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Die magische Maske

Die magische Maske

Titel: Die magische Maske
Autoren: Christa Holtei
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Er zählte sie an den Fingern ab. »Pferderennen, Speerwurf vom Pferd, Wagenrennen mit Waffenträger, Rennen der Streitwagen. Macht einhundertzehn Amphoren.«
    »So viele!«, bewunderte Iris den Töpfer.
    »Das war aber viel Arbeit!«, sagte Hegias.
    »Wir hatten schon mit unseren sechzig Amphoren für den Ringkampf genug zu tun!«, seufzte Paseas.
    »Ja, es war nicht einfach«, stimmte Amasis zu. »Aber schließlich – hier stehen sie und sind fertig.« Er fing wieder an zu lachen. »Und sind alle gleich hoch. Das kannst du deinem Vater ruhig   …«
    Aber bevor er seinen Satz beenden konnte, wurde er von seinem Sklaven gerufen. Das Feuer hatte seine Farbe verändert.
    »Ich muss mich jetzt leider darum kümmern«, sagte er zu den Kindern und wies auf seinen Ofen. »Es war schön, mit euch zu plaudern. Und grüßt Andokides von mir!«, fügte er augenzwinkernd hinzu, bevor er zu seinem Sklaven ging.

Ein seltsamer Besuch
    Die Kinder liefen hinaus auf die Straße. Lachend rannten sie ein Stück weiter und blieben prustend vor der Mauer eines Hauses stehen.
    Eine tiefe Nische war in der Wand ausgespart, in der eine Herme stand, ein viereckiger Pfeiler mit einem Kopf. Der Steinpfeiler war dem Gott Hermes geweiht. Er war der Gott der Reisenden und der Kaufleute. Er brachte Reichtum und Glück. Deshalb standen Hermen zum Schutz auf den Straßen und auf der Agora und als Glücksbringer vor vielen privaten Häusern.
    »Wie bist du bloß auf die Idee gekommen?«, kicherte Iris. »Ich bin fast umgefallen vor Lachen.«
    »Wir brauchten doch irgendeine Ausrede und das war das Erste, was mir einfiel!«, grinste ihr Bruder.
    »Das war richtig gut!« Hegias klopfte seinem Freund anerkennend auf die Schulter. »Obwohl ich mich zuerst ziemlich erschrocken habe. Ich dachte schon, du wolltest Amasis auch alles erzählen.«
    »Niemals! Das hatten wir doch abgemacht.«
    »Immerhin haben wir herausbekommen, für welche Pferderennen er die Amphoren macht.« Zufrieden schaute Iris die anderen an. »Mit Agathon und euch haben wir jetzt alle gefunden, die Pferde malen mussten.«
    »Ja«, sagte Hegias gedehnt. »Das haben wir. Aber sonst wissen wir nichts Neues.« Er schob mit der Sandale ein Steinchen auf der Straße hin und her und kickte es dann gezielt in die Nische der Herme. »Er hat seine Maske noch. Und er hat alle restlichen Aufträge für die Pferderennen gemacht. Also liegt es vielleicht doch nicht an besonders guten Pferdemalern, dass jemand zwei magische Masken stiehlt.«
    »Dann gibt es vielleicht doch noch einen anderen Grund«, seufzte Paseas.
    »Aber welchen?«, fragte Hegias unglücklich.
    Ratlos zuckte er mit den Schultern und beförderte noch ein Steinchen in die Nische. Plötzlich wurden seine Augen immer größer.
    »Seht mal da!«, sagte er und zeigte auf die Wand neben dem Pfeiler.
    Neugierig blickten Paseas und Iris in die Richtung, in die er zeigte.
    »Stürzt   – Pei-sis-tra-tos – er – ist – ein – Tyrann«, entzifferte Iris die Buchstaben auf der Wand.
    »Das stimmt!«, nickte Paseas. »Peisistratos hat nun mal im Moment die Macht in Athen. Und? Was ist so Besonderes daran?«
    »Das meine ich doch nicht! Daneben!« Hegias zappelte aufgeregt hin und her.
    »Oh!«, rief Iris. »Eine Eule! Jemand hat eine Eule in die Wand geritzt!«
    »Das ist die dritte«, stellte Paseas fest.
    »Das ist das dritte Zeichen!«, sagte Hegias glücklich. »Wir sind doch auf dem richtigen Weg!«
    »Also«, fing Iris an. »Dann lasst uns mal überlegen, was   … Schnell! In die Nische!«
    Rasch schubste sie die Jungen in die Nische und sprang hinterher. Es war eng neben der Herme, aber für die Kinder war Platz genug.
    »Was ist los?«, wisperte Hegias.
    Er war mit Paseas hinter Iris in der Nische eingeklemmt und konnte sich kaum rühren. Vorsichtig spähte Iris um die Ecke. Sie hatte sich tatsächlich nicht getäuscht. Sie zog den Kopf wieder zurück.
    »Da kommen eure Vasenmaler schon wieder!«
    »Was? Epiktetos und Smikros?«
    »Ja!«
    Hegias runzelte die Stirn. Warum liefen sie ihnen bloß dauernd über den Weg?
    »Was machen sie? Wohin gehen sie?«, fragte er neugierig.
    Iris steckte vorsichtig den Kopf aus der Nische. »Sie klopfen an Amasis’ Hoftür.«
    »Was wollen sie denn bei dem?«
    »Das weiß ich doch nicht!«, antwortete Iris. »Da! Die Tür geht auf. Mist! Jetzt kann ich sie nicht mehr sehen, die Tür verdeckt sie!«
    Iris schwieg und Hegias wurde ungeduldig.
    »Und jetzt? Was machen sie jetzt?«
    »Smikros
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