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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers
Autoren: Vampira VA
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anderen Seite des Portals lauerte - es hatte etwas mit dem seltsamen Gefühl zu tun, das sich in seiner Magengrube breitgemacht hatte. Möglicherweise, überlegte Nod, war es gut, wenn er seine Brüder darüber informierte. Vielleicht wußte einer von ihnen, was zu tun war.
    Mit diesem Gedanken schritt Nod den Säulengang entlang, bis er am Durchgang zu den Kammern der Wächter anlangte. Er trat hindurch und blieb vor der Tür von Agbars Zelle stehen, der unter den Hütern des Tores eine Sonderstellung einnahm, da er der Älteste von ihnen war. Nod hob die Hand und klopfte gegen das rissige, alte Holz der Füllung.
    In der Kammer rührte sich nichts.
    Nod versuchte es noch einmal.
    Keine Reaktion.
    Offenbar war Agbar nicht in seiner Zelle. Oder er schlief sehr fest, was bei einem alten Mann wie ihm zwar ungewöhnlich, aber immerhin möglich war.
    Um sich Gewißheit zu verschaffen, drückte Nod die Holztür ein Stück auf und steckte seinen Kopf durch den Spalt, um einen Blick in Agbars Kammer zu werfen.
    Die Pritsche des Mönchs war leer, die Zelle verlassen.
    Agbar war tatsächlich nicht in seiner Kammer!
    Nod war einen Moment lang so verblüfft, daß er reglos dastand und sich erst besinnen mußte. Dann ging er weiter zur nächsten Tür, um bei Hasrun anzuklopfen.
    Doch auch hier tat sich nichts. Wie Agbar war Hasrun nicht anwesend, was ein kurzer Blick in seine verwaiste Kammer bestätigte.
    Nod runzelte die Stirn. Seine Unruhe steigerte sich.
    Nervös wandte er sich der nächsten Tür zu. Diesmal hielt er sich nicht damit auf, sich durch Anklopfen bemerkbar zu machen, sondern stieß das Portal einfach nach innen auf und hoffte, daß zumindest Giovanni anwesend war.
    Aber er wurde wieder enttäuscht, denn Giovanni war ebenso wenig in seiner Zelle wie Agbar und Hasrun.
    Doch das war noch nicht alles. Denn es sah danach aus, als hätte er seine Kammer in großer Eile verlassen, wofür der Umstand sprach, daß seine graue Sackleinenkutte sorgfältig am Fuß der Pritsche lag, wo der Mönch sie plaziert hatte, als er sich nach dem Mittagsmahl hingelegt hatte, um sich für einige Stunden auszuruhen.
    Was um alles in der Welt hatte das zu bedeuten?
    Unversehens brach Nod der Schweiß aus, perlte ihm kalt und klebrig auf der Stirn. Als er die nächsten Türen aufriß, wußte er bereits vorher, was er sehen würde: nichts.
    Sämtliche Zellen waren verlassen. Keiner der anderen Torwächter war zugegen.
    Aber das war absolut unmöglich! Die Alten Regeln besagten, daß sich zu jeder Zeit mindestens zehn der zwölf Hüter hier unten aufhalten mußten, aber vor dem großen Portal hatte Nod keine Menschenseele bemerkt, und auf dem Weg durch das Labyrinth war ihm ebenfalls keiner seiner Brüder begegnet. Wo auch immer Agbar, Hasrun und die anderen Hüter waren, sie hielten sich jedenfalls nicht hier unten auf.
    Oder vielleicht doch?
    Obgleich Nod sich sicher war, daß er vorhin in der Halle niemanden gesehen hatte, beschloß er, von neuem dort nachzuschauen. Er verließ den Bereich der Kammern und kehrte eiligen Schrittes in die Innere Halle zurück. Mit unruhig klopfendem Herzen durchquerte der junge Mönch die riesige Halle und näherte sich dem Heiligtum, das vor ihm in die Höhe wuchs wie ein Berg. Als Nod das Portal erreichte, blieb er unschlüssig einige Schritte davor stehen und sah sich um, doch es schien tatsächlich niemand hier zu sein. Die Halle lag so leer und verlassen da wie die Kammern der Hüter.
    Nod strich sich nervös eine schweißfeuchte Haarsträhne aus der Stirn. Seine Finger zitterten. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sich so einsam und allein gefühlt.
    Wo in Gottes Namen waren seine Brüder?
    Dann, als sein Blick mehr zufällig als absichtlich in eine der Nischen fiel, die entlang der Wände in den Fels gehauen waren, entdeckte er Agbar, den ältesten der zwölf Hüter. Der Mönch stand schweigend in der Einbuchtung, kaum auszumachen innerhalb der Schatten.
    Nod atmete hörbar auf. Also war er doch nicht allein hier unten!
    Mit einem unbeschreiblichen Gefühl der Erleichterung rief er den Namen seines Bruders und eilte hinüber zu der Nische. Doch als er sie fast erreicht hatte, blieb er so unvermittelt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten, und er unterdrückte krampfhaft den Wunsch, sich einfach umzudrehen und Hals über Kopf die Flucht anzutreten.
    Denn aus der Nähe war offensichtlich, daß mit Agbar etwas nicht stimmte.
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