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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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selbst »Arme Christi«, »Arme von Lyon« oder einfach »Brüder«. Ihre Verfolger bezeichneten sie als Ketzer oder eben nach dem Namen ihres geistigen Vaters, Petrus Valdes († vor 1218), als Waldenser. Säulen ihres Glaubens waren die Ablehnung der Todesstrafe, des Lügens, des Eids, der Beichte,
der Heiligen und der Eucharistie. Sie erkannten die Macht der Kirche nicht an und ließen Laienprediger zu. Sie verweigerten den Reliquienkult, arbeiteten an Festtagen, machten keine Wallfahrten und stellten Frauen den Männern gleich. Im Piemont trafen sich die Waldenser, weil die schwer zugänglichen Schluchten guten Schutz boten.
    Im Grunde entdeckte Luther wieder, was die »Armen von Lyon« seit Jahrhunderten vertraten. Allerdings glaubten die Waldenser im Gegensatz zum sola fide , dem Herzstück des lutherischen Gedankenguts, dass der Mensch selbst zu seinem Seelenheil beitragen kann. Die im Roman erwähnte Bibel von Olivétan ließen die Waldenser 1535 in Neuchâtel drucken. Seit etwa 1530 beteiligten sich die Waldenser an der Reformation, und damit begann der Niedergang des Waldensertums, das durch Dogmenfreiheit und die oben erwähnten Punkte gekennzeichnet ist. Die Geschwister Dubray sind Fiktion, ebenso wie die Lavbruchs und barbe George. Den Gefangenen von Embrun gab es wirklich. Er wurde gefoltert und zwei Jahre nach seiner Gefangensetzung hingerichtet. Robert Estienne ist eine historische Figur, ein Buchdrucker und Gelehrter, der zwar von Franz I. unterstützt wurde, durch seine Bibelkommentare jedoch in Konflikt mit den Konservativen geriet. Nach dem Tod von König Franz ging er nach Genf, eröffnete eine Druckerei und veröffentlichte zahlreiche Werke Calvins.
    Marguerite de Navarre, auch Margarete von Angoulême, die Schwester des Königs, ist eine wichtige Figur des französischen Humanismus. Ihre Werke »Le Miroir de l’âme pécheresse«, »Cantiques spirituels« oder »Marguerites de la marguerite des princesses« zeigen sie als Mystikerin und Dichterin. Als Christin und Platonikerin, die zu ihren Lebzeiten auf wenig Verständnis stieß, zeichnet sie sich im »Heptameron«, dem aufschlussreichen und ernüchterndsten Text
der französischen Renaissance, aus. Leider schwand ihr Einfluss auf Franz, nicht zuletzt durch intrigante Männer wie Montmorency.
    Anne de Pisseleu, Herzogin von Étampes, verdrängte die erste Mätresse des Königs und zog Franz bis an sein Lebensende in ihren Bann. Sie war gebildet, charmant und förderte Gelehrte und Künstler. In ihrer Beziehung zum König war sie diskret. Das Hôtel-Neuf in der rue l’Hirondelle, wo Madame d’Étampes lebte, war tatsächlich mit dem Königs-Palais, dem Hôtel des Tournelles, durch einen unterirdischen Gang quer unter der rue Saint-Antoine verbunden.
    Katharina de Medici kam als junges Mädchen nach Frankreich, um Henri, den späteren Kronprinzen, zu heiraten. Nicht von auffälliger Schönheit, zog sie die Aufmerksamkeit ihres Schwiegervaters durch ihre Intelligenz auf sich. Franz I. erkannte die Stärke und den wachen Geist Katharinas und unterstützte sie, solange er lebte. Es war seinem Leibarzt zu verdanken, der die organische Ursache für das Ausbleiben von Nachkommen von Katharina und Henri klärte, dass eine Scheidung abgewendet werden konnte. Aus der unscheinbaren Katharina wurde mit den Jahren eine starke Königin, die sich neben der hartherzigen Diane de Poitiers und dem ihr hörigen Henri behauptete. Zeit ihres Lebens war Katharina eine engagierte Beschützerin und Förderin ihrer in Frankreich lebenden Landsleute. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, Katharina als Luisas Fürsprecherin in Villeneuve auftreten zu lassen, obwohl sich Katharina zu jener Zeit eigentlich in Blois aufhielt, um eine Unpässlichkeit auszukurieren. Aus Quellen geht hervor, dass Franz seine Schwiegertochter gerade in Villeneuve und Nizza sehr gern an seiner Seite gehabt hätte, weil er ihr kluges Urteilsvermögen schätzte. Da er andererseits um ihre Gesundheit und die Sicherung der Nachkommen besorgt war, fügte er sich
dem Rat der Ärzte, die kränkelnde Katharina in Blois zu belassen.
    Den großen Humanisten, Gelehrten und Reformatoren – Guillaume Farel, Jacques Lefèvre d’Étaples, Clément Marot, dem Bischof von Meaux und seinem Kreis, Calvin, Aretino, um nur einige zu nennen – standen die katholische Kirche und die konservativen Theologen der Sorbonne gegenüber. Kardinal Carafa steht für die unbarmherzige und engstirnige Haltung der Kirche
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