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Die Malerin von Fontainebleau

Die Malerin von Fontainebleau

Titel: Die Malerin von Fontainebleau
Autoren: Wilken Constanze
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Gericht, und die Mallêts hatten ebenfalls ihre Finger im Spiel. Es klebt viel unschuldiges Blut an ihren Händen. Ihr wisst von den Verfolgungen der Vaudois?«
    »Man hat uns berichtet, dass es nach der Verfügung von Mérindol vor zwei Jahren zu grausamen Hinrichtungen von Männern, Frauen und Kindern in den Dörfern der Vaudois im Luberon gekommen ist.«
    »In seinen letzten Jahren hat Franz viele Fehler gemacht. Schuld trägt vor allem der Kardinal, der ihn zu den Ketzerverfolgungen drängte. Sogar Étienne Dolet haben sie im letzten August auf den Scheiterhaufen gebracht. Und warum? Nur weil er den Dialog Axiochus übersetzt hat, der nicht einmal von Platon ist! Ignoranten!«, schimpfte die Königin. »Und dann die Grausamkeiten in Meaux. Sie haben die friedfertigen Protestanten, die nur ihre Choräle sangen, durch die Straßen getrieben und ihnen mit Schlägen die Glieder gebrochen, sie in Käfige gesteckt und Étienne Magin auf dem Place du Marché die Zunge herausgeschnitten.«
    Von den Hinrichtungen im letzten Oktober waren nur bruchstückhafte Nachrichten nach Siena gedrungen. Luisa hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund.
    »Vierzehn Protestanten haben sie zusammengebunden und verbrannt. Nein, das war nicht recht!« Katharina atmete tief ein und sah sich kurz um. »Der Kardinal ist nicht mehr im Kronrat, aber Henri hat nicht auf den Rat seines Vaters gehört und Diane und den Guisen zu viel Macht gegeben. Die Zeiten sind nicht besser geworden, Luisa. Wie kann ich Euch helfen?«

    Luisa zog einen Brief aus ihrem Beutel am Gürtel und entfaltete ihn. »Ihr erinnert Euch an meinen Bruder Armido? Ihr habt den König damals in Villeneuve dazu bewogen, ihn zu begnadigen.«
    »Villeneuve, ja, ich entsinne mich. War er nicht einer dieser Vaudois und sollte in Embrun verbrannt werden?«
    »Majestät, er hatte nichts Unrechtes getan. Nachdem wir Embrun verlassen hatten, wurden wir überfallen, und er wurde getötet. Aber er war verheiratet. Seine Frau hat im Kerker ein Kind zur Welt gebracht. Aleyd starb bei der Geburt, und man sagte uns, dass das Kind tot sei, aber …«, sie strich über den Brief, »eine Mitgefangene hat mir geschrieben. Sie hat gesehen, wie die Dominikanermönche das Neugeborene mitgenommen haben. Es wurde in ein Kloster gebracht!«
    Die Mitgefangene war niemand anderes als Aziza, die Frau Arnauds, der seinen gesamten Besitz verkauft und mit dem Erlös das Leben seiner Frau erkauft hatte. Danach waren er und Aziza aus Frankreich geflohen und nach Jahren der Wanderschaft in das Land ihrer Väter zurückgekehrt. Am Hof des Sultans hatten sie Aufnahme gefunden, denn der Wesir, der Arnaud nach dem Leben getrachtet hatte, war inzwischen verstorben. Aziza hatte es für ihre Pflicht gehalten, die Familie der Paserini von der Existenz des Kindes zu unterrichten, und vor einem Jahr den Brief abgeschickt. Auf vielen Umwegen war er schließlich in der Werkstatt der Paserini in Siena gelandet, wo er die ganze Familie in Aufruhr versetzt hatte.
    »Ein Kind?« Die Züge der Königin wurden weich, wusste sie doch selbst, wie kostbar das Leben eines Kindes war. Sie selbst hatte über zehn Jahre auf die Geburt ihres ersten Kindes gewartet, gebangt und gehofft.
    »Aber ich weiß nicht, wie ich es finden soll. Wenn irgendjemand
erfährt, dass ich es suche … Der Erzbischof von Embrun und der damalige Inquisitor würden sich erinnern …« Bei dem Gedanken an Sampieri und die Scheiterhaufen von Embrun zitterte Luisa.
    »Wohin wollt Ihr jetzt, Luisa Paserini?«, fragte die Königin.
    »Nach Straßburg, wo ich die Familie meiner verstorbenen Schwägerin besuchen möchte. Sie wissen noch nichts von dem Kind.« Luisa hatte herausgefunden, dass Aleyds Bruder, Jules Dubray, mit Suzanne, der Witwe des in Embrun verbrannten Sidrac, nach Straßburg gegangen war. Dort lebten sie im Haus der Brüder Lavbruch.
    Katharina erhob sich. »Ihr habt in diesem Land viel Leid erfahren.«
    Im Gesicht der Königin las Luisa, dass sie genauso gut von sich selbst sprechen könnte.
    »Aber ich bin die Königin, und ich bin eine Medici.« Stolz hob sie das Kinn. »Wenn es um Verrat, Intrigen und Geheimnisse geht, macht uns niemand etwas vor – und schon gar nicht irgendein Mönch. Selbst Savonarola haben wir zu Fall gebracht. Gebt mir den Ring, Luisa.«
    Erstaunt zog Luisa den Siegelring von ihrem Finger und reichte ihn der Königin.
    »Wartet in Straßburg auf eine Nachricht von mir und vertraut nur dem Überbringer dieses
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