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Die magische Maske

Die magische Maske

Titel: Die magische Maske
Autoren: Christa Holtei
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wie ein Sklave Holzkohle in das Feuerloch am Fuß des Ofens nachschob. Die Hitze war offenbar noch nicht groß genug. Der Sklave arbeitete mit einem Schieber an einer langen Eisenstange, denn immer wieder loderten ihm Flammen entgegen, denen er hastig auswich. In der Mittagshitze war das keine angenehme Arbeit. Seine Haare klebten an seinem Kopf und er fuhr sich mit dem Arm über die Stirn, um den Schweiß abzuwischen.
    Oben aus dem Abzug in der hohen Kuppel stieg immer mehr Rauch auf.
    »Da hängt die Maske!«, sagte Iris leise. Sie wollte Amasis jetzt nicht stören, denn seine ganze Aufmerksamkeit war für den Ofen nötig.
    »Ja sicher! Sonst würde er doch nicht brennen!«, flüsterte Paseas.
    Hegias ging ein paar Schritte zur Seite und betrachteteden Ofen von da aus. Die hintere Öffnung in der Kuppel, durch die die fertigen Gefäße hineingesetzt wurden, war schon zugemauert, damit keine Hitze an der falschen Stelle entweichen konnte. Und auf den überdachten Regalen an der gegenüberliegenden Mauer konnte er eine große Lücke zwischen den Preisamphoren erkennen, die Amasis hergestellt hatte. Er ging leise zu den anderen zurück.
    »Er brennt Preisamphoren«, wisperte er. »Aber ich konnte leider nicht erkennen, für welches Rennen. Nur die Seite mit Athene war zu sehen.«
    »Wir fragen ihn gleich.« Paseas warf einen fachmännischen Blick auf das Feuer. »Es kann nicht mehr lange dauern.«
    Amasis hatte sich neben das Feuerloch gehockt und spähte in die Flammen.
    »Genug! Aufhören!«, befahl er plötzlich dem Sklaven. »Das Feuer hat die richtige Farbe. Die Hitze reicht jetzt. In den nächsten Stunden behältst du das Feuer im Auge, und wenn es eine andere Färbung annimmt, schiebst du Kohle nach. Und wenn dir irgendetwas seltsam vorkommt, rufst du mich, verstanden? Du machst das ja nicht zum ersten Mal.«
    Der Sklave nickte und setzte sich in sicherer Entfernung auf den Boden.
    Amasis stand auf und wollte in seine Werkstatt gehen, als er die Kinder sah.
    »Was macht ihr denn hier?«, fragte er erstaunt.
    »Wir besuchen alle Töpfer, die Preisamphoren herstellen«, antwortete Paseas.
    Die anderen beiden schauten ihn entsetzt an. Was redete er da? Sie wollten doch vorsichtig sein und Amasis nichts erzählen! Paseas verpatzte ja alles!
    »Ah ja?« Amasis blickte den Jungen verblüfft an. »Und wieso tut ihr das?«
    Hegias hielt die Luft an und Iris verdrehte die Augen. Was würde ihr Bruder jetzt sagen? Da hatte er sich ja was Schönes eingebrockt.
    »Ich habe mich mit Vater gestritten«, fuhr Paseas unbeirrt fort. »Er behauptet, keiner außer ihm achtet wirklich darauf, dass Preisamphoren alle genau die gleiche Höhe haben müssen, damit auch genau die gleiche Menge Olivenöl hineinpasst. Ich habe ihm das nicht geglaubt. Und jetzt besuche ich einfach alle Töpfer und frage sie.«
    Iris konnte gerade noch ein Prusten unterdrücken und auch Hegias bemühte sich fast vergeblich, nicht zu sehr zu grinsen. Aber das war gar nicht nötig, denn Amasis fing schallend an zu lachen.
    »Andokides ist immer wieder gut für einen Witz!«Er betrachtete die Kinder amüsiert. »Also dann kommt mal mit. Ich zeige es euch.«
    Er führte sie am Ofen vorbei zu dem Regal mit seinen fertigen Amphoren. Auf allen prangte die bewaffnete Athene. Wie sollten sie jetzt herausfinden, für welches Pferderennen sie waren?
    Aber sie hatten Glück. Amasis griff wahllos in die Reihen der Amphoren und stellte einige vorsichtig vor die Kinder auf den Boden.
    »Zwei Fuß. Eine wie die andere. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr könnt gerne nachmessen. Und ihr müsst doch zugeben, dass sie auch alle genau gleich dick sind. Oder?«
    »Das stimmt«, sagte Paseas anerkennend. »Hab ich es doch gewusst! Das werde ich Vater erzählen.«
    Geschmeichelt lächelte Amasis.
    »Oh«, sagte Iris bewundernd und zeigte auf eine Amphore. »Diese Pferde sind aber besonders schön!«
    Hegias grinste sie an. Wenn Iris wollte, konnte sie andere ganz schön um den Finger wickeln. Aber sie hatte recht. Auch Amasis besaß gute Vasenmaler, das war keine Frage.
    Der Töpfer lächelte noch ein wenig breiter.
    »Sind das alles Amphoren für das Pferderennen? Oder hast du auch andere gemacht?«, fragte Iris.
    Das war eine kluge Frage! Die beiden Jungen blickten Amasis jetzt interessiert an. Dafür mussten sie sich noch nicht einmal anstrengen. Sie wollten es ja wirklich dringend wissen.
    »O nein!« Amasis warf sich stolz in die Brust. »Es sind Amphoren für vier Rennen!«
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