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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Straßen frei. Vom Landeplatz des Man State Hospitals auf der kleinen Insel Ward vor Manhattan im East River startete ein Hubschrauber mit Boone und Cohagen an Bord. Das FBI von New York war mit drei Wagen unterwegs.
    »Sie glauben, wir fangen sie noch ab?« fragte Boone, als sie über Manhattan donnerten, unter sich die faszinierende bunte Lichterkette der Avenues und der leuchtenden Beton- und Glassäulen der Wolkenkratzer.
    »Auf jeden Fall ist Bubrow gewarnt und wird sich so verhalten, wie er es gelernt hat. Er kennt die Tricks seiner Genossen am besten.« Cohagen blickte auf seine Uhr. Die Zeit raste.
    »Wie konnte das überhaupt passieren, Ronny?« fragte Boone. »Bei uns war doch alles dicht. Woher wußten die Sowjets, daß Bubrow bei Tucker in Behandlung war?«
    »Ich weiß es nicht.« Cohagen hob hilflos die Schultern. »Wir werden der Sache nachgehen, wenn Bubrow alles überlebt hat.«
    Der Hubschrauber schwenkte ab und überflog die Bronx. Boone blickte in die Ferne – es war eine klare, warme Sommernacht, man konnte weit sehen, bis hinüber zu dem großen dunklen Fleck des riesigen Cortlandt Parks mit seinem See und dem daneben liegenden ebenso riesigen Woodlawn Cemetery, einer grandiosen Stadt der Toten. »Was meinen Sie, Ronny: ist da ein Einzelgänger unterwegs? Sie kennen die Russen doch besser als viele andere von uns.«
    »Ich befürchte es. Ein einzelner ist unauffällig. Er kann sich überall hinschleichen. Er kann sogar in der Uniform eines Cop mitmachen bei der Absperrung und hat dann plötzlich Bubrow vor sich. Es ist gleichgültig, ob man ihn erwischt oder erschießt – er hat seinen Auftrag ausgeführt, ist in jedem Fall ein Held. Es ist die Kamikaze-Mentalität. Selbstvernichtung für das Vaterland. Für uns ist es schwer, so etwas zu begreifen.«
    Die Army-Kolonne hatte jetzt die Abzweigung Ardsley-City erreicht und donnerte die Ashford Avenue hinunter nach Dobbs Ferry. Auf dem Broadway rasten die drei Wagen Strelenkos heran. Noch drei Kilometer trennten ihn von Bubrows Haus. Als sie Dobbs Ferry verließen, sahen sie von weitem die Blinklichter der Polizeiwagen.
    Strelenko verminderte das Tempo, blinkte nach rechts und hielt auf einer Ausweichstelle vor einem kleinen Park. McDunne schnaufte erregt durch die Nase.
    »Scheiße!« sagte er laut.
    Strelenko stieg aus. Er wußte jetzt, daß er das Rennen verloren hatte – aber auch nur dieses! Bubrow gab er nicht auf.
    »Und wenn sie Panzerplatten um ihn aufstellen, wir bekommen ihn!« sagte Strelenko. Er blickte seine Männer an. Sie standen um ihn herum, er sah den Zweifel in ihren Augen und wußte, es war sein Fehler, daß er sie mitgenommen hatte.
    »Wir sollten uns ganz still verdrücken und irgendwann wiederkommen«, meinte McDunne.
    »Irgendwann! Noch heute nacht bringen sie Bubrow weg. Dann ist er endgültig verschwunden. Soviel Glück und Zufall kommen nicht ein zweitesmal zusammen.«
    Über ihnen knatterte ein Hubschrauber hinweg, ging tiefer und schien auf dem nahen Golfplatz landen zu wollen. Strelenkos Gesicht, dieses schöne, reine Botticelli-Gesicht, verzerrte sich.
    »Ich mache es allein!« sagte er. »Ihr habt nur die Aufgabe, die Aufmerksamkeit von mir abzulenken. Die Aktionen müssen von drei Seiten kommen, mit einer solchen Stärke, daß die vierte Seite so gut wie unbewacht bleibt. Der Überraschungseffekt ist wichtig!« Strelenko senkte den Kopf. Auf der Straße rollten die beiden Jeeps und die gepanzerten Wagen vorbei. McDunne wischte sich über das Gesicht.
    »Wie sollen wir dagegen ankommen?« stotterte er.
    »Wir können!« Strelenko sah sich im Kreise seines Kommandos um. »Sind hier nur Feiglinge?!« schrie er plötzlich. »Glotzäugige Schafe?! Wovor habt ihr Angst? Vor den Gewehren? Vor den gepanzerten Autos? Etwa vor den heulenden Sirenen? Ihr steht hier für das ganze Sowjetvolk, das dieser Bubrow verraten hat! Eure Väter und Mütter, eure Brüder und Schwestern erwarten seine Bestrafung. Wollt ihr, daß sie euch als Feiglinge anspucken und sich schämen, daß ihr aus ihrer Mitte kommt?!«
    Die Männer schwiegen. Sie luden die Waffen aus den Wagen, bepackten sich damit und hörten sich dann Strelenkos taktischen Plan an. Minuten später marschierten sie durch die Nacht, erreichten den Golfplatz und verteilten sich dort. Strelenko blieb allein zurück. Er schulterte sein Raketenabschußgerät, schob den Leinensack mit den beiden Granaten weiter nach hinten an seine Hüften und fühlte in den Taschen nach den
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