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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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uneinheitliche Schloss von Fontainebleau als Residenz von besonderer, durchdachter Bedeutung zu verstehen ist.
    Ab 1519 war Franz I. davon besessen, Kaiser Karl V. zu besiegen und italienisches Gebiet zu erobern, wobei er seine dynastischen Ansprüche bezüglich Mailands auf seine Urgroßmutter Valentine Visconti und in Hinsicht auf Neapel bis zu Karl I. von Anjou zurückführte. Weder finanzieller Ruin noch verlustreiche Kriege gegen Karl V. oder die Feindschaft der christlichen Welt aufgrund seines Pakts mit den Osmanen vermochten Franz von seinem Ziel abzuhalten. Italien war der Sitz der römischen Kaiser und verkörperte den Schauplatz der als Wiedergeburt der Antike verstandenen Renaissance, und Rossos Galerie thematisiert dies in Bezug auf Franz I. Vasari bemerkt, dass Franz in Fon tainebleau beinahe »ein neues Rom« geschaffen habe, ein Satz, der zur Floskel wurde.
    Als Krieg führender Herrscher erfolglos, war Franz doch in Kunst und Kultur der führende Fürst seiner Zeit. Mittels der Druckgraphik wurden das Schloss und seine Kunstschätze berühmt und Fontainebleau bekannt als ein lebendiges
Gesamtkunstwerk. Für Meister des 17. Jahrhunderts wie Poussin oder Rubens wurde diese druckgraphische Quelle unentbehrlich, und es entstand der Begriff der »Schule von Fontainebleau«.
    Die Vorliebe des Königs für alles Italienische kam auch in seiner Gemäldesammlung zum Ausdruck, die von Agenten wie Battista della Palla zusammengetragen wurde. Werke von Leonardo da Vinci (unter anderem Mona Lisa, La Belle Ferronière, Anna Selbdritt ), Andrea del Sarto, Raffael, Giulio Romano, Sebastiano del Piombo, Fra Bartolomeo, Pontormo, Bronzino und einige Tafelbilder von Rosso sind darunter. Die Kunstsammlung Franz’ I. begründete die Sammlung im Louvre. Neben Fontainebleau sind der Kunst- und Architektursinnigkeit Franz’ I. einige der schönsten Schlösser Frankreichs zu verdanken: Amboise, Blois, Chambord und der neue Louvre. Auf den Rat von Guillaume Budé schuf Franz I. das königliche Kolleg, aus dem das spätere Collège de France erwuchs.
    Fontainebleau war Lustschloss und Residenz und blieb im Unterschied zu Versailles und zum Louvre über siebenhundert Jahre lang der typischste Ausdruck französischen Herrschaftsverständnisses. Nur in Fontainebleau fanden kontinuierlich Baumaßnahmen statt, die das Schloss zum maison des siècles und zum »ersten Schloss Frankreichs« werden ließen.
    Bis zur Plakataffäre 1534 galt Frankreich in Bezug auf die Protestanten als tolerant. Schwankend in seiner Haltung den Lutheranern gegenüber und unter dem Einfluss seiner den Humanisten zugeneigten Schwester Marguerite eher offen, veränderte sich danach die Einstellung von Franz I. Solange die Reformation die öffentliche Ordnung nicht gefährdete, hatte er stillgehalten, doch nachdem ein Plakat, auf dem die katholische Messe als Götzendienst verurteilt wurde, an die königliche Schlafzimmertür zu hängen kam, setzte der
König eine Unterdrückungskampagne in Gang. Nach jener ersten schrecklichen Verfolgung von Ketzern (vor allem protestantischen Buchdruckern) erließ der König 1535 das Edikt von Coucy (sechs Monate Amnestie für Häretiker, um in ihre Häuser zurückzukehren und zu bereuen). Der Religionskonflikt äußerte sich 1537 in weiteren Repressionen gegen Waldenser und Misshandlungen von lutherischen Predigern. Der Streit von Farel mit Montjehan, dem Gouverneur von Turin, sowie die Mithilfe Montmorencys bei der Plünderung des Piemonts sind belegt, fanden allerdings einige Monate später im Jahr 1538 statt, als in meinem Roman dargestellt.
    Königliche Briefe gerieten in Umlauf, welche die Jurisdiktion in Fällen von Häresie an Sekundärgerichte, baillis und sénéchaux , übergaben. Diese Briefe waren 1540 Auslöser für den Erzbischof in Aix, zusammen mit dem parlement die Verfolgung der Häretiker zu betreiben.
    Die Ereignisse spitzten sich zu und gipfelten im Frühjahr 1545 im Massaker an den Waldensern des Luberon. Auf Drängen der päpstlichen Kanzlei und des Barons d’Oppède, verantwortlich für die Justiz in Aix, genehmigte der König die Vollstreckung der ausgesetzten »Verfügung von Mérindol«. In der Folge wurden zwanzig Dörfer zerstört, die Bewohner ermordet, geschändet oder gefangengenommen. Es gab Tausende von Toten, und sechshundert Männer wurden auf die Galeeren verschleppt. Der König soll seine Entscheidung bis zum Tod bereut haben.
    Die Waldenser (in Frankreich Vaudois) nannten sich
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