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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gabriele Breuer
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Frau erregte tiefen Widerwillen und brachte sie auf die ungebührlichsten Gedanken.
    »Es gehört zu den Pflichten einer Hausfrau, auch die niederen Arbeiten zu erlernen. Wie willst du einen Haushalt führen, wenn du nicht weißt, wie sie verrichtet werden? Wie willst du die Bediensteten anleiten?«
    »Änni weiß, was zu tun ist. Sie kennt sich aus.«
    »Das lässt du dir nicht gefallen, Gotthardt!«, zischte Mergh.
    »Nun hör mir mal gut zu, meine Liebe! Du wirst fortan den Anweisungen meiner Mutter folgen und deine Aufgaben gewissenhaft verrichten«, schnaubte Gotthardt, und sein Riechorgan blies den Popel wieder aus. Nun baumelte er über der Lippe an einem einzelnen Nasenhaar.
    Alena spürte, wie es unter ihren Rippen bebte. Sie dachte an Änni, an ihre Miene, könnte sie diesen Anblick mit ihr teilen. In ihrem Nacken brach die Hitze aus. Nicht lachen, ich darf nicht lachen! Sie atmete tief gegen das Beben in ihrer Brust an und versuchte, an etwas Trauriges zu denken. Doch vor ihrem inneren Auge tauchte nur wieder Änni auf, die mit Schalk in den Augenwinkeln auf den Popel deutete.
    »Was ist, was schaust du mich an wie ein Kalb auf der Schlachtbank?« Gotthardt schüttelte leicht den Kopf, und der Popel schaukelte an dem Nasenhaar wie ein Medaillon an einer Kette.
    Alena presste die Lippen aufeinander. Doch das Beben erreichte ihre Kehle, und ein Prusten entfuhr ihren Lippen. Sie spürte das Feuer unter ihrem Haar, und aus ihren Poren kroch der Schweiß. Ein weiteres Prusten folgte, und sie schlug sich die Hand vor den Mund.
    Gotthardts Augen verfinsterten sich. »Lachst du mich etwa aus, du Miststück?«
    »Das lässt du dir nicht bieten, Gotthardt! Du weißt, was zu tun ist. Los, verschaff dir den nötigen Respekt!«, keifte Mergh.
    Gotthardt trat einen Schritt auf Alena zu. Der Popel näherte sich bedrohlich. Als ihr Gemahl die Hand hob, blieb Alena das Lachen im Hals stecken. Schon schlug Gotthardt ihr mit voller Wucht ins Gesicht. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie rieb sich die brennende Wange und taumelte aus der Bibliothek.
    »Richtig so!« Die Schwiegermutter klatschte in die Hände.
    »Ich werde dich noch Respekt lehren, du Miststück!«, schrie Gotthardt ihr hinterher, als sie die Stiegen hinaufeilte.
    Warum nur hatte Vater sie mit diesem Ungeheuer verheiratet? War er wirklich so von Gotthardts Ansehen geblendet gewesen, dass er nicht erkannt hatte, welch ein abscheulicher Mensch ihr Gemahl wirklich war? Alena warf sich auf das Bett und weinte ins Kopfkissen. Wenn der Vater von seiner Reise zurückgekehrt war, würde sie ihm alles erzählen. Dann wären Gotthardts Tage und die der Schwiegermutter im Haus gezählt.

2. K APITEL
    I ven trat aus dem Schuppen und blickte auf das einfache Steinhaus, in dem er mit seinen Eltern lebte. Glockengeläut hallte durch die Gasse, und der laue Wind roch nach Korn, das auf den nahen Feldern in voller Ähre stand. Hier in der Wehrgasse im Kirchspiel Sankt Christoph kurz vor der Kölner Stadtmauer nahm das Leben einen gemächlicheren Lauf als unten am Rhein. Es herrschte die Ruhe, die er brauchte, um an seinen Skulpturen zu arbeiten. Sie tröstete ihn auch darüber hinweg, dass seine Arbeiten ihm nicht das Geld einbrachten, das eine volle Vorratskammer versprach.
    Plötzlich ertönte eine Männerstimme in seinem Rücken. »Roder! Im Auftrag des Rates der Stadt Köln kommen wir, um die Abgaben zu kassieren.«
    Iven zuckte zusammen. Diese verdammten Abgaben! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht.
    Er drehte sich langsam um, als stünde jemand mit der Faustbüchse hinter ihm.
    Zwei breitschultrige Stadtsoldaten sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Was denn nun? Wird’s bald? Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.« Der Soldat stieß beim Reden mit der Zunge an die Zähne, so dass die Worte wenig respekteinflößend auf Iven wirkten.
    »Ich habe nichts. Seht mich an! Was soll nun werden? Wollt Ihr mich mitnehmen und in den Turm werfen?«
    Der lispelnde Soldat verzog den Mund zu einer Entenschnute. »Nee, wir nehmen dich nicht mit. Würdest ja nur Geld kosten, wenn du im Turm säßest. Aber deinen Hausrat, den schaffen wir zum Aldemarkt. Bestimmt bringt er noch ein paar Pfennige ein.« Sein Blick wanderte zu dem Schuppen. »Was ist denn da drin?«
    Iven wurde es abwechselnd heiß und kalt. Plötzlich hatte er sehr viel Respekt vor dem Stadtsoldaten, sogar Hochachtung erfüllte ihn. »Nichts, gar nichts. Nur mein Werkzeug. Wenn Ihr mir das nehmt, werde ich
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