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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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Rings.«
    Überwältigt von der Großherzigkeit der Königin versank Luisa in einen tiefen Hofknicks. »Ich danke Euch, Majestät.«
    Es raschelte, und Katharina de Medici, die Königin von Frankreich, schritt auf die wartenden Hofdamen zu, die bereits ungeduldig flüsternd auf sie warteten.
     
    Es war im Februar des Jahres 1548 im Haus der Gebrüder Lavbruch in Straßburg. Luisa Paserini saß neben Jules Dubray
in der Nähe des knisternden Kaminfeuers und lauschte dem Spiel von Thomas und Josef. Die Brüder hatten aus Piacenza neue Instrumente mitgebracht und übten sich im Spiel der Violinen, die einen vollen Klang hatten. Peter Lavbruch saß an einem Tisch und schrieb an einem Buch über den Glaubensgrundsatz der Vaudois, die sich in den letzten Jahren mehr und mehr den Protestanten angenähert hatten. Jules war blass und kämpfte immer noch mit den Folgen seiner Verwundung, doch wenn es ihm gut ging, diskutierte er mit Peter und den anderen Protestanten in Straßburg und rief die Leute zu öffentlichen Diskussionen auf.
    Suzanne trug schwarze Witwenkleidung und führte die Arbeit ihres verstorbenen Mannes weiter. Ihr ältester Sohn studierte Medizin in Montpellier, und sie selbst wurde in Straßburg als Hebamme geschätzt. Die Freude über Luisas Auftauchen in Straßburg vor vier Monaten war unbeschreiblich gewesen, und man hatte Luisa wie ein lange vermisstes Familienmitglied aufgenommen. Doch langsam wurde sie unruhig und erwog, nach Siena zurückzukehren. Pietro kränkelte und bedurfte ihrer Hilfe. Und es schien so, dass Katharinas Nachforschungen ergebnislos geblieben waren oder sie die Sache schlicht vergessen hatte. Das Kind von Aleyd und Armido müsste, wenn es überlebt hatte, zehn Jahre alt sein. Doch die Hoffnung auf eine Nachricht aus Frankreich sank mit jedem verstreichenden Tag.
    Luisa erhob sich und goss Jules heißen Gewürzwein nach. Sie hatte niemandem hier von der Semele erzählt. Vielleicht würde sie das auch nie tun, denn nur Armido hätte sie verstanden. Armido, an den sie täglich dachte, genau wie an Rosso und ihre gemeinsame Zeit in Fontainebleau. Es gab Dinge, die ihre Kraft im Verborgenen entfalteten, und wenn Luisa an die Semele dachte, durchströmte sie eine innere Wärme, die sie alles Leid ertragen ließ. Seit sie das Fresko in
Fontainebleau gesehen hatte, wusste sie, dass das immer so bleiben würde. Das Leben ist ein Mysterium, aber manchmal gewährt es dem Sterblichen einen Hauch von Gewissheit, dachte Luisa, und allein dafür lohnt es sich zu leben.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine Dienerin erschien. Sie ging zu Peter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dieser nickte, stand auf, und die Dienerin lief wieder hinaus. Etwas an Peters Haltung verunsicherte Luisa. Nervös umklammerte sie den Krug. Sie mochte den warmherzigen Saitenmacher, der mit seiner fröhlichen Art die Seele des Hauses war. »Was?«, fragte sie und stellte den Krug ab.
    Doch Peter hob die Hand. »Warte.«
    Dann öffnete sich die Tür erneut, und die Dienerin schob einen schmächtigen Jungen von etwa zehn Jahren in den Raum.
    »Dieser Ring ist für meine Tante, Luisa Paserini«, sagte der Junge in reinstem Französisch und streckte die geöffnete Hand aus, in der der Siegelring der Medici lag.

Nachwort
    H istorische Personen und Begebenheiten sind faktengetreu dargestellt, doch aus dramaturgischen und atmosphärischen Gründen habe ich mir erlaubt, die Wahrheit hin und wieder auszuschmücken.
    Le premier château de France wird das Schloss von Fontainebleau in der Literatur häufig genannt, und damit ist nicht allein das Alter, sondern auch der Rang dieses maison royale gemeint. Bereits im 16. Jahrhundert begründet sich der Ruf der Schlossanlage als eine der schönsten in Europa. Maßgeblichen Anteil daran hat die Galerie des exzentrischen und genialen Rosso Fiorentino. Wenn man sie heute betritt, wird man die königlichen Kabinette vergeblich suchen, und auch die Farben der Fresken sind verblasst. Durch Anheben und Absenken der Decke hat der gesamte Raumeindruck gelitten. Die Bäder wurden 1697 unter Ludwig XIV. zerstört und in Appartements umgebaut.
    Die Baugeschichte des Schlosses ist nicht lückenlos dokumentiert. Vor allem über das Entstehen der Galerie gibt es verschiedene Theorien. Weitestgehend bin ich den Ausführungen von Dorothee Herrig: »Fontainebleau – Geschichte und Ikonologie der Schloßanlage Franz’ I.«, München 1992, gefolgt.
    Die Ausstattung der Galerie verherrlichte in jedem
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