n .«
    Belohnt ? Toma s verstan d nicht . E r wollt e etwa s sagen , doch au s i r gendeine m Grun d gehorcht e ih m sein e Zung e nicht . Nur ei n Gurgel n dran g au s seine m Mund , ei n tierische r Lau t . Sein Gaume n fühlt e sic h wi e verdorr t a n . E r ergrif f de n Beche r und leert e ih n i n eine m Zu g . Abermal s zo g e r a n de r Zigarre . Wie leich t e r sic h au f einma l fühlte , schwerelos .
    »U m e s kur z z u machen , Toma s , der Mann, dem Ihr damals in Tay a s a l begegne t seid , wa r nich t Dieg o Delgado . Viele Jahrhundert e lan g habe n di e alte n Mayaprieste r ei n großes Geheimni s u m di e Forme l de r Wiederkeh r gemacht . Abe r die Forme l ha t i n alle n Fälle n versagt , s o auc h i n diese m .«
    Pate r Toma s blinzelte . Abe r wi e ... ? wollt e e r frage n . Doc h da sprac h Ixkuku l scho n weiter .
    »De r jung e Maya , de r sic h vo r Euc h un d de m anderen Schwarzroc k damal s al s Dieg o Delgad o ausgegebe n hat , wa r in Wahrhei t ei n junge r Bücherprieste r namen s Julki n . I n de n drei Monaten , di e Pate r Dieg o i n Tayasa l lebte , hatt e sic h Julki n eng an ihn angeschlosse n . E r verehrt e de n weiße n Mann , e r war regelrech t besesse n vo n ih m . Unablässi g bestürmt e e r ih n mi t Frage n . Alles , wa s Delgad o j e erleb t hatte , wollt e e r i n seinem Geist nacherlebe n . Alles , wa s Delgad o wußte , wollt e auch Julkin sich aneignen: Eure Religion, Eure Sprachen, das Kastilisch e ebens o wi e da s Latei n Eure r Heilige n Schrift . Julkin wollt e Dieg o Delgad o sein , versteh t Ihr ? Un d e r wurd e e s auch, sowei t da s überhaup t möglic h is t .«
    Ixkuku l schwie g fü r eine n Moment . Tomas spürte, wie Erleichterun g ih n durchströmte . Unverwand t sa h e r Ixkuku l a n . Sein Gesicht fühlte sich seltsam taub an, aber das war i hm gleic h . Di e höllisch e Forme l hatt e versagt , imme r schon , nichts andere s zählte . De r Sata n is t besiegt , o Her r i m Himmel , höre doch , wi e mein e Seel e jubel t . Ame n .
    »Als das große Opfern begann«, sagte Ixkukul, »beugte Julkin seine n Nacke n nich t unte r de r Ax t de s Opferpriesters . Sondern versetzt e sic h mi t meine r Hilf e i n eine n totenähnliche n Schlaf, dami t De l g ado s Seel e be i ihre r Wiederkeh r i n seine n Leib fahre n könnte . Un d al s Julki n dan n erwachte , glaubt e er wahrhaftig , de r wiederverkörpert e Delgad o z u s e i n . Er glaubte e s s o sehr , da ß selbs t Ih r diese m Irrglaube n verfiel t . Ich aber«, sagt e si e mi t veränderte r Stimme , »verga ß nich t einen Augenblick , da ß e r nich t Delgad o war , sonder n Julki n . S o w ie ic h selbs t nich t di e wiederverkörpert e Ixkuku l bin , wi e Ih r das bi s heut e z u glaube n schein t .«
    Sie lächelte düste r . Für einen Moment glaubte Tomas Spottlichte r i n ihre n Auge n funkel n z u sehe n . Siche r ei n Irrtum, dacht e er , kei n Wunde r be i de r u ngewissen Beleuchtung, die in diese r Hütt e herrschte .
    »Mein Name ist Siy il« , fuh r si e fort , »damal s i n Tayasa l war ich eine niedere Priesterin in Diensten Ixkukuls, der obersten Priesterin I x q uics . Ic h verehrt e Ixkuku l nich t weniger , al s Julkin Pate r Dieg o verehrte . Un d s o beschlo ß ich , auc h meine n Leib nicht zu opfern, sondern in jenen totenähnlichen Schlaf zu versetzen , dami t Ixkukul s Seel e be i ihre r Wiederkeh r i n meinen Körper schlüpfen könnte. Aber als ich am dreiundzwanzigsten Ta g a n Julkin s Seit e erwachte , d a merkt e ich , da ß de r Zauber versag t hatte : Ic h wa r imme r noc h S i yil . Julki n wa r imme r noch Julki n . Und Ixkukul und Diego Delgado«, schloß sie, »sind seit vierzehn Jahren to t .«
    Wiede
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