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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schließen Sie alle Türen und Fenster! Lebensgefahr! Bleiben Sie im Haus!«
    »Wir sollten uns anziehen«, sagte Bubrow ruhig. »Und morgen, wenn alles vorbei ist, werden wir packen. Es ist doch klar, daß wir in Ardsley nicht mehr bleiben können. Wir würden wie Aussätzige sein!«
    »Wie war das bloß möglich?« stammelte Irene. Sie zog Jeans und einen Pullover an und darüber die schußsichere Nylonweste. »Ronny hat immer gesagt: Es gibt keine Spur mehr! Wir sind sicher. Keiner, außer Tucker und Dr. Haddix und Boone, kennt den neuen Jefferson! Und trotzdem … Da ist doch eine Lücke!«
    »Das werden wir nie erfahren, Irininka. Es fängt jetzt wieder von vorn an, das Verwischen unserer Spuren.« Er sah sie an und legte die Hand auf ihr Haar. »Ich liebe dich unendlich.«
    »Warum sagst du das jetzt?« Ihre Stimme brach.
    »Man muß es immer sagen, wenn man Kraft für dieses Leben braucht.«
    Auf der Straße dröhnte wieder der Polizeilautsprecher. Bubrow schnürte seine Kugelweste zu und stieg die Holztreppe hinunter zur Eingangsdiele und Haustür. Irene folgte ihm.
    Ihm war jetzt unklar, wie das sowjetische Kommando noch an ihn herankommen sollte. Und während er Stufe für Stufe hinunterstieg, überlegte er, wie er es anstellen würde, wenn man ihm den Befehl gegeben hätte …
    Plötzlich wußte er, wie man ihn töten konnte, und er sehnte die Ankunft der gepanzerten Armywagen herbei.
    Auch Strelenko wußte, daß er gegen die Zeit handeln mußte. Aber er hatte das Hindernis der langen Wege gegen sich.
    Die Klinik von Prof. Tucker befand sich auf Staten Island, das Haus von Bubrow-Jefferson lag am Hudson in Ardsley. Dazwischen breitete sich Groß New York aus, von Brooklyn bis Yonkers.
    Strelenko hatte seinen Trupp auf zehn Mann erhöht. Auch Wassili mußte mit, obwohl er nicht zum Kommando, sondern zum Stammpersonal gehörte, und auch ›Makler‹ McDunne konnte sich nicht wehren, als Strelenko sagte: »Ich bringe aus Moskau die Vollmacht mit, alles einzusetzen, was ich für nötig halte! Ist hier ein Genosse, der sich drücken will?«
    Wassili und McDunne nahmen ihre Waffen in Empfang. In drei großen Limousinen fuhren sie zum Einsatz. Mit Maschinenpistolen, Handgranaten, Sprengsätzen, einem leichten Maschinengewehr und drei tragbaren Raketenwerfern. In Metallkästen lag die Munition, neben Patronen auch zwölf panzerbrechende Granaten.
    Sie waren es, an die Bubrow gedacht hatte. Er kannte ja diese Einsätze. Es war so einfach, ihn zu töten, auch wenn das Haus von Polizei und Militär umstellt war.
    Solange sie in den Straßenschluchten waren, mußten sie langsam fahren. New York ist eine Stadt, die nie schläft. Auch in der Nacht rollt der Verkehr durch die Avenues, und die Seitenstraßen sind vollgepackt mit parkenden Wagen. Erst auf dem Broadway, wo er zur Staatsstraße 9 wird und den ganzen Hudson hinaufführt bis Ossining in Westchester, drehte Strelenko auf, ungeachtet der Geschwindigkeitsbegrenzung. McDunne, der neben ihm saß, zwischen den Beinen seine Kalaschnikow-MPi, stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
    »Die nächste Streife hält uns an. Dann sind wir kassiert, bevor es noch angefangen hat.«
    »Es gibt keine Streife!« sagte Strelenko hart.
    »Unter Garantie lauert eine am Straßenrand, wenn wir New York City verlassen. Das ist eine sichere und bequeme Einnahmequelle.«
    »Sie wird uns sehen und vergessen. Weil es sie dann nicht mehr gibt! Das sind zwei Mann, wir sind zehn.« McDunne starrte Strelenko entgeistert an, schob den Kopf in die Schultern und wußte von diesem Augenblick an, daß dieser Mann mit dem Engelsgesicht wahnsinnig war. Es hatte nur bislang noch keiner bemerkt. Er lehnte sich zurück, umklammerte die Maschinenpistole und nahm sich vor, beim Sturm auf das Haus von Bubrow in eine andere Richtung zu laufen. Er hatte keinerlei Ehrgeiz, später in Moskau auf einer Ehrentafel zu stehen. Das freie Leben in New York war ihm lieber. Sie rasten durch Yonkers, ohne von einer Polizeistreife angeblinkt zu werden, jagten über das gerade Straßenstück am feudalen Hudson River Country Club, erreichten den Stadtrand von Hastings on Hudson und durchfuhren das stille, schlafende Städtchen mit heulenden Motoren.
    Parallel zu ihnen, auf dem breiten Saw Mile River Parkway, donnerten die beiden gepanzerten Wagen der Army nach Ardsley on Hudson. Zwei Jeeps, mit Captain Richard Swanton als Kommandoführer im ersten Wagen, flitzten ihnen voraus und machten mit heulenden Sirenen die
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