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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Autoren: Pierre Grimbert
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schließlich einige dunkle Flecken in der Landschaft. Wie konnte er sicher sein, dass es Kinder waren? Léti fiel es schon schwer genug, in den Umrissen überhaupt menschliche Gestalten zu erkennen.
    »Bei allen Göttern, was muss ich gesoffen haben«, stöhnte Rey hinter ihnen. »Mir brummt der Schädel. Ich fühle mich, als hätte Bowbaq die ganze Nacht auf mich eingeschlagen!«
    »Das habe ich nicht. Ich schwöre es«, sagte eine zweite, lautere Stimme. »Ich würde dich nie schlagen, Freund Rey!«
    »Das weiß ich doch, großer Bär. Das war ein Scherz. Ich werde mich nie an seine Naivität gewöhnen!«, sagte Rey und verdrehte die Augen.
    Léti wandte sich um und betrachtete ihre Freunde: Der Riese Bowbaq, der sie alle an Kraft und Gutmütigkeit übertraf, beugte sich gerade über sein Äffchen Miff, das noch immer tief und fest schlief. Neben ihm im Gras saßen Rey, ein Schauspieler aus Lorelien, der vor Charme sprühen und im nächsten Augenblick allen auf die Nerven gehen konnte, und Maz Lana, eine treue Priesterin der Eurydis, die insgeheim in Rey verliebt war.
    Grigán, der ramgrithische Krieger, hatte ihnen allen mehrmals das Leben gerettet. Von ihm hatte Léti kämpfen gelernt. Doch er litt unter einer rätselhaften Krankheit, die immer wieder zum Ausbruch kam. Jeder Anfall verlief schlimmer als der vorherige, und keiner von ihnen kannte ein Heilmittel.
    Corenn, ihre Tante zweiten Grades, war Mitglied des Ständigen Rats im Matriarchat von Kaul. Dank ihres scharfen Verstands waren die Erben zahlreichen Geheimnissen ihrer Vorfahren auf die Spur gekommen. Ohne Corenn hätten sie es niemals bis ins Jal’dara geschafft. Aber im Grunde galt das für sie alle.
    Und dann war da noch Yan. Der junge Mann richtete sich als Letzter auf, sah sich benommen um und blinzelte. Er sah zu ihr her und lächelte.
    Yan, der Corenn zufolge außergewöhnliche magische Fähigkeiten hatte. Yan, ihr ältester Freund. Yan, den sie schon so lange liebte, dass sie es nicht für nötig hielt, dem jungen Mann ihre Gefühle zu gestehen. Wenn er nichts sagte … Dann liebte er sie eben nicht. Wie sollte es anders sein?
    Seltsamerweise versetzte ihr dieser Gedanke nicht wie sonst einen Stich. Lag das an den Kräften des Jal’dara? Der Rausch, dem sie verfallen war, schien den Schmerz zu lindern. »Tante Corenn, dieser Ort ist gefährlich«, hörte sie sich sagen.
    »Das Gefühl habe ich auch«, sagte die Ratsfrau mit ernster Miene. »Aber ich weiß nicht, woran das liegt.«
    »Das Jal lässt unsere Erinnerungen verblassen«, warf Lana ein. »Ich habe das Gefühl, dass die Vergangenheit in weite Ferne gerückt ist. Selbst der gestrige Tag. Wie kann das sein?«
    »Dieser Ort wirkt wie eine Droge«, sagte Rey. »Deshalb brummt mir auch der Schädel. Gewisse Kräuter habe ich noch nie vertragen.«
    »Es ist noch schlimmer«, fuhr die Priesterin fort. »Vielleicht vergessen wir sogar unseren eigenen Namen, wenn wir längere Zeit hierbleiben. Ich habe da so eine böse Vorahnung: Ich glaube, wir würden ganz einfach verschwinden.«
    Die Männer warfen sich erstaunte Blicke zu.
    »Mir kommt es vor, als wäre die Wirkung auf Frauen stärker«, sagte Grigán, ohne zu wissen, was er davon halten sollte.
    »Vielleicht ist das eine Frage der Empfindsamkeit?«, erwiderte Léti hitzig. »Männer sind einfach zu abgestumpft.«
    »Sicher ist das keine große Sache«, erwiderte Grigán, um sie zu besänftigen. »Unsere Vorfahren haben mehr als zwei Monde an diesem Ort verbracht und trotzdem keinen Schaden genommen. So lange werden wir nicht bleiben. Machen wir uns also keine unnötigen Sorgen.«
    Corenn nickte und hoffte, dass es so einfach war. Schließlich wussten die Freunde nicht, ob sie im Jal’dara Hilfe finden würden - und welchen Preis sie dafür zahlen mussten.
     
     
     
    Die Erben hatten erwartet, dass Nol ihnen einen weiteren Besuch abstatten würde, doch der Seltsame ließ sich nicht mehr blicken, und ohne ihn wagten sie sich nicht weiter ins Jal’dara vor. Zum einem, weil sie die Gefahren fürchteten, die hier lauern mochten, zum anderen, weil sie sich scheuten, ohne Erlaubnis des Wächters in der Kinderstube der Götter herumzuspazieren.
    Rey schlug vor, in der Zwischenzeit etwas zu essen, und so setzten sie sich im Kreis ins Gras. Lana breitete ihre Vorräte auf einer Decke aus, doch als sie das Brot, die Trockenfrüchte, den Räucherspeck und die Eier betrachteten, stellten sie fest, dass sie keinen Hunger verspürten.
    Grigán
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