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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas milder gestimmt. »Mensch, haben Sie ein Glück gehabt! Wären Sie eine halbe Stunde früher ins Archiv gekommen – wer da eingebrochen hat, der hätte nicht gezögert, Ihnen das Licht auszublasen …«
    Phil Boone wußte sofort, in welche Lage die CIA gekommen war, als der Wachhabende ihn aus dem Bett telefonierte. Auch Cohagen, der, später als geplant, aus Ägypten zurückgekommen und erst seit einer Woche wieder in New York war, sprang aus dem Bett wie katapultiert.
    Die Akte Jefferson gestohlen! Das ganze Material! Die Fotos, die Zeichnungen, der Operationsbericht, die Fotos mit dem neuen Gesicht in allen Phasen. Vor allem aber die Adresse! Dafür gab es nur eine Erklärung.
    Während Cohagen die Nummer des Salvation Army Camps wählte, bewunderte er drei Sekunden lang die Arbeit der sowjetischen Gegner. Dann meldete sich im Camp der Wachhabende und ließ beinahe den Hörer fallen, als Cohagen im Namen des Chefs der CIA die oberste Alarmstufe durchgab.
    »Da kann ja jeder kommen!« sagte der junge Leutnant. »Ich werde Sie mit dem Kommandeur verbinden. Das kann ich nicht entscheiden.«
    »Sie Rindvieh!« brüllte Cohagen. »Es geht jetzt gegen die Uhr! Ein sowjetisches Killerkommando ist unterwegs! Begreifen Sie das?«
    »Nein! Ich rufe durch zum Kommandeur.«
    Oberst Boone hatte unterdessen die Polizei von Dobbs Ferry und Irvington alarmiert. Von beiden Seiten rasten nun je zwei Streifenwagen nach Ardsley. Auch das FBI von New York wurde angerufen. Boone erklärte, daß es sich hier um eine Ausnahme handele, bei der alle mitmachen müßten.
    »Ein sowjetischer Liquidationstrupp ist unterwegs! Er will einen Überläufer töten, der sehr wichtig für unsere Nation ist! Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    Cohagen tat das Nächstliegende, nachdem er erfahren hatte, daß man zwei gepanzerte Wagen der Army nach Ardsley losgeschickt hatte: Er rief bei Bubrow an. Es dauerte unendlich lange, bis sich Irene meldete. Es waren Sekunden, die Cohagen fast zerrissen.
    Sie sind schon da! schrie es in ihm. Sie haben sie schon liquidiert! Wir kommen zu spät! Alles ist schon gelaufen! Von Tuckers Anruf bis jetzt ist schon über eine Stunde vergangen. Diese Trägheit der Dienststellen! Diese Lahmheit! Daran werden wir eines Tages krepieren. Ehe unsere Maschine anläuft, ist der erste sowjetische Schlag schon vorbei.
    »Mabel!« schrie er ins Telefon. »Mabel! Jag Tony aus dem Bett! Legt die schußsicheren Westen an! Geht an kein Fenster, laßt euch nicht blicken, verbarrikadiert die Türen! Wartet, bis die Army kommt. Sie ist mit zwei gepanzerten Wagen unterwegs. Ich komme auch! Auch wenn sie das Haus in Brand schießen – bleibt drin, bis die Army da ist!«
    Irene konnte nicht antworten. Bubrow hatte ihr den Hörer weggerissen, als er sah, wie sie sich verfärbte. »Wer ist da?« brüllte er.
    »Tony!«
    »Ronny? Du? Was ist los?«
    »Moskau steht vor der Tür. Jeden Augenblick können sie da sein. Die Schutzwesten an! Und in Deckung bleiben. Die Army ist unterwegs. Auch die Polizei!«
    Bubrow legte auf. Stumm sah er Irene an, reichte ihr dann die Hand und zog sie hoch.
    »Ich wußte es«, sagte er heiser. »Ich kenne Ussatjuk! Ich bin gespannt, wer nun schneller ist – er oder Cohagen?«
    »Du bist gespannt?!« schrie sie. »Das ist alles, was du sagst?«
    »Mehr kann ich nicht tun, Irininka.«
    »Sie wollen dich töten, Boris!«
    »Und ich muß warten.« Bubrow hob beide Hände und zeigte die leeren Handflächen. »Das ist alles, was ich habe! Ich kann nicht zurückschießen, ich kann nur abwarten, wer schneller ist.«
    »Wir können noch flüchten!« schrie sie. »Der Wagen steht auf dem Gartenweg.«
    »Zu spät. Sie könnten schon draußen sein.«
    Jetzt hörten sie von weitem das Jaulen von Polizeiwagen, das schnell näher kam. Irene umklammerte Bubrow und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust.
    »Es wird alles nicht so schlimm werden«, sagte er ruhig. »Die Polizei ist schon da. Damit ist das Rennen gewonnen. Wenn die Genossen jetzt doch noch angreifen sollten, wird es eine Schlacht. Aber wer wird schon so dumm sein?!«
    Vor dem Haus quietschten die Bremsen der Streifenwagen. Polizisten sprangen heraus und schwärmten aus. Sie umstellten das Haus. Mit starken Handscheinwerfern beleuchteten sie den Garten. Ein Lautsprecher dröhnte durch die Nacht.
    »An alle Bewohner dieser Straße und Umgebung: Bleiben Sie in Ihren Häusern! Gehen Sie weg von den Fenstern! Versammeln Sie sich in der Mitte Ihrer Häuser!
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