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Die Macht der Angst (German Edition)

Die Macht der Angst (German Edition)

Titel: Die Macht der Angst (German Edition)
Autoren: Shannon McKenna
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Eine Brillenschlange mit Drahtfresse. Das Programm zur Kognitionsförderung hat bei ihr volles Rohr versagt. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie es nie in den Club O geschafft. Hatte einfach nicht das Zeug dazu.«
    Ava nickte. Ja, sie erinnerte sich an die stille Edie. Sie hatte zu den Privilegierten gehört, genau wie Des. Reiche Kinder, denen man die verweichlichte Version von Dr. Os Psychospielen hatte angedeihen lassen, damit sie bessere Zensuren nach Hause brachten. Ava hasste die verzogene kleine Schlampe dafür.
    »Wer bekommt das Erbe, falls Ronnie etwas passiert?« Ihre Stimme klang nun härter.
    »Ava, bitte«, murmelte Des. »Wir können nicht jeden in Sichtweite umbringen.«
    »Wer?«, beharrte sie.
    Er zuckte die Achseln. »Die Stiftung, nehme ich an. Ich weiß, dass Edie aus dem Testament gestrichen wurde, weil ich meinen Vater und Charles dabei belauscht habe, wie sie über sie sprachen. Er hat ihr die persönlichen Mittel gestrichen und eine komplette Enterbung vorbereitet. Das war vor mehreren Jahren.«
    »Was hat sie angestellt? Drogen genommen? Zu viel gefeiert? Mit den falschen Männern gevögelt?«
    Des schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist einfach nur seltsam. Charles schämt sich für sie, und das erträgt er nicht. Sie hatte, nun ja, gewisse Probleme. Du weißt schon …« Er ließ den Zeigefinger an seiner Schläfe kreisen. »Mich überrascht das nicht, nachdem sie einer von Dr. Os Blindgängern war. Die meisten von ihnen sind schon vor Jahren kollabiert.«
    Ava tippte sich an die Lippe. »Dr. O war derart besessen davon, mit Edie Parrish ein Interface zu machen, dass er fast am Rad gedreht hat«, sagte sie. »Sie hatte die perfekten Testergebnisse dafür, nur leider war sie Charles Parrishs geliebtes Töchterchen. Osterman musste sie mit Samthandschuhen anfassen und sich auf sein standardisiertes Kognitionsförderungsprogramm beschränken. Es hat ihn schier verrückt gemacht.«
    Sie behielt den Rest des Gedankens für sich. Wie sie, Ava, die Hauptlast von Dr. Os Frustration hatte tragen müssen. Er hatte es an ihr ausgelassen. Darum hatte sie allen Grund, diese verlogene kleine Parrish-Prinzessin zu verabscheuen.
    Des schaute sie verblüfft an. »Was fand er so faszinierend an ihr? Was ließen die Testergebnisse und Kernspintomografien denn erkennen?«
    Avas Lächeln war voll Bitterkeit. Des konnte manchmal ein entsetzlich ignoranter Vollidiot sein. »Sie entsprachen exakt meinen eigenen«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    Seine Miene war noch immer verständnislos. »Soll heißen?«
    Sie seufzte. »Ich war sein bestes Interface. Abgesehen von Kev McCloud natürlich. Wir sind die Einzigen, die nicht an einer Gehirnblutung verendeten. Einige überstanden es ein paar Tage, aber nur McCloud und ich waren hinterher wieder einsetzbar. Nur so habe ich überlebt, anstatt zusammen mit den anderen im Schredder zu landen.« Mit einer anmutigen Geste strich sie sich die Haare zurück. »Hübsch zu sein erwies sich ebenfalls als Vorteil.«
    Des stand das Unbehagen ins Gesicht geschrieben. »Hm. Ich verstehe. Nun, das tut mir leid.«
    Sein geheucheltes, oberflächliches Mitgefühl trieb sie zur Weißglut. »Nein, das tut es nicht. Es geht dir am Arsch vorbei, und genau so wollen wir beide es haben«, fauchte sie. »Kev McCloud war der Grundstein von Dr. Os Forschung. Ohne ihn wäre das X-Cog überhaupt nie geboren worden. Darum hat Osterman unentwegt nach Testergebnissen gesucht, die seinen ähnelten – wahlweise meinen. Und Edie Parrish konnte sie vorweisen. Das ist alles.«
    Des ließ ein zweifelndes Grunzen hören. »Kev McCloud hat es geschafft, zu fliehen und das gesamte Projekt zu ruinieren. Wie es scheint, müssen in dem perfekten Interface ein paar faustdicke Lücken geklafft haben. Und dann hat sein Zwillingsbruder Sean Dr. O gezwungen, sich eigenhändig die Kehle aufzuschlitzen. Du erinnerst dich? Das sollte dir zu denken geben, Ava.«
    Zu denken? Am liebsten hätte sie schallend gelacht. Sie hatte deswegen jahrelang Albträume gehabt und sich unablässig das Gehirn zermartert, wie Sean McCloud es angestellt hatte. Nachdem es ihr nicht gelungen war.
    Wie zur Hölle hatte er das gemacht? Sie selbst hatte so viele Jahre als Dr. Os Sklavenkronen-Mädchen fungiert. Missbraucht als eine Marionette, während sie unentwegt von Knochen zermalmenden Hammerschlägen, zustechenden Messern, hackenden Beilklingen geträumt hatte. Von Strömen arteriellen Bluts. Ihre Hände begannen zu zittern, wenn sie
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