Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
Vom Netzwerk:
blutroter Uniform trat ein. Er schloß die Tür vor den drei Wächtern, die ihn begleitet hatten. Mit dem schneeweißen Haar, das ihm bis zu den Schultern hing, und den Runzeln um die durchdringenden Augen, wirkte er alt, bis sich der Junge seiner straffen sonnengebräunten Haut und seiner geschmeidigen Bewegungen bewußt wurde. »Ich heiße Thornwall«, erklärte er. Er musterte die drei fast unauffällig, dann forderte er sie auf, sich zu setzen. »Bevor Sie etwas sagen, müssen Sie wissen, daß ich in meiner Eigenschaft als Angehöriger des Hilfswerks Freunde der Menschheit hier bin, um Ihre eventuelle Aufnahme in unsere Bruderschaft in Betracht zu ziehen.«
    »Wir werden alles tun, was Sie verlangen, Sir«, versicherte ihm das Mädchen.
    »Nicht so hastig«, brummte Wheeler. »Erst müssen wir die Bedingungen erfahren.«
    »Wir haben Zeit.« Thornwall lehnte sich lächelnd an den Schreibtisch. »Lassen Sie mich erst Ihre etwas komplizierte rechtliche Lage erklären.« Sein forschender Blick, mit dem er sie nacheinander musterte, war strenger als sein Lächeln. »Hier in Nggonggamba unterstehen Sie dreifacher Gerichtsbarkeit. Der des Tores, der Stadt und der Clans. Jeder von Ihnen verstieß gegen die Gesetze sowohl des Tores, der Stadt und eines Clans.«
    Thornwalls Gesicht wirkte freundlich und verständnisvoll, als es sich dem Jungen zuwandte. »Ihre Vergehen sind folgende: Totschlag eines Clansmanns, bewaffneter Raubüberfall, Einfuhr gestohlenen Guts in den Stadtbereich und mehrere Verstöße gegen die Gesetze des Auges, einschließlich Raumpiraterie.«
    Der Junge schluckte. »Ich bekenne mich schuldig.«
    »Wir sind nicht an einem Schuldbekenntnis, sondern allein an der Wahrheit interessiert.« Thornwall drehte sich zu dem Mädchen um.
    »Mein Namenssymbol ist Saphir.« Sie stand auf, als er mit dem Finger auf sie deutete. »Ich war bei Pirscher, als er getötet wurde. Man verhaftete mich in der Torkuppel, weil ich einen Teil des gestohlenen Geldes bei mir trug.«
    »Sind Sie nicht auch mit ihm liiert?« Der Finger zeigte nun auf den schwammigen Mann. »Ihre Vergehen füllen eine lange Liste, Wheeler. Beispielsweise illegale Einfuhr von Drogen auf verschiedenen Planeten, Aus- und Einfuhr von gestohlenem Gut. Einige Clanälteste und die Stadtväter hier auf Nggongga verdächtigen Sie, einen Drogenring zu unterhalten, Parfüme zu strecken, Ausfuhrbehälter auszutauschen, und den Tlybinderwettkampf, der zur Verhaftung des jungen Mannes hier führte, durch unlautere Mittel beeinflußt zu haben.«
    »Kein Kommentar«, krächzte Wheeler. »Ich verlange einen Rechtsanwalt.«
    »Wir schalten in unserem Fall keine Anwälte ein. Wenn Sie im Hilfswerk aufgenommen werden wollen, müssen Sie schon selbst sprechen.«
    »Kein Kommentar ...«
    »Du Narr!« fauchte Saphir. »Der Windclan wird uns umbringen, wenn die Menschenfreunde uns nicht retten. Die Clans lassen keine Andersweltanwälte gelten, und du kennst ihre Gesetze. Sie werden uns in einer Salzwüste nackt in der glühenden Sonne aussetzen, siebenhundert Kilometer von Wasser entfernt. Dann jagen sie uns mit dressierten Tlys und Menschenflinten – und stopfen unsere Köpfe als Trophäen aus.« Sie warf einen verlegenen Blick auf Thornwall. »Verzeihen Sie, Sir.«
    »Ich fürchte, das ist eine genaue Beschreibung Ihrer Lage. Nach den Vereinbarungen zwischen Torbehörden und den Clans müssen Sie letzteren ausgeliefert werden.«
    »Aber Sie können uns retten?« Das Mädchen blickte ihn flehentlich an. »Können Sie uns retten?«
    »Die gleiche Vereinbarung gewährt dem Hilfswerk Freunde der Menschheit das letzte Wort«, erwiderte Thornwall. »Aber das gilt nur für unsere eigenen Leute. Wir haben uns jedoch noch nicht entschlossen, Sie aufzunehmen. Vielleicht sind Sie auch gar nicht interessiert. Lassen Sie mich Ihnen unsere Aufgaben und den Zweck unserer Bruderschaft erklären. Eine Einladung, sich uns anzuschließen, hängt ausschließlich von Ihrer Einstellung dazu ab.«
     
    Der alte Champ führte eine neue Touristengruppe, als das Laufband wegen eines Menschenauflaufs anhielt, der die Straße blockierte.
    Die Fremden drängten sich ängstlich um den Einbeinigen, als der Schrei: »Töten! Töten!« an Lautstärke zunahm. »Sie haben nichts zu befürchten, geschätzte Besucher«, versicherte der Alte seiner verstörten Herde. »Es handelt sich nicht um einen Mob. All die Schwarzen vor uns gehören dem Windclan an. Sie verlangen rituelle Gerechtigkeit. Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher