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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Autoren: Pierre Grimbert
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meisten seiner Besucher am Leben zu lassen.
    Menschen zu beobachten, ist sein einziger Zeitvertreib. Vor allem jene Menschen, denen er etwas von seinem Wissen enthüllt hat. Sie sind die Einzigen, die die Zukunft verändern können.
    Sein letzter Besucher war sehr interessant. Seit ihrer Begegnung verfolgt Usul jeden seiner Schritte. Er denkt nach, stellt Vermutungen an, schätzt die Folgen für die Nachwelt ab und erwägt die unendlich vielen Möglichkeiten. Doch je mehr Zeit verstreicht, desto klarer zeichnet sich der Weg in die Zukunft ab. Und so weiß Usul nun wieder, was geschehen wird. Er sieht alles genau vor sich.
    Die Schlacht am Blumenberg wird stattfinden. Sie wird Unglück und große Veränderungen mit sich bringen und viele Sterbliche in Verzweiflung stürzen. Doch diese Aussicht mindert Usuls Langeweile nicht. Diesen Ausbruch menschlicher Zerstörungswut hat er schon vor langer Zeit vorhergesehen.
    Er richtet seine Aufmerksamkeit lieber auf den Ausgang des Kriegs. Sein letzter Besucher hat eine geringfügige Chance, den Oberen Königreichen zum Sieg zu verhelfen. So unwahrscheinlich das auch ist. Dieser Teil der Zukunft liegt im Ungewissen. Usul wird ihn im Auge behalten.
    Leider kann er die Handlungen des Sterblichen nicht mehr verfolgen, seit dieser die Pforte ins Jal’dara durchschritten hat. Das Tal ist der einzige Ort, an dem die Götter keine Macht haben. Was auch immer der Mensch dort tut, Usul wird es erst nach seiner Rückkehr erfahren.
    Falls er jemals zurückkehrt …
    Der Gott nimmt abermals eine andere Gestalt an. Er wird warten. Darauf versteht er sich.
     
     
     
    Léti erwachte als Erste. Sie stand auf und lief ein paar Schritte durch das weiche Gras. Kurz darauf trat Grigán zu ihr.
    Die Gefährten hatten auf der Wiese geschlafen. Noch am Abend zuvor hatten sie im Land Oo gestanden und sich in der bitteren Kälte dicht aneinandergeschmiegt. Sie hatten gegen den Lindwurm gekämpft, den Ewigen Wächter der Pforte, die in den Rindenbaum geschnitzt war. Dann waren sie dem Ruf eines anderen Ewigen Wächters gefolgt und hatten die Pforte durchschritten. Dieser Wächter war ein Gott: Nol der Seltsame, wie die Erben ihn nannten. Maz Achem hatte ihm in seinem Tagebuch den Beinamen »der Lehrende« gegeben.
    Léti betrachtete die verwunschene Landschaft des Tals. Seit über einem Jahrhundert hatten die Erben dieses Paradies aus der Ferne bewundert und hinterher eine unerklärliche Traurigkeit empfunden. Doch nun spürte sie nur noch pures Glück.
    Eigentlich hatte das Tal nichts Besonderes an sich, wenn man davon absah, dass die Zeit hier langsamer verstrich als in ihrer Welt und immer die Jahreszeit des Wassers zu herrschen schien. Nein, ihr Entzücken kam von etwas anderem, es kam von überall zugleich. So eine Art Magie, ein Zauber. Es war, als wären ihre Sinne um ein Vielfaches schärfer und würden von unzähligen angenehmen Empfindungen überrollt. Ein Rausch, auf den kein Kopfschmerz folgte.
    Léti rieb sich die Augen, um den Schwindel zu vertreiben. Sie war immer noch glücklich, doch der Rausch schien etwas nachgelassen zu haben. Vielleicht hatte sie sich auch schon an das Gefühl gewöhnt.
    Nachdem die Erben durch die Pforte getreten waren, hatte Nol ihnen nicht viel Zeit gelassen, sich über das Gelingen ihres Plans zu freuen. Der Seltsame schlug ihnen vor, sich hinzulegen und zu schlafen. Zu diesem Zeitpunkt hatte niemand große Lust dazu gehabt. Léti konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, sich ins Gras gesetzt zu haben. Und doch waren die Erben am Morgen, als sie die ersten Sonnenstrahlen kitzelten, auf einem weichen grünen Teppich erwacht. Waren sie dem Zauber des Tals verfallen? Nols magischen Kräften? Auch auf diese Frage wussten sie keine Antwort.
    Grigán stand einige Schritte hinter ihr, kniff die Augen zusammen und starrte zum anderen Ende des Tals hinüber. Obwohl man eigentlich nicht von einem Ende sprechen konnte: Das Jal’dara bestand aus einer weiten Ebene, die von hohen Bergen begrenzt wurde. Es lag jedoch nicht in einem geschlossenen Talkessel, sondern schien sich über viele, viele Meilen zu erstrecken.
    »Seht Ihr irgendetwas?«, fragte Léti ihren Kampflehrer.
    »Vögel. Margoline. Stehschläfer. Wühler. Dort drüben bei den Lubilien steht ein Waagenhirsch. Und ganz in der Ferne sehe ich ein paar Kinder.«
    »Wo?«, rief sie. Léti sah in die Richtung, in die Grigán zeigte. Zunächst erkannte sie nichts. Nach weiteren Erklärungen erspähte sie
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