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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers
Autoren: Vampira VA
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hörte er, wie die Mönche aufgeregt durcheinander riefen, doch er achtete nicht darauf. Er hatte nur Augen für den Magmaschlüssel, der in dem Großen Siegel stak und nur darauf zu warten schien, daß er ihn drehte.
    Benommen vor Qual streckte Nod seine Hände nach dem Schlüssel aus - und zuckte heftig zusammen, als sich neben dem ersten Messer eine zweite Klinge in seinen Rücken grub, bis zum Heft eindrang und den linken Lungenflügel durchbohrte. Blut sprudelte aus der Wunde, ebenso wie aus Nods Mund. Der ganze Körper des jungen Mönchs war eine einzige Masse aus Schmerz, der noch weit größer wurde, als ein drittes Messer von hinten in seinen Nacken fuhr, die Schultermuskulatur durchtrennte und an der Wirbelsäule entlangschrammte.
    Nod schrie auf, mehr vor Verzweiflung denn vor Pein. Er spürte, wie seine Kraft schwand, wie ihn das Leben mit jedem Tropfen Blut mehr verließ, und er wußte, daß er es nicht schaffen würde, seine Aufgabe zu erfüllen.
    Doch er wollte nicht aufgeben. Halb blind griff er nach dem Schlüssel, während die Messer seiner Gegner in seinem Rücken wüteten, streckte seine blutigen Finger nach dem geformten rotgoldenen Magma aus, dessen Schein ihm wie das Licht des Paradieses erschien - und umklammerte den Schlüssel in einer verzweifelten Geste mit beiden Händen.
    Seine Peiniger brüllten schmerzerfüllt auf, als ein Strahl purer Energie den jungen Mönch durchfuhr. Funken stoben an den Stellen, an denen sie durch die Klingen ihrer Messer mit Nod verbunden waren. Panisch wichen die Männer vor ihrem »Bruder« zurück, der sich mit aller Kraft, die noch in ihm steckte, an den Magmaschlüssel klammerte, aber nicht mehr in der Lage war, ihn zu drehen. Einige von ihnen bekreuzigten sich hastig.
    Nod spürte, wie die Kraft des Schlüssels ihn durchpulste, wie aus dem flüssig-festen Magma Leben in ihn gepumpt wurde, und schloß die Augen, um sich ganz diesem Gefühl zu ergeben.
    Gleichzeitig gewahrte er, wie irgend etwas mit ihm vorging, das er nicht erklären oder mit seinen Sinnen erfassen konnte. Etwas in ihm schien sich zu verändern, als ob er sich verwandeln würde, als ob eine fremde, geheimnisvolle Macht Besitz von ihm ergriff und ihn nach ihrem Willen umformte .
    Nod stand da und ließ es geschehen, während die Mönche ihn mit panischen Blicken bedachten und Gebete ängstlich über ihre Lippen flossen. Den Verletzten sah er die Halle verlassen, die Hand auf die Wunde gepreßt. Eine Blutspur markierte seinen Weg.
    Nod genoß die Angst der Mönche, weidete sich daran ebenso wie am Pochen der hektisch schlagenden Herzen der Männer, das er plötzlich so deutlich hörte wie das Rauschen seines eigenen Blutes in den Adern.
    Überhaupt schienen er seine Umgebung mit einemmal viel intensiver wahrzunehmen als zuvor. Sein Blick durchdrang das in der Halle herrschende Zwielicht mit einer Leichtigkeit, als ob es hier unten so hell wie am Tage wäre, und Gerüche, die er zuvor nie richtig wahrgenommen hatte, drangen ihm mit geradezu brutaler Deutlichkeit in die Nase. Er konnte den Staub in der Luft riechen, den Schweiß, der auf den Gesichtern der Mönche glänzte, als ob sie sich mit Schweinefett eingerieben hätten. Alles schien ihm mit einemmal viel realer, viel wirklicher als zuvor.
    Der Gedanke daran, was das zu bedeuten hatte, beschäftigte Nod nur am Rande. Was spielte es schon für eine Rolle, warum er sich veränderte? Die Hauptsache für ihn was, daß er es tat.
    Als Baglabar und die anderen Brüder sich trotz ihrer Angst, die auf Nod beinahe wie ein Aphrodisiakum wirkte, zu einer neuen Attacke aufrafften, wußte der junge Mönch bereits, was sie im Sinn hatten, bevor sie es schließlich taten. Mit Augen, deren Pupillen nicht nur die Form, sondern auch die Farbe verändert hatten, funkelte er die Männer an.
    »Ich kann eure gottverdammte Angst riechen«, erklärte Nod ketzerisch. »Der Gestank eurer Furcht liegt in der Luft, als ob ihr euch in die Kutten geschissen hättet. Wie erbärmlich ihr doch seid!«
    Baglabar schluckte schwer.
    »Du bist nicht mehr du selbst, mein Sohn«, sagte er zu Nod. »Das Böse hat sich deiner bemächtigt. Der Teufel ist in dich gefahren. Und es gibt nur einen Weg, deine gottgegebene Seele zu retten, wenn du nicht bis in alle Ewigkeit in der ewigen Verdammnis schmoren willst.«
    »Ach, ja?« höhnte Nod. »Und welchen?«
    »Ergib dich uns. Nur im Tod kannst du deine Seele läutern!«
    Nod lachte, laut und schrill. Der Ton schien nicht aus einer
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