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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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Bildmotiv, jedem Fresko und jedem Ornament den Hausherrn
Franz I. Angelegt als langgestreckter Verbindungssaal, lud die Galerie zu Gesprächen und zur Muße ein. Aller Wahrscheinlichkeit nach barg die Galerie die größte Antikensammlung Frankreichs. Mit Hilfe der fortschrittlichen italienischen Künstler ließ Franz I. einen neuen und dennoch typisch französischen Raum- bzw. Architekturtypus kreieren, eine Symbiose aus der beliebten Gartenlaube, den antiken Arkadengängen, den Kryptoportiken und dem originellen Dekorationssystem des Rosso Fiorentino. Erst später wird Ähnliches in der Sala Regia des Vatikan oder der Galerie des Palazzo Spada zu finden sein.
    Da Rosso Fiorentino (*1494 Florenz, †1540 Fontainebleau) keine Lebenserinnerungen hinterlassen hat wie etwa sein Künstlerkollege Cellini, sind die Informationen über sein Leben spärlich und basieren fast ausschließlich auf Giorgio Vasaris (1511-1574) Künstlerbiographien, die 1550 veröffentlicht wurden.
    Rossos Arbeiten zeugen schon früh in Komposition und narrativem Detail von seiner außergewöhnlichen Originalität und seiner Fähigkeit zu unkonventionellen Lösungen. Bis zum Sacco di Roma arbeitete Rosso unter dem Einfluss von Michelangelo und Raffael in Rom, danach in Venedig. 1530 wurde Rosso durch die Fürsprache von Aretino nach Frankreich gerufen und bald nach seiner Ankunft zum Leiter aller Bauprojekte, Malereien und Dekorationen gemacht.
    Francesco Primaticcio kam 1532 an den französischen Hof, nachdem Giulio Romano nicht angeworben werden konnte. Sicher hat auch Primaticcio Anregungen aus seiner Zeit im Palazzo del Te in Mantua mit eingebracht, und die in Venedig aufkommende Mode der aufgerollten Wappenschilder hat Einfluss auf die Gestaltung des plastischen Rollwerks genommen, doch die alles entscheidende Rolle bei der Gestaltung der Galerie hatte Rosso Fiorentino, der Lieblingskünstler
des Königs Franz I. Die beiden Männer verband gegenseitige Achtung und Bewunderung. Beide liebten das luxuriöse Leben und die Kunst über die Maßen. Während Franz der holden Weiblichkeit huldigte, gibt es über Rossos Privatleben – bis auf seine innige Freundschaft zu Pellegrino – keine Belege. Da Rosso allem Schönen zugeneigt war, scheint mir eine Affäre mit einer als Mann verkleideten Künstlerin, deren Geist und Fähigkeiten Rosso schätzte, durchaus denkbar.
    Vasari betont in seiner »Vita« Rossos Universalität und beschreibt ihn als perfekte Verkörperung des cortegiano , des Hofmanns, nach Baldassare Castiglione, dessen gleichnamiges Buch Rosso besaß. Des Weiteren verweist er darauf, dass Rosso in Frankreich das Leben eines Fürsten führte, eine Tatsache, die auch von Antonio Mini, einem Schüler Michelangelos, berichtet wird, der sich in den Dreißigerjahren des 16. Jahrhunderts am Hof aufhielt. Immer wieder betont Vasari den ehrenhaften Charakter Rossos, der bei allen Mitarbeitern außerordentlich beliebt war. Vor diesem Hintergrund ist die Intrige, die am Hof um Rosso gesponnen wurde und zu seinem Selbstmord führte, umso tragischer. Rosso wird als Malerphilosoph charakterisiert, dem Horaz, Aristoteles und Empedokles vertraut waren. Kurz vor seinem Tod schuf er die Zeichnung einer männlichen Figur im Pilgergewand, bei der es sich um Empedokles handeln könnte (heute im Getty Museum, Malibu). Da Suizid seit den Schriften des Augustinus mit Mord gleichgesetzt wurde und als Todsünde galt, erscheint Rossos Freitod umso bemerkenswerter.
    Der Karton der Sibylle von Tibur ging verloren, genau wie die Fresken der Kabinette (dokumentiert durch Radierungen), die während späterer Umbaumaßnahmen an der Galerie vollständig abgerissen wurden.
    Für die Figur Franz’ I. dienten mir als Primärquellen
die Biographien von Gerd Treffer und René Guerdan. Die Reisezüge dieses großen französischen Renaissancekönigs sind legendär. Für die Dramaturgie des Romans war es nötig, Aufenthalte des königlichen Trosses, wie den in Ventadour, zu erfinden. Der königliche Hofstaat umfasste weitaus mehr Personen, als erwähnt werden, doch habe ich mich bewusst auf einige herausragende Berater wie den Connétable Montmorency oder Kardinal Tournon beschränkt. Fontainebleau war das »chez soi« von Franz I., sein Zuhause, und, wie Benvenuto Cellini in seinen Lebenserinnerungen betont, »die größte Lust, die er im Reiche hatte«. Der König liebte Feste und Dekorationen von raffinierter Sinnhaftigkeit, weshalb auch das auf den ersten Blick
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