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Die Lilie von Florenz

Die Lilie von Florenz

Titel: Die Lilie von Florenz
Autoren: Julie Gordon
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vergönnt gewesen war, die Principessa besser kennenzulernen. Nun blieb ihr nur, Abschied zu nehmen von einer Frau, die selbst auf dem Totenbett noch Größe zeigte.
    Die Zeit verging. Matteo blickte Allegra über das Bett hinweg immer wieder kurz an, doch die meiste Zeit konzentrierte er sich auf die Principessa. Er streichelte ihre dürre Hand, die sich wie eine Vogelklaue in seiner krümmte. Es wurde nicht viel gesprochen. Nur einmal lachte die Principessa plötzlich auf. Es klang wie das raue Bellen eines wilden Hunds.
    â€žEs ist nicht nötig … ihr müsst nicht lauern … bis ich gehe“, sagte sie. In diesem Augenblick wirkte sie erstaunlich klar und auch viel munterer, und kurz erlaubte Allegra sich, Hoffnung zu schöpfen und an eine Genesung der Fürstin zu glauben. Doch schon bald versank sie wieder im Dämmer, und als es dunkel wurde, trat der Diener ein und bat sie, jetzt lieber zu gehen.
    Allegra ging voran. An der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. Matteo beugte sich über das Bett der Principessa und küsste seine Landesherrin sanft auf die Stirn. Allegra lächelte traurig.
    Dann kam Matteo zu ihr, und gemeinsam folgten sie dem Diener aus dem Palazzo. Auf dem Heimweg schmiegte Allegra sich in der Kalesche an Matteo. Den Kopf an seine Brust gelegt. lauschte sie seinem beständigen Herzschlag und wünschte sich, sein Herz würde niemals aufhören zu schlagen.
    Am nächsten Abend, zur blauen Stunde, setzte Schneefall ein. Es war der Moment, in dem alle Kirchenglocken in Florenz anfingen zu läuten, um den Tod der Principessa Anna Maria Louisa de’Medici zu verkünden.
    Die letzte Medici war gegangen und hinterließ in Florenz eine schmerzliche Lücke.

19. KAPITEL
    Allegra stand am Fenster ihres Schlafgemachs, als die Reihe der Kutschen auf das Rondell einbog. Es waren nicht viele Kutschen – sie zählte auf Anhieb etwa sieben oder acht.
    Matteo trat hinter sie und legte seine Hände auf ihre Hüften. Sein Kinn ruhte auf ihrer Schulter.
    â€žSiehst du – sie sind da. Pünktlich, wie sich das gehört.“
    Etwas verlegen lachte Allegra. Bis zuletzt hatte Matteo sie aufgezogen, weil sie befürchtete, die Gäste würden es nicht rechtzeitig zur Hochzeit schaffen.
    â€žKomm, wir wollen unsere Gäste begrüßen.“
    Allegra hakte sich bei Matteo unter. Mit der freien Hand raffte sie den leichten, duftigen Rock ihres cremefarbenen Kleids. Sie lächelte zu Matteo auf, der ihr auf dem Weg nach unten verspielt einen kleinen Nasenstüber versetzte.
    â€žIhr seid wunderschön, junge Contessa del Pirandelli“, neckte er sie.
    â€žNoch bin ich nicht deine Contessa.“ Doch schon morgen war es soweit …
    â€žWas soll jetzt noch dazwischenkommen? Sieh nur, sogar dein Bruder hat es rechtzeitig geschafft, seinen zahllosen Verpflichtungen zu entkommen.“
    Sie erreichten die Freitreppe, und Allegra jauchzte auf, als sie die schlanke, hochgewachsene Gestalt ihres Bruders erkannte, der gerade aus der Kutsche sprang und einer Frau helfend die Hand reichte.
    â€žLuigi!“
    Seit drei Monaten hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Allegra fragte sich, ob Luigi schon immer so groß gewesen war. Oder war ihr „kleiner“ Bruder mit achtzehn Jahren noch einmal eine Handbreit in die Höhe geschossen?
    â€žAllegra!“ Er eilte ihr entgegen. Atemlos verharrte Allegra vor ihm, ergriff seine Hände und musterte ihn. Er sah unverschämt gut aus. Das dunkle Haar hing ihm verwegen ins Gesicht, und seine Haut war von der Sonne gebräunt. Sein Lächeln war so strahlend, wie sie es in Erinnerung hatte, und die feinen Kleider, die er trug, waren maßgeschneidert.
    Kein Zweifel: der Kastrat Luigi Bandinelli war der aufsteigende Stern am römischen Opernhimmel. Seine anfängliche Unsicherheit war einer berückenden Ausstrahlung gewichen, die jedem klar machte, dass er es mit einer Berühmtheit zu tun hatte.
    â€žDu siehst wunderbar aus“, stammelte er, von ihrem Anblick sichtlich beeindruckt. In diesem Moment konnte sie ein letztes Mal einen Blick auf den jungen, verunsicherten Mann erhaschen, der die Menschen mit seiner Stimme inzwischen zu verzaubern wusste.
    â€žDanke. Ich bin so froh, dich zu sehen“, flüsterte Allegra.
    Er stellte ihr seine Begleiterin vor. „Du kennst doch Daniela? Ich habe mir erlaubt, sie mitzubringen.“
    Allegra begrüßte
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