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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sack!«
    Er machte im Sitzen eine kleine Verbeugung. »Minja sawut Boris Alexandrowitsch Bubrow.«
    Er brauchte das nicht zu übersetzen; sie nickte und antwortete: »Ich heiße Irene Walther.«
    »Irina, ein schöner Name! Meine Großmutter hieß Irina, eine großartige Frau. Ich werde sie nie vergessen.«
    Der in diesem Augenblick sicher überflüssige Satz machte sie offenbar beide etwas verlegen. »Haben Sie sich verletzt?« fragte sie, lauter als sie wollte.
    »Ich weiß nicht. Arme und Beine sind noch dran. Nur im linken Knöchel sticht und hämmert es, wenn ich den Fuß etwas drehe.«
    »Lassen Sie mich einmal sehen?« Sie beugte sich über seinen Fuß. »Ich bin Ärztin.«
    »Welch ein Glück ich habe!« Bubrow streifte das Hosenbein hoch. Er trug weiße dünne Baumwollstrümpfe und elegante, schmalgeschnittene, cremefarbene Schuhe, die keineswegs aus einer sowjetischen Fabrik stammen konnten; sie sahen eher wie eine italienische Arbeit aus. »Eine Ärztin aus Deutschland. Darf man fragen, woher?«
    »Aus München. Genauer: bei München. Ein kleiner Ort an einem See.«
    »Sicherlich romantisch.«
    »Sehr romantisch.« Sie bewegte vorsichtig seinen Fuß, Bubrow machte leise »Oh«, sein Knie zuckte. Irene Walther ließ den Fuß sofort los. »Verstaucht. Nicht schlimm, aber schmerzhaft und langwierig. Der Knöchel wird dick werden und anlaufen. Alkoholumschläge und feste Bandagen.«
    »Und Bettruhe!«
    »Das wäre zu empfehlen.«
    »Geht nicht, Frau Doktor! Ich bin nicht in diese paradiesische Landschaft gekommen, um im Bett zu liegen. Und jetzt schon gar nicht.« Bubrow versuchte aufzustehen. Es gelang nur mit Irenes Hilfe; sie griff ihm unter die Achsel. »Danke! Sehen Sie, ich stehe!«
    »Ihr Knöchel wird Sie gleich bestrafen!«
    »Ich werde ihn bestrafen! Wie kann er mich jetzt ärgern wollen, da ich Sie kennengelernt habe?« Er machte einen Schritt, verzog schmerzhaft sein Gesicht und stützte sich schwer auf Irenes Schulter. »Welch ein Verräter, dieser Knöchel!«
    »Eine Woche Bettruhe.«
    »Ich nehme den Kampf auf. Helfen Sie mir, Frau Doktor?«
    Bubrow hob das linke Bein etwas an und hüpfte auf der Stelle. Er schob seine blonden Haare aus der Stirn und blickte an Irene Walther vorbei in den sonnendurchfluteten Wald. »Und wenn wir dann noch Ihren Mann als Verbündeten haben … Ist er auch Arzt?«
    »Ich bin unverheiratet«, sagte Irene Walther.
    »Das ist nicht wahr!«
    »Erlauben Sie mal!«
    »Leben Sie nur unter Blinden?«
    »Bitte!« Sie lächelte schwach, aber die Abwehr war deutlich. »Ich mag solche Plattheiten nicht. Können Sie wieder auf Ihren Maulesel steigen, Herr Bultrow?«
    »Bubrow. Aber sagen Sie bitte Boris, ganz einfach.«
    »Warum? Ich sehe keinen Anlaß.«
    »Hier in Rußland redet man sich mit Vornamen und Vatersnamen an. Boris Alexandrowitsch also. Aber das ist viel zu lang. Deshalb einfach Boris. Bitte!« Er sah sie mit seinen grauen Augen an, sie konnten betteln wie ein kleiner Hund. »Dann kann ich ja auch Irina sagen.«
    Zwei Reiter kehrten zurück, das enthob sie einer Antwort. Es waren Angestellte der staatlichen Teeplantage Dagomys. Bubrow wechselte mit ihnen ein paar schnelle Sätze, schlenkerte das linke Bein und zeigte auf Frau Dr. Walther. Seine Erklärungen schienen überzeugend zu sein; die Reiter lachten, winkten Irene zu, wendeten ihre Pferde und galoppierten davon.
    »Sie helfen uns nicht?!« fragte Irene verwundert.
    »Warum auch?«
    »Ihr Knöchel!«
    »Ich habe ihnen gesagt: Brüder, da steht eine Ärztin! Könnt ihr mehr als sie? In den besten Händen bin ich! Noch einen schönen Tag, Genossen! – Mit Höflichkeit erreicht man viel.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!« Irene streifte seine Hand von ihrer Schulter und ging zu ihrem Maulesel.
    »Was haben Sie vor, Irina?« fragte Bubrow.
    »Ich klettere jetzt in den Sattel, sage hopp, trete dem Esel in die Weichen und hoffe, daß er den anderen nachläuft.«
    »Das dürfen Sie nicht, Irina!«
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«
    »Sie sind Ärztin, und hier braucht ein Verletzter ihre Hilfe! Wie können Sie da einfach weglaufen?!«
    »Sie sind nicht hilflos.«
    »Und wie! Ich kann mich nicht von der Stelle bewegen!«
    »Vor wenigen Minuten klang das anders.«
    »Sie wissen als Ärztin genau, daß sich ein Krankheitszustand in Sekundenschnelle verschlechtern kann. Und so ein verstauchter Knöchel … oh, außer Kontrolle gerät er, außer aller Vernunft! Überraschungen erlebt man …«
    »Das kann
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