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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers
Autoren: Vampira VA
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Allmächtigen! Was tust du da, Hüter?«
    Nod hielt inne und blickte, beide Hände noch immer um den Schlüssel gekrampft, über die Schulter.
    Ein Dutzend Schritte hinter ihm standen Baglabar, der Oberste der Bruderschaft, und eine Handvoll weiterer Mönche, die nicht zu den Wächtern zählten. Sie alle bedachten Nod mit ängstlichen, furchtsamen Blicken.
    »Brich nicht das Große Siegel!« warnte ihn Baglabar ernst. »Oder willst du Tod und Verderben über die Welt bringen?«
    Nod sah den Obersten an. »Tod und Verderben sind irdisch«, erwiderte er mit kalter Verachtung, mit einer Stimme, die kaum wie seine eigene klang. »Das Reich jenseits des Tores ist es nicht.«
    »Nein«, stimmte Baglabar ernst nickend zu. »Du hast recht. Gleichwohl sind die Schatten des Todes dort weitaus heimischer als hier.«
    »Das Geschwätz eines alten Narrs«, sagte Nod. Früher hätte er es nie gewagt, so mit dem Obersten zu sprechen, doch mit einemmal fühlte er sich stark und mächtig, seinen Brüdern so weit überlegen, wie man es nur sein konnte. Er wollte wissen, was sich auf der anderen Seite des Tores befand, und niemand würde ihn daran hindern, es herauszufinden.
    Auch Baglabar nicht!
    Entschlossen wandte er sich um und begann damit, den Schlüssel zu drehen, um das Große Siegel, den letzten Riegel, der noch zwischen ihm und dem Wissen lag, zu öffnen.
    Daß es ein Fehler gewesen war, seinen Brüdern den Rücken zuzukehren, erkannte er erst, als es schon zu spät war und die Hände der Mönche an seiner Kutte zerrten, um ihn von dem Portal und dem Schlüssel wegzuziehen. Er widersetzte sich ihnen, versuchte sich wütend ihrem Griff zu entwinden, aber die wunderbare Kraft hatte ihn in dem Augenblick verlassen, da sich seine Hände von dem Schlüssel lösten.
    Nod heulte auf wie ein Wolf und schlug blindwütig um sich, um den Mönchen zu entkommen. Alles in ihm verlangte danach, den Schlüssel zu drehen, das Große Siegel zu brechen und das Tor zu öffnen, doch die sieben oder acht Männer, die ihn hielten, würden alles tun, um ihn daran zu hindern.
    Wie recht Nod mit dieser Vermutung hatte, erkannte er, als Bagla-bar vor ihm auftauchte und aus einem der weiten Ärmel seiner Kutte ein Messer hervorholte. Die lange, gebogene Klinge fing das Phosphoreszieren ein, das die Wände absonderten, und glomm in dem Zwielicht unheilvoll auf.
    Baglabar hob das Messer und preßte es Nod an die Kehle, so fest, daß die Haut verletzt wurde und ein dünner roter Faden Blut unter der Klinge hervorquoll. In seinen eisgrauen Augen lag ein Ausdruck kalter Entschlossenheit.
    »Satanas ist in dich gefahren, Junge«, murmelte der Mönch mit ausdrucksloser Miene. »Du bist nicht mehr du selbst. Darum kann ich nicht anders, als deinem entweihten Leben ein Ende zu machen. Gott, vergib mir .«
    Mit diesen Worten ließ er seinen Messerarm zurückschnellen, um Schwung zu holen, und bereitete sich darauf vor, dem jungen Mönch die Klinge tief in die Brust zu stoßen.
    Doch darauf wartete Nod nicht. Er wollte nicht sterben. Und er
    würde nicht sterben.
    Nicht hier.
    Nicht jetzt.
    Das spürte er deutlich. Seine Zeit war noch nicht gekommen. Noch lange nicht!
    In dem Augenblick, als Baglabar das Messer herniedersausen ließ, als die Klinge wie ein todbringender silberner Blitz die Luft zerteilte, warf Nod sich unvermittelt zur Seite und entkam dem todbringenden Stahl um Haaresbreite. Statt dessen drang das Messer bis zum Griff in die Schulter des Mönchs ein, der hinter Nod gestanden hatte. Blut spritzte, als der Mann lauthals schreiend zu Boden stürzte.
    Baglabar stand da wie erstarrt, das blutige Messer in der Hand. In seinen Augen glänzte Fassungslosigkeit.
    Nod nutzte die Verwirrung seiner ehemaligen Brüder, rappelte sich hastig auf und rannte auf das Tor zu. Er wollte es zu Ende bringen, um jeden Preis. Er mußte das Große Siegel brechen, mußte das Tor öffnen!
    Doch als er noch drei Schritte von dem Portal entfernt war, flammte sein Rücken mit einemmal auf, als würde er lichterloh in Flammen stehen. Nod taumelte. Durch eine Wand der Schmerzen spürte er, wie sich unter seiner Kutte klebrige warme Flüssigkeit ausbreitete, und er wußte, daß es sein Blut war, das seinen Rücken hinablief. Auch spürte er den kalten Stahl des Messers, das, von Baglabar geschleudert, tief in seinem Leib steckte.
    Nod keuchte schmerzerfüllt und setzte mühsam einen Fuß vor den anderen. Sein Blick trübte sich, drohte zu verschwimmen. Wie durch Watte gedämpft
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