Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Gabriele Breuer
Vom Netzwerk:
Wangen auf. Sie war bestimmt keine Fubbelsmatant, schließlich trug sie keine billigen Fetzen am Leib, und eine alte Tante konnte man sie schon gar nicht nennen. Die Kappesbäuerin sollte sich tatsächlich lieber um ihre Sehkraft sorgen.
    »In deinem Gemäuer hausen doch Dämonen. Nur deshalb kippt mir jeden Morgen der Karren um«, schimpfte das Weib.
    Bei diesen Worten zuckte Alena zusammen. Was redete die Frau da? Sie war tatsächlich nicht bei Sinnen. Solchen Unfug hatte sie in all den siebzehn Jahren ihres Lebens noch nicht gehört. Vorsichtig lugte sie hinter dem Vorhang hervor.
    Die Bäuerin ergriff soeben die Deichsel des Karrens und zog mit grimmiger Miene ihres Weges.
    Alena blickte zu den traufseitigen Häusern auf der anderen Seite der Gasse, die zum Weismarkt im Kirchspiel Sankt Jakob führte. Auf ihren Dächern über den Stufengiebeln flatterten die Kölner Wappen im Wind, der an diesem Morgen für ein wenig Abkühlung sorgte. Die Worte der Bäuerin gingen ihr nicht aus dem Kopf.
    Es klopfte an der Tür, und Änni lugte durch den Spalt. Alenas Herz machte einen Satz, als sie in die blauen Augen der Magd blickte, die mit einem Korb sauberer Wäsche unter dem Arm in die Kammer trat. Vor zwei Jahren noch war Änni ein ausgehungertes und verwaistes Bauernmädchen gewesen. Ihre Eltern hatte die Pest dahingerafft, und Änni hatte sie bis zum bitteren Ende gepflegt. Ein Jahr jünger als Alena selbst, war die Magd rasch zu einer Freundin geworden und dank eines gesegneten Appetits zu einer rundlichen jungen Frau gereift. Mit Alena an ihrer Seite hatte sie nun das Lachen wieder gelernt.
    »Hübsch siehst du aus, Leni. Das blaue Kleid lässt dein Haar wie die Sonne strahlen.« Änni stellte schwungvoll den Korb auf die Truhe und warf einen Blick aus dem Fenster. »War es wieder die Kappesbäuerin, die so laut geschimpft hat?« Grinsend ließ sie sich auf das Bett fallen. »Mein lieber Henkersknecht, was die für Flüche auf Lager hat!«
    »Von ihr können wir mehr lernen als in der dunkelsten Kaschemme, wo Hafenarbeiter und Fuhrleute sich das Bier in die Kehle schütten.« Alena ließ sich neben Änni auf der Bettkante nieder. »Du hättest hören sollen, was sie der Rübenbäuerin an den Kopf geworfen hat.« Die Worte, die ihr selbst gegolten hatten, verschwieg Alena.
    Änni riss neugierig die Augen auf. »Erzähl!«
    »Nein, um Himmels willen! Solche Reden darf ich nicht in den Mund nehmen. Glaub mir, die Buße, die mir nach der Beichte auferlegt würde, hätte mich bis an mein Lebensende am Schlafittchen.« Alena spürte, wie ihr die Schamesröte in die Wangen kroch.
    »War vielleicht etwas dabei, das zu deiner frischgewonnenen Schwiegermutter passt? Das dumme Brauereipferd hat mich heute nämlich dazu verdonnert, die Bettwäsche zu schlagen. Und das bei der Hitze!« Änni verdrehte die Augen und stöhnte auf.
    »Ich sag’s dir aber nur ins Ohr.« Alena nickte Änni zu und flüsterte die verbotenen Worte.
    »Was? Nein!«, prustete die Magd los. »Das hat sie gesagt?«
    Ein verlegenes Lächeln huschte über Alenas Lippen. Nach dem Brennen in ihren Wangen zu urteilen, war ihr Gesicht sicher rot wie Klatschmohn.
    »Darauf muss man erst einmal kommen.« Änni grinste. »Ich glaube, die Arbeit wird mir heute viel leichterfallen, wenn ich dem Brauereipferd diese Worte an den Kopf schleudere.«
    »Aber nur in Gedanken! Sag das niemals laut zu Mergh.« Alena hob drohend den Zeigefinger.
    »Glaubst du, ich bin lebensmüde? Diese Tochter eines Maulesels und einer Hu…« Ännis Stupsnase mit den unzähligen Sommersprossen kräuselte sich.
    Um Schlimmeres zu verhindern, presste Alena ihr die Hand auf das lose Mundwerk. »Scht, Änni, nicht! Sprich es nicht aus.« Doch in ihrem Bauch kribbelte die Heiterkeit, die sich bald nicht mehr unterdrücken ließ. Sie nahm die Hand von Ännis Lippen und schüttelte sich vor Lachen, bis ihr der Leib schmerzte. Dann erinnerte sie sich plötzlich an die Dämonen, von denen die Bäuerin gesprochen hatte. Im Nu erstarb das Gelächter. »Du, Änni, die Kappesbäuerin behauptet, dass in unserem Haus Dämonen wohnen, die ihren Karren umkippen lassen. Außerdem habe ich ihr Haar gesehen. Wie Spinnweben fällt es von ihrem Kopf. Dabei ist sie doch noch gar nicht so alt. Richtig grauselig sieht sie aus.«
    Änni winkte ab. »Gib nichts auf ihr Geschwätz! Mit dem weißen Haar ist sie eine Ausgeburt der Hölle. Das hörst du doch an ihren Flüchen.«
    Mit einem Mal bemerkte Alena, dass sie zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher