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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst
Autoren: Anne B. Ragde
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zerrte ihren Kopf an den Haaren nach hinten, bis sie das Gefühl hatte, dass die Haut über ihrem Kehlkopf riss und ihr Skalp sich löste. Als er sie zur guten alten und ersehnten Missionarsstellung auf den Rücken schob, glaubte sie, nun werde er endlich kommen.
    Ihr Körper pochte vor Anstrengung und Schmerz. Aber er fing an, ihr Ohrfeigen zu verpassen. Immer, wenn er im Fickrhythmus den Oberkörper hob, schlug er sie, abwechselnd mit der linken und der rechten Hand.
    »Nein! Aufhören!«, rief sie. »Scheiße, das tut doch WEH !«
    Doch er hörte nicht auf. Ihr Kopf wurde von den Schlägen hin und her geschleudert. Er wurde immer wilder, fickte immer schneller, schlug immer häufiger.
    »Aufhören. Aufhören!«, schrie sie.
    Sie hatte das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht fallen zu müssen, als es ihr einfiel:
    SCHLUSS !
    Sofort zog er sich aus ihr heraus und setzte sich auf die Bettkante, keuchte mit hängenden Wangen.
    »Warum denn?«, fragte er, ohne sie anzusehen.
    Sie atmete tief und lange durch, schlug die Hände vors Gesicht. Die Matratze unter ihr fühlte sich seltsam uneben an, wie ein Schlachtfeld.
    »Sag mal, warum bist du nicht gekommen?«, fragte sie.
    »Ich komme nur bei Nutten, die ich bezahle.«
    »Ich glaube, du solltest jetzt gehen. Das hier war nichts für mich. Tut mir leid.«
    Tut mir leid …?! Warum entschuldigte sie sich auch noch? Sie fühlte sich wie gerädert, ihre Kopfhaut brannte, der Puls hämmerte ihr in den Brüsten, ihre Wangen glühten, und ihr Schritt war so furchtbar heiß vor knochentrockener Reibungswärme, als ob jemand ein Feuerzeug in sie hineinhielte.
    Noch am selben Abend, als er gegangen war, nachdem er in der Küche drei Glas Wasser getrunken und sich dafür artig bedankt hatte, musste sie darüber lachen, dass sie gesagt hatte, es tue ihr leid, und nicht er. Sie hatte um Entschuldigung gebeten, obwohl sie wie ein körperliches Wrack dagelegen hatte und weil sie nicht auf SM abfuhr. Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid. Es war zum Totlachen. Am nächsten Tag kaufte sie sich in der Apotheke eine Creme gegen Blutergüsse, ihre Brüste sahen aus wie frisch geklopftes Filet. Was stimulierte Menschen sexuell daran? Sie hätte sich auch gleich einen Job als Stoßdämpfer nehmen können, aber jeder nach seinem Geschmack, dachte sie. Es ärgerte sie, dass sie sich trotz allem darüber Gedanken machte, ob er in ihr gekommen wäre, wenn sie Geld von ihm genommen hätte, und ob sein abrupter Abgang sich damit hätte vermeiden lassen können. Vielleicht hätte er sich ja doch als brauchbarer Mann entpuppt, wenn er nur seine Phantasien für sich behalten hätte und mit einer ganz normalen alltäglichen Lebenslüge auf Nummer sicher gegangen wäre.

11
    »M al sehen … Sie leben allein?«
    »Ja, bisweilen.«
    »Hatten Sie Ausfluss? Unregelmäßige Blutungen?«
    »Nein. Ich soll nur so einen Abstrich machen lassen. Das stand in der Benachrichtigung.«
    »Sie haben die Spirale?«
    »Ja.«
    »Und das geht gut?«
    »Abgesehen von der, die rausgefallen ist … Ich bin prompt schwanger geworden und habe abgetrieben.«
    »Ja, das sehe ich hier.«
    »Aber das ging gut.«
    Er sah sie an.
    »Gut?«
    »Ja, eigentlich. Ging glatt.«
    Er blickte wieder auf den Bildschirm und tippte beim Reden die ganze Zeit auf der Tastatur herum.
    »Haben Sie einen festen Sexualpartner?«
    »Das wäre wohl leicht übertrieben. Im Moment nicht, nein.«
    »Sie leben also allein.«
    »Ich lebe allein, aber ich habe viele Sexualpartner.«
    »Verzeihung? Viele? Haben Sie nicht eben gesagt …«
    »Sie haben gefragt, ob ich einen festen Sexualpartner habe. Das habe ich nicht. Keinen festen. Aber viele.«
    Er ließ seinen Blick am Bildschirm haften.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Viele?«
    »Ja. Viele.«
    »Viele verschiedene?«
    »Das liegt doch wohl in dem Begriff ›viele‹, ja.«
    »Ach so. Verhüten Sie auf irgendeine Weise?«
    »Ich habe doch die Spirale.«
    »Ich dachte mehr an Geschlechtskrankheiten.«
    »An die denke ich nicht so sehr.«
    »Die?«
    »Krankheiten.«
    »Kein Kondom?«
    »Nein, ich vertrage keine Kondome.«
    »Na gut. Aber vielleicht … Wenn Sie, wie Sie sagen, viele … Dann sollten Sie vielleicht doch …«
    »Ich kann Kondome nicht ausstehen. Das Geräusch, das sie machen. Das Gefühl.«
    Sie benutzte Kondome nur auf ihrem Mittelfinger, wenn sie einem Mann die Prostata stimulieren wollte, aber sie glaubte nicht, dass der Arzt sich über diese Antwort freuen würde, es war ja nicht ihr
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