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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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wieder! Ihr seid die Malerin von Fontainebleau!« Sie klatschte in die Hände. »Aber es waren dramatische Umstände, unter denen Ihr das Schloss verlassen habt.« Die Königin drehte sich zu ihren Hofdamen um. »Lasst uns allein!«
    Die Damen verneigten sich und hielten sich in gebührendem Abstand, so dass Katharina und Luisa ungestört sprechen konnten. Langsam spazierten sie über die sanft abfallende Terrasse auf den See zu, der ruhig in der Dunkelheit lag. In seiner Mitte leuchtete der kleine Pavillon, in dem Franz I. intime Feste gegeben hatte.

    »Meister Rosso war ein wunderbarer, exzentrischer Mann, ein großartiger Künstler! Ich vermisse ihn! Er hatte eine unvergleichliche Art und so ausgefallene Ideen. Fontainebleau, die Galerie, das ist sein Werk, es trägt seine Handschrift, auch wenn Primaticcio alles daran setzt, dem allen hier seinen Stempel aufzudrücken.« Katharina schien mit den Gedanken ganz in der Vergangenheit zu weilen und schlenderte zu einer steinernen Bank am Seeufer. Laternen spendeten unter Bäumen und an den Wegrändern Licht, und Luisa sah, dass die Wege geharkt und die Hecken dicht gewachsen waren.
    Die Königin raffte die seidig raschelnden Röcke und ließ sich auf der Bank nieder. Mit einer Hand machte sie eine einladende Bewegung, und Luisa setzte sich neben sie. »Ich wäre so gern dabei gewesen, als die Galerie eröffnet wurde. Sie hat Rosso so viel bedeutet.«
    »Ihr habt ihn geliebt, nicht wahr?«
    Luisa nickte.
    »Wenn ich an jene Zeit zurückdenke, dann glaube ich, dass er Euch sehr zugetan war. Wer hätte das ahnen können …« Katharina faltete die Hände in ihrem Schoß und blickte auf das schwarze Wasser des Sees hinaus, in dem sich die Lichter spiegelten. »Nachdem Ihr fort wart, war er fast Tag und Nacht mit der Galerie und den Pavillons beschäftigt. Der Kaiser kündigte bald darauf seinen Besuch an. Karl musste aus politischen Gründen durch Frankreich reisen, und im Winter kam er erst nach Chambord und danach nach Fontainebleau. Über Chambord äußerte er sich entzückt. Rossos Galerie würdigte er, doch es wundert mich nicht, dass er sich nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen ließ.« Katharina lachte leise. »Hat sich doch der selige Franz in der Galerie als Cäsar und rechtmäßigen Kaiser preisen lassen. Und danach, ich erinnere mich an einen mittelprächtigen
Skandal, der verursacht wurde, weil jemand eine große Summe Geld aus Rossos privater Schatulle gestohlen hatte. Eine seltsame Geschichte war das.« Nachdenklich schüttelte die Königin den Kopf. »Leider konnte ich damals noch nicht so über meine Zeit verfügen, wie ich es heute kann, sonst wäre ich nach Fontainebleau gereist.«
    Gespannt ließ Luisa die Königin die Ereignisse resümieren, die zu Rossos plötzlichem Tod geführt hatten.
    »Es hieß, dass Pellegrino das Geld genommen hatte, und Rosso war darüber so erbost, dass er Pellegrino vor das Pariser Gericht zerren ließ, wo man den armen Mann unter qualvoller Folter befragte. Doch er gab nichts zu. Man konnte die Anschuldigungen nicht beweisen und ließ ihn frei. Francesco, so war sein Name, war ein hübscher Mann, aber nach der Folter war nichts von ihm übrig. Furchtbar, wirklich.«
    »Aber wer hat denn das Gerücht in die Welt gesetzt, dass Pellegrino der Dieb war?«
    »Eine kluge Frage, Luisa. Der arme Rosso muss sich dasselbe gefragt haben. Es hat ihn am Boden zerstört, dass Pellegrino nun überall herumposaunte, was für ein Lügner der ehrenwerte Meister Rosso war. Aus den ehemals besten Freunden waren erbitterte Feinde geworden. Und dann starb Rosso ganz unerwartet unter seltsamen Umständen. Wieder machten Gerüchte die Runde, in denen es hieß, Rosso habe sich Gift bringen lassen. Rosso war in Fontainebleau, wo er sich vor allen verbarg, und schickte einen Gehilfen nach Paris, um Farben zu kaufen. Dieser Gehilfe – oder war es ein Bauer aus dem Dorf? Ich weiß es nicht mehr -, jedenfalls soll der eine Ampulle angebracht haben, die mit Wachs verschlossen war, aber das Gift war angeblich so stark, dass er sich schon beim Transportieren die Finger verätzte. Nun, das sind Gerüchte, und Rosso hatte viele Neider. Ich gebe nichts darauf. Franz war tief erschüttert über Rossos Tod.«

    Katharina de Medici strich über den kostbaren Seidenstoff ihres Kleides. »Der Hof hatte seinen Glanz verloren, und Franz war ein kranker Mann.«
    Die beiden Frauen schwiegen eine Weile, dann fuhr Katharina fort: »Tournon saß damals mit im
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