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Die Lucifer Direktive

Titel: Die Lucifer Direktive
Autoren: Jon Land
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seinem Schreibtischsessel zusammensackte. Seine Gedanken schweiften ab, drifteten in die Vergangenheit. Die Wahrheit war, daß er seinen Old Man geliebt hatte. Dafür geliebt hatte, daß er zwölf Stunden täglich in einer Kohlengrube von Pennsylvania geschuftet und die Familie über Wasser gehalten hatte und sogar noch einen Wochenendjob annahm, damit es ihnen ein bißchen besser ging. Er hatte ihn geliebt, wenn er sich als Nikolaus verkleidete und am Weihnachtsabend die Waisenhäuser und Altersheime besuchte, obwohl er todmüde war. Er hatte ihn geliebt, weil er immer ein Lächeln und eine Umarmung bereit hielt.
    Peter Lennagin hinterließ keine Rente oder Lebensversicherung. Die Fluggesellschaft hatte einen bescheidenen Scheck über zehntausend Dollar geschickt, der gerade so lange reichte, daß die Familie merkte, als er verbraucht war. Dans Mutter hatte eine Arbeit als Näherin in einem richtigen Ausbeuterbetrieb angenommen. Ihr gefiel es, denn sie konnte auf der dreiviertelstündigen Busfahrt weiter handarbeiten, bis sie nach dem Tagewerk zu Hause so müde war, daß sie nur noch einschlafen konnte. Aber trotzdem arbeitete sie immer noch täglich bis in die frühen Morgenstunden, außer sonntags, und beklagte sich nie.
    Indessen versuchte Dan, den Kummer über den Tod seines Vaters zu überwinden, indem er ihm nacheiferte. Wenn sein Vater zwei Jobs erledigen konnte, dann konnte er zumindest zwei verschiedene Runden als Zeitungsausträger bewältigen. Also stand er jeden Morgen um halb fünf auf, um bis zu drei Meilen entfernte Häuser mit der Scranton Times zu versorgen. Die Sonntage waren am schlimmsten wegen der vielen Beilagen. Er band sich einen kleinen Handwagen hinters Fahrrad, was auch prächtig funktionierte, bis der Winter mit seinen eisglatten Straßen kam. Als er an einem trüben Sonntagmorgen bergab fuhr, gerieten die Räder seines Fahrrads in eine Rille, drehten durch und brachten ihn zu Fall. Noch schlimmer, die Zeitungen flogen vom Karren und landeten in einer Pfütze mit Schneematsch. Dan kämpfte die Tränen nieder, stand auf und humpelte dorthin. Seine Jeans waren am Knie zerfetzt und lieferten die Schürfwunden dem beißend kalten Wind aus. Er hoffte, seine Mutter würde die Hosen flicken können, denn sie hatten einfach kein Geld, neue zu kaufen. Er legte die Zeitungen wieder, so gut er konnte, zusammen, trocknete sie mit seiner Jacke und trug die brauchbaren Exemplare zu Fuß aus. Als er fertig war, waren seine Knie blaugefroren, und er hatte jede Hoffnung auf die Rettung seiner Jeans aufgegeben. Die Leute, die ihre Zeitung nicht bekommen hatten, beschwerten sich. Dan verlor die Touren.
    Damals begann er davon zu träumen, daß er die Terroristen zur Strecke bringen würde, die seinen Vater ermordet hatten.
    Es klopfte an seiner Tür.
    »Herein.«
    Offenbar jemand außerhalb der Studentenverbindung, denn ein D-Phi-Bruder hätte seine Knöchel geschont und wäre einfach hereinspaziert.
    Die Tür schwang auf, und Tommy Lee Hudson trat ein. Sein schwarzer Afro-Schopf sah aus wie von einem Gartenarchitekten gestaltet.
    »Was gibt's Neues, Dan?«
    »Das Übliche.«
    »Haste ein paar Minuten?«
    »Schätze, ich kann dich noch unterbringen.«
    Tommy Lee schloß die Tür hinter sich. Sein Blick wanderte zu Dans Buchregal, auf dem sich Bücher stapelten, die sich mit allen möglichen Aspekten des Terrorismus beschäftigten und nur durch die Rücken einiger Exemplare halbwegs im Gleichgewicht gehalten wurden.
    »Shit, Mann, willst du 'ne Bücherei aufmachen?«
    »Nein, bloß eine Revolution. Interessiert?«
    Tommy Lee kicherte. Die beiden waren seit dem ersten Semester befreundet, als beide im JV-Footballteam anfingen. Dan als Abwehrspieler und Tommy Lee als Flankenschutz. Und ihre Freundschaft hatte die Jahre gut überstanden, selbst als die Schwarzen Radikalen Tommy Lee mit Ächtung drohten, weil er seine Freizeit mit Weißen verbrachte. Aber Hudson ließ sich davon nicht einschüchtern, weil er Dan mehr als irgendeiner anderen Menschenseele verdankte. Und davon wußten nur sie beide.
    »Hab' nur ein paar Neuigkeiten, Dannyboy. Du sollst es als erster erfahren.« Dabei machte Hudson ein Gesicht wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch.
    »Hat es zufällig mit der Auswahl für die National Football League zu tun?«
    »Nur daß dein Teuerster von den Detroit Lions für die vierte Runde aufgestellt wird.« Hudsons Gesicht erstrahlte in einem breiten Lächeln.
    Dan sprang von seinem Stuhl auf, ergriff Tommys
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