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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst
Autoren: Anne B. Ragde
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lange liegen bleiben und den Tag weitgehend im Bett verbringen. Es war so verdammt ungerecht, dass sie mit dem größeren Kummer dasaß.
    Aber immerhin wurde sie nicht öffentlich verschmäht. Obwohl es nur eine Frage der Zeit war, bis irgendein Verflossener mit einer neuen Dame am Arm durch die Stadt stolzierte, war es doch immer sie, die verließ, nicht umgekehrt.
    Wenn nach zwei Wochen das Schlimmste vorbei war, legte sie eine Runde mit One-Night-Stands ein, die sie in der Stadt aufgabelte oder lieber noch im Netz fand. Es gab nie Probleme, Männer zu finden, sie war direkt und offen und machte sich nicht die Mühe, um den heißen Brei herumzureden. In den Dating-Plattform im Netz tummelten sich allerlei verheiratete Männer, die ungefährlich und diskret waren. Sie brauchte nur Ort und Alter einzugeben und zu warten, bis die Männer sich eingeloggt hatten, um dann Bilder auszutauschen, für eine Minute abzuwägen, ein Treffen zu vereinbaren, am besten noch am selben Abend, am besten bei ihr zu Hause. Sie hatte ein Öl, das in der Kondomerie verkauft wurde, falls sie also nicht sofort auf den Mann ansprang, half es ihr, trotzdem feucht zu werden. Und wenn er erst einmal losgelegt hatte, dann sagte sie ihm einfach, wie sie es gern wollte.
    Es war natürlich anstrengend, sich durch einen dermaßen riesigen Haufen von Gefühlen durchzuvögeln, die Trauer auf jede erdenkliche Weise zu bearbeiten, zu feiern und sich durch das Wissen hindurchzuficken, den anderen zwar verlassen zu haben, aber dennoch den Verlust ertragen zu müssen. Sie verbrachte viel Zeit mit vergeudeten, verkaterten Samstagen und Sonntagen. Überall lagen CD s auf dem Wohnzimmerboden, halbvolle Champagnerflaschen, Dreck, verdammt viel Dreck, Flecken auf Sofa und Sesselbezügen, die sich nicht entfernen ließen, SMS -Chaos, an die falsche Adresse geschickte Nachrichten, ein falscher Name, mitten in der Nacht angerufen, oder auch das: leichtfertig abgegebene schallende Fürze, weil sie vergessen hatte, dass sie frisch gevögelt war und dass noch immer ein Mann neben ihr lag.
    Zugleich musste sie trotz dieses ganzen Gevögels ihr eigenes Leben leben: ihre Arbeit bis zum i-Tüpfelchen perfekt ausführen, Fenster putzen, Blumen gießen, den Stromzähler ablesen, Benzin nachfüllen und lustig auf kollegiale Scherzmails antworten. Dieselbe sein wie vorher. Es hatte viele Nachteile, die Trauer mit Hilfe von One-Night-Stands überspielen zu wollen, aber es machte auch viel Spaß, und eines Tages würde sie im Altersheim darüber kichern können, wenn sie überhaupt so lange lebte. So wie über den, der sich als SM-Fan entpuppte, nachdem er ihre Wohnung betreten hatte. Der E-Mail-Wechsel zuvor hatte keinerlei Hinweise auf eine solche Veranlagung gegeben. Aber als er zu ihr nach Hause kam und sie ihn fragte, welche Phantasien ihn hochbrächten, quoll es nur so aus ihm heraus. Er wollte dominieren, schlagen und ohrfeigen und an den Haaren ziehen. Sie dachte nur, na gut, probier ich das mal aus, kann ja sein, dass ich auch darauf abfahre, man kann nie wissen.

10
    Sie fuhr nicht darauf ab.
    Zuerst vereinbarten sie ein Stoppwort – so hieß das offenbar. Sie einigten sich darauf, dass sie SCHLUSS sagen sollte. Das Gespräch über den Verlauf, das sie bei einer Flasche Sancerre am Tisch führten, als sie einander noch nicht berührt hatten, machte sie geil, was er natürlich missverstand, als er später im Schlafzimmer einen forschenden Finger in sie hineinschob. Seine Kleider faltete er zusammen und legte sie auf einem ordentlichen Stapel ab, dann stand er nackt und erigiert vor ihr, mit einem befriedigend großen Penis, der blank und verheißungsvoll auf und ab wippte. Dann ging es los.
    Er wurde zum Tier, fickte sie aus allen erdenklichen kamasutrischen Winkeln, schleuderte sie aus einer Stellung in die andere, kaute hart auf ihren Brustwarzen herum, ohne zu saugen oder zu lecken. Wenn er sie von vorn vögelte, sah sie nur seine schwarzen Augenbrauen, wie wütende behaarte Schmetterlingslarven, die aufeinander zustürmten.
    In seinen Augen lag Hass. Das Weiße darin war rot unterlaufen. Kein Wunder, bei der Energie, die er an den Tag legte. Anfangs war sie so überrascht, dass sie sich mitreißen ließ, es war wie eine Autokollision in Zeitlupe, aber sie wurde von Minute zu Minute immer trockener, sie hatte vergessen, sich mit dem raffinierten Öl einzuschmieren, sie wollte nur, dass er bald kam, um die Dürre zu verbergen.
    Er drehte sie in Hundestellung und
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