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Die Lüge im Bett

Die Lüge im Bett

Titel: Die Lüge im Bett
Autoren: Gaby Hauptmann
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Aufgabe benötigt man einfach ein bißchen Komfort!« Nina klappt den Kofferdeckel wieder zu. Sie hat nicht vor, hier etwas auszupacken.
    »Hast du 'ne Minute Zeit? Wir sollten uns mit deinem Kontaktmann mal über den Dreh unterhalten. Wegen des Materials und so!« sagt Leo. Es wäre eigentlich ihre Aufgabe gewesen, die Leute zusammenzutrommeln. Aber Leo scheint kein Problem mit irgendwelchen Kompetenzen zu haben. »Warum Frauen bloß immer die besten Zimmer bekommen?« knurrt er beim Hinausgehen.
    »Wie bitte?!« Nina schließt die Tür sorgfältig hinter sich ab.
    »Tatsache! Du kannst mich gern besuchen und dir mein Schlafgemach mal anschauen!« Nina beäugt ihn mißtrauisch. Aber Leo scheint tatsächlich keine Hintergedanken zu haben. Man stelle sich vor: Seinetwegen wollte Sven sie nicht fliegen lassen. Darüber muß sie jetzt fast lachen. Der hat ja keine Ahnung von Männern, denkt sie sarkastisch. Selbst im engen Aufzug verhält sich Leo äußerst zurückhaltend.
    Bernd Rollnitz wartet bereits vor einem Getränk in einer Ecke des Cafes. »Wenn ihr Geld tauschen müßt ...?« Er nickt in Richtung Tresen. »Der Kurs ist hier besser als bei der Bank!«
    Nina wechselt hundert Mark und kommt sich dabei vor wie in einer illegalen Spielhölle. Gleich würde der Laden durch eine Spezialeinheit gestürmt werden.
    Aber alles um sie herum wirkt wenig temperamentvoll. Eher träge, auf Zeitlupentempo reduziert. Der Brasilianer an der Bar schiebt ihr einige abgegriffene Scheine in verschiedenen Größen hin. Dazu spannt er kurz seine Brustmuskeln unterm weißen Unterhemd und flüstert ihr etwas zu, das Nina nicht versteht, aber trotzdem höflich lächelt. Schnell setzt sie sich zu Bernd und Tom.
    »Keine Angst, er betrügt nicht. Er kennt mich«, nuschelt Bernd. Kann er Gedanken lesen? Wahrscheinlich kassiert er Provision.
    »Was trinken Sie denn da?« Nina mustert das dicke Wasserglas mit der hellen Flüssigkeit, dem gestampften Eis und den Limonen. Sieht gesund aus. Nach Zitronensaft. Sicherlich ein Mittel gegen die Hitze.
    »Caipirinha. Wollen Sie mal kosten?« Er schiebt ihr das Glas hin, sie betrachtet den Strohhalm, den er eben noch in seinem fleischigen Mund hatte.
    »Nein, danke. Ich bestelle mir das gleiche!«
    Leo grinst breit, und Bernd ruft etwas auf portugiesisch.
    Nina fragt nach dem Regisseur. Keiner aus der Gruppe habe schon mit ihm zusammengearbeitet, erklärt Leo, aber er sei wohl ein Spezialist für schnelle Schüsse.
    Nina fragt sich laut, wozu sie überhaupt einen Regisseur brauchten. Bisher habe sie ihre Filme immer selbst gedreht.
    Leo verdreht demonstrativ die Augen. »Filmchen, meine Süße. Filmchen. Wir sprechen hier von einer Reportage von zwanzig Minuten Länge. Nicht zwei Minuten. Das ist wie mit den Zentimetern. Die Länge macht's!«
    Ninas Schlagfertigkeit fällt einem ersten, tiefen Schluck aus ihrem Glas zum Opfer. »Was ist denn das?« keucht sie.
    »Caipirinha«, erklärt Bernd nachsichtig, »ist das brasilianische Nationalgetränk.«
    »Ich dachte, es sei Zitronensaft!«
    »Ist es ja auch. Zu einem Teil zumindest. Und nicht Zitronen, sondern Limonen!«
    »Und der Rest?«
    »Zuckerrohrschnaps, cachaca!«
    »Du meine Güte! Und das am hellichten Tag.«
    Nina erspart sich jedes weitere Wort zu diesem Thema. Sie bestellt sich eine Cola, das ist international, und dabei kann nichts schiefgehen. Sie hätte zwar lieber ein Mineralwasser getrunken, aber noch ein Experiment muß vor den anderen auch nicht sein.
    Bernd hat seinen Terminplan dabei. Für heute nacht sind Aufnahmen in einer Sambaschule vorgesehen. Also steht heile Welt auf dem Programm, ganz wie Nina sich das gedacht hat.
    Oder hat es einen anderen Hintergrund? Einen, den sie nicht kennt? Gibt es in der Sambaschule einen Verbindungsmann, eine Organisation, irgend etwas anderes als nur Tanz und Folklore? Soll sie eine weitere Blamage riskieren und Bernd fragen? Nina zieht ihr Glas heran und nuckelt ein bißchen an ihrem Strohhalm.
    Sie schaut in Bernds feistes Gesicht, das gibt den Ausschlag. Sie wird warten. Sinn und Zweck der verschiedenen Drehorte hat Sarah garantiert mit dem Regisseur besprochen. Wenn er am Nachmittag eintrifft, reicht das noch allemal für eine genaue Absprache. Nina lehnt sich zurück und grinst. Man muß sich nur anpassen. Anderes Land, anderer Rhythmus. Langsam, langsam, keine Hektik. Brasilien beginnt entspannend auf sie zu wirken. Oder ist es die Caipirinha? Am liebsten würde sie sich jetzt einen
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