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Die Loge der Nacht

Die Loge der Nacht

Titel: Die Loge der Nacht
Autoren: Vampira VA
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suche nach einem Wort für das Gefühl, das mich in SEINER Nähe beschleicht. Sein Blick dringt bis zum Grund meiner Seele. Ich kann ihm nichts verbergen. Er weiß, was ich weiß - und das ist um so ärger, weil er mir so rätselhaft bleibt wie bei unserer ersten Beg e gnung.
    »Wer - bist du?« frage ich.
    »Ich habe viele Namen.«
    »Und viele Gesichter.«
    Die Worte rinnen aus mir heraus, und noch während es geschieht, weiß ich, daß ich nur von mir gebe, was ER gestattet.
    »Mein wahres Antlitz erträgt kein Mensch. Willst du es sehen? Willst du den wahnsinnigsten aller Tode sterben?«
    Nein! Ich will nicht ergründen, ob er blufft oder mir die Wahrheit zuraunt!
    Aber vielleicht ist er der einzige, der mir sagen kann, wer ich bin und woher ich komme. Bevor ich ihn befragen kann, unterbindet er den Dialog, und ich höre seinen Monolog, mit dem er alles Wissen in mich haucht, das er mir fortan zubilligt, um SEINER Idee zu dienen.
    Der Idee, das Gleichgewicht von Gut und Böse nicht nur in einzelnen, sondern in allen Menschen auf der ganzen Welt zu beenden.
    So daß nur noch eine der beiden Urkräfte regiert.
    ER .
    *
    Als ich die Augen aufschlage, tobt kein Sturm mehr. Die Sonne ist bereits über den Horizont gestiegen. Es bedarf keiner Blitze mehr, um sehen zu können, was mich umgibt.
    Mein Blick fällt auf Juliette, deren tote Augen Löcher in die Ewigkeit brennen. Sie liegt da, als wäre sie friedlich entschlafen, was ich nicht begreife.
    Ich träume nie, also kann auch das von mir Erlebte kein Traum gewesen sein!
    Außerdem - ist David weg.
    Weg!
    So hat es ihn tatsächlich mitgenommen, dieses Scheusal?
    (... dem ich diene ...)
    Ich möchte mich dem Schmerz und der Wut ergeben, dem Haß gegen IHN und das, was mir angetan wurde, aber ich kann nicht mehr aus vollem Herzen hassen. Zumindest nicht IHN.
    Ist seine Saat doch noch aufgegangen? Hat er sie - wie er es ausdrückte - »kultiviert«?
    Mir ist speiübel. Ich erbreche Essen vom Vortag und sehe, wie durchscheinend meine Hände sind, die sich auf den Boden stützen ...
    Es ist wieder ausgebrochen! Es ist wieder da - auch das Sehnen, die Gier und die Lust, in gestohlener Zeit zu baden .!
    Noch in derselben Stunde durchwandere ich das Dorf und nehme mir im Überfluß, was darin tickt. Es gibt kein Versteck, das ich nicht fände, und keine Gnade, nicht für Mensch und nicht für Tier!
    O ja, auch die Zeit der Tiere mundet gut. Wo immer ich auch wandele, sinken die Körper als spröde Mumien zur Erde.
    Ich bin jetzt ganz die, die ihm gefällt.
    Und berstend vor Kraft weiche ich aus Morlaix. Von dem dorfgroßen Friedhof, den ich hinter mir zurücklasse.
    Seit diesem Tag leuchtet meine Haut wieder und läßt in sich hineinschauen, als wäre es Glas.
    Seit diesem Tag folge ich dem Gestank, der Witterung dessen, der mein Kind mit sich nahm. Ich weiß nicht, was geschieht, wenn ich beiden je gegenübertrete. Aber dieser Trieb ist unausrottbar in mir. Ich folge jeder Witterung, jeder noch so vagen Spur.
    Ich werde erst Ruhe geben, wenn er mir den Grund genannt hat, warum er mir mein Alles nahm!
    Ich will David wiederhaben, der nun schon im sechzehnten Jahr sein muß!
    Meinen über alles erhabenen Sohn ...!
    Aber auf Jahre hinaus bleibt meine größte Sehnsucht ungestillt. Ich reise kreuz und quer durch die Lande. Manchmal meine ich die Witterung aus verschiedenen Richtungen zugleich aufzunehmen, so als folgte ich nicht einem Entführer, sondern mehreren, die sich getrennt haben.
    Es gibt Zeiten, da weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Zeiten ohne Hoffnung.
    Denn wohin ich auch eile, ich komme zu spät.
    Doch wie schon einmal lerne ich, mich mit meinem monströsen Hunger zu arrangieren. Und erkenne darüber hinaus eine Gabe, die mir bis dahin unbekannt war - vielleicht hat ER sie erst in Morlaix in mir geweckt, wer weiß? Jedenfalls kann ich plötzlich andere Menschen nach meinem Willen lenken und beeinflussen. Es gibt keine Bitte, keinen Gefallen, der mir abgeschlagen wird!
    Irgendwann begegne ich Rößlin und seiner Wanderschau, und fast ist mir, als träfe ich nicht zum ersten Mal auf Abnormitäten wie diese ...
    Das sonderbare Gefühl bleibt auch, als ich den Entschluß fasse, mit der Schau zu reisen. Sie für meine Zwecke einzuspannen und in ihrer Mitte der Fährte zu folgen, die mich nie mehr zur Ruhe kommen läßt, solange ich lebe.
    Falls das, was mich bewegt, überhaupt Leben ist .
    *
    Landru nickte, als der Bericht endete. »Wie sah dieses Wesen in
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