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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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Reling des riesigen Orm langa und barg den Kopf des Seimann in seinen Armen. Und Kyrrispörr weinte.
     
    Die Leiche Olaf Tryggvasons sollte nie gefunden werden. Hvelpr stellte die Vermutung an, dass der König der Norweger ins Wasser gesprungen sei und sein Vertrauter mit ihm. Vielleicht hatte Korbjörnr noch versucht, den König unter sich zu schützen – bis ihn Kyrrispörrs Speerwurf getroffen hatte. Ohne seine Hilfe sei Olafr Tryggvason gesunken wie ein Stein und habe nur mehr den Fischen zur Nahrung und sein Mantel vielleicht einer Möwe als Nistmaterial gedient.
    Als Kyrrispörr nach Heiabýr zurückkehrte, da war es nur eine Zwischenstation: Eirikr Jarl hatte ihm sofort angeboten, mit ihm nach Norwegen zu kommen, und ihm einen Hof und Land versprochen, wenn er dafür gelegentlich die Kunst des Sei für ihn verwende. Auch Gurun hatte keine Einwände dagegen, die Stadt zu verlassen. Sie hatte ohnehin eigene Pläne. Zu Hause hatte sie nun, wo der Mörder ihres Vaters tot war und damit auch der Herrscher, alle Hände voll zu tun. Kyrrispörr bedauerte es nicht: Æringa jauchzte vor Glück, als sie hörte, dass es zurück nach Norwegen ging. Ihr Versprechen, Kyrrispörr zu ehelichen, machte sie wahr – auch wenn sie sich damit abfinden musste, dass die Primsegnung in dem nun rasch wieder zu den alten Traditionen zurückkehrenden Norwegen alles bleiben würde, was sie von ihrem Mann in christlichen Dingen erwarten konnte. Hvelpr, der selbst unter Tryggvason Christ geworden war, bot ihr die Hilfe, die sie brauchte, um das einzusehen.
    Als Laggar über die Hügel oberhalb des Fjords zog und nach Beute Ausschau hielt, da sah tief unter ihm Seimar Kyrrispörr Hæricson in den Himmel empor und war glücklich.
     
     
    E N D E

Nachwort
    lafr Tryggvason, seines Zeichens König Norwegens – oder wenigstens weiter Teile des Landes –, ist dank der Überlieferung in der Saga Ólafs Tryggvasonar einer der schillerndsten Gestalten der hochmittelalterlichen skandinavischen Geschichte. Seine Saga liest sich wie eine einzige, nicht endenwollende Reise, an deren Stationen er Tod und Verderben verbreitet. Abgesehen von der Winterszeit, wo Schifffahrt meist unmöglich war, war er stets unterwegs, um seine Macht zu festigen und Kriege zu führen.
    Geehelicht hat er angeblich eine große Zahl an Frauen, zumeist mit machtpolitischem Hintergrund – Gurun beispielsweise sollte seine Frau werden als Ausgleich für seinen Mord an ihrem Vater, einem mächtigen Bundesgenossen in Norwegen. So wie er wenigstens in der literarischen Auslegung des Autors der Saga Sigri brüskierte, indem er ihr erst einen gefälschten Goldring zusandte und sie dann, als sie sich nicht bekehren lassen wollte, ohrfeigte – woraufhin sie Rache schwor –, war auch sein Ansinnen gegenüber Gurun wenig erfolgreich; denn sie versuchte ihn sogleich in der Hochzeitsnacht zu erdolchen. Als er die Schwester des Dänenkönigs ohne dessen Zustimmung ehelichte, fand die auf Rache sinnende Sigri einen Grund, den König der Dänen – inzwischen ihr Ehemann – gegen Olaf aufzubringen. Man fühlt sich angesichts des Beziehungsgestrüpps und des ständigen Intrigenspiels an Shakespeare erinnert. Und wie andere literarische Werke ist auch die Saga Ólafs Tryggvasonar kein Geschichtsbuch, sondern arbeitet ganz im Sinne der hochsymbolisch ausgeprägten Mentalität des Mittelalters mit Metaphern, Moralbildern und Analogien, die nicht unbedingt auf historische Fakten zurückgehen, und manches beruht auf Missverständnissen. So wird vermutet, dass sich der Endkampf nicht in ›Svolder‹, sondern im Öresund abgespielt hat: ›Svolr‹ sei ein missdeutetes Synonym für Oinn. Gewissermaßen als Würdigung des Snorri Sturluson und der Tradition der Sagas wurden für den Roman solche Faktoide aber übernommen.
     
    Olafr Tryggvason war aber nicht allein ein Rastloser, ein Schicksal, das auch im Gebiet Deutschlands mit dem Reisekönigtum für das Mittelalter nicht ungewöhnlich, wenngleich anders ausgeprägt war. Er verbreitete auch das Christentum, denn bei jeder Anlandung in einem Gebiet Norwegens bekehrte er die ansässige Bevölkerung. Diese Bekehrungen waren zwar nicht von Dauer, aber wie sowohl in der Saga Olafs als auch in der Eiríks saga raua zu lesen ist, habe Olafr Leif Eiríksson (»der Glückliche«) zum Christentum bekehrt, wodurch der Anstoß zur Christianisierung Islands gegeben worden sei. Es mag verwunderlich erscheinen, dass eine Person wie Tryggvason
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