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Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
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reduzieren. Tausend Gong können euch tausend Jahre in einem Raumschiff sparen – wenn ihr so lange leben würdet.« Er gab ihnen Zeit, das zu verdauen.
    »Die Techniker und Wachen befinden sich auf den sechs Inseln dort.« Er deutete auf die dreieckigen Plattformen zwischen den zusammenlaufenden Rollbändern. »Sie überwachen den Verkehr. Was ihr hier seht, macht jedoch nicht einmal die Hälfte des Auges aus. Die Computer und Kraftwerke beanspruchen neun weitere Etagen unter der sichtbaren Bodenfläche.«
    Einer der Raupenfahrer vergaß die Kerne zu kauen, die seinen Mund und die Lippen ein grelles Orange färbten. Aufgeregt fragte er: »Dürfen wir dort hinunter? Ich möchte gern ...«
    »Nicht ohne Passagekarte«, belehrte ihn Champ ein wenig von oben herab. »Nicht ohne Ausreisevisum. Nicht, ehe man dich nicht zuvor von Kopf bis Fuß nach Waffen, Schmuggelware und nach deiner Gesinnung untersucht hat.«
    »Warum?« Der Raupenfahrer suchte vergeblich nach einer unauffälligen Stelle, wohin er die gekauten Kerne spucken konnte. »Ich verstehe nicht ...«
    »Kleine Gauner, die sich mit einer Bombe oder Schußwaffe gewaltsam Passage verschaffen wollen – sie sind die Dummen, denn sie werden alle gefaßt, während die großen, die Berufsverbrecher, die sich hier reich machen und sich mit ihrer Beute durch das Tor verziehen, fast immer ungeschoren davonkommen.«
    »Aber wie fängt man sie denn?« Der Bergarbeiter blinzelte durch die Kristallwand. »Ich sehe keine Waffen.«
    Plötzlich wurde auch dieses Stück Wand wieder undurchsichtig.
    »Ah, irgend etwas tut sich im Innern. Vielleicht haben sie einen dieser Verbrecher entdeckt. Aber wir werden leider davon nichts mitbekommen, die Kuppel ist nun hermetisch abgeriegelt. Besuchen wir als nächstes eine Parfümfabrik. Der Geschäftsführer ist ein Clanbruder. Wenn ihr dort etwas kaufen wollt, könnt ihr durch mich Rabatt bekommen.«
     
    Der Junge war noch nie im Innern der Kuppel gewesen, aber er hatte auf der Zuschauergalerie schon Stiefel geputzt, ehe er noch sieben war. Von den Touristen erfuhr er von anderen Welten, wo alle Menschen einen Namen und Rechte hatten. Seither war es sein Traum gewesen, einmal durch das Auge zu gehen. Doch da er nie erwartete, je so viel Geld für die Passage zusammenzubringen, hatte er sich viele hungrige und verzweifelte Stunden verschönt, indem er Pläne schmiedete, wie er das Auge heimlich benutzen konnte. Er hatte sich die Anordnung der zusammenlaufenden Rollbänder eingeprägt, und von den Technikern hatte er an Feierabenden vieles erfahren, was mit der Bedienung und Bewachung des Auges zusammenhing.
    Mit seinen zwanzigtausend Gong im Gürtel hätte er sich jetzt zwar eine Passagekarte leisten können, aber es war kaum zu erwarten, daß die Fans des toten Pirschers ihm genug Zeit für die unerläßlichen und furchtbar umständlichen Formalitäten lassen würden. Also versteckte er sich zwischen Ballen getrockneter Moschuskräuter, die auf der unteren Ebene in die Kuppel eingeschleust wurden. Als das Transportband bei Annäherung eines Inspektionspunkts langsamer wurde, ließ er sich unbemerkt herunterrollen und zog sich in eine Herrentoilette zurück, bis einer der Inspektoren hereinkam. Er erleichterte ihn um seine Uniform und Dienstmarke, dann stieg er eine Rampe zum Hauptgeschoß hoch und sprang auf einen Personenschweber.
    Die Menschenflinte hatte er offen über den Rücken hängen, als gehörte sie zur Dienstausrüstung. Barsch verlangte er von den Passagieren die Ausreisegenehmigung zu sehen. Mit unschlagbarer Dreistheit bemächtigte er sich auf seinem Weg zwischen ihnen hindurch mehrerer Ausreisekupons eines Fahrgasts, des Passes mit Visum eines anderen, einer ärztlichen Unbedenklichkeitsbescheinigung, einer Kreditscheibe und eines Universalübersetzers, lange ehe er am anderen Ende des Schwebers angelangt war und dieser zwischen zwei Kontrollinseln, nur Meter vor dem Tor, langsamer wurde.
    »Ausreisegenehmigungen vorzeigen!« rief er laut. »Ausreise ...«
    Seine Stimme stockte, als er hochsah. Die flackernde strahlendblaue Iris des Auges war viele Meter breit schon fast über ihnen. Aber es war das Schwarz der starren Pupille, das ihn so erschreckte. Rund um die Iris befand sich der farblose Schleier des Nichts, der bereits den vorderen Teil des Schwebers zu verschlingen schien. In wenigen Sekunden würde er auf einer anderen Welt sein.
    Da hielt das Rollband an.
    »Abspringen!« donnerte eine vielfach verstärkte
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