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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
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direkten Kontakt zu irgendwem, alle in der Nähe, ohne sie je zu berühren.
    Ich nehme die erste Dosis meines Antibiotikums mit einem Glas Milch und einem Stück Brot und beobachte Riley und Becky von der Küche aus.
    Wenn Riley geht, bin ich wieder allein. Der Gedanke gefällt mir nicht. Ich ziehe mich ins Schlafzimmer zurück, um mich hinzulegen.
    Etwas später klopft Riley an die Tür. Sie kommt herein und setzt sich neben mich aufs Bett, sodass ich zu ihr hinrutsche. »Keine Sorge«, verkündet sie. »Ich habe ihr schon gesagt, dass ich nicht mitkomme.«
    Ich blinzle. Die zu erwartende Erleichterung, die ich angesichts ihrer Erklärung empfinden sollte, will sich nicht einstellen. Ich kann nur daran denken, wie meine Schwester und meine Nichte die Köpfe aneinanderlehnen. »Bist du dir ganz sicher?«
    Â»Du brauchst mich mehr als sie.« Riley lächelt mich an. »Du hast so viel für mich getan.«
    Ich versuche, mich aufzurichten. »Moment mal. Wir haben doch keine Wie-du-mir-so-ich-dir-Beziehung zueinander, Riley. Du bist mir in keiner Weise etwas schuldig.«
    Â»Ich möchte hierbleiben und dir helfen, Tante Gal.«
    Ich schüttle den Kopf. »Nein.«
    Was ich schon eine ganze Weile unterschwellig weiß, wird nun deutlich. Das sollte nicht die Rolle einer Sechzehnjährigen sein. Jemanden zu pflegen. Sie sollte sich keine Sorgen um mich und meine Nebenhöhlenentzündungen machen, oder wie es mir bei der nächtlichen Dialyse ergeht. Für mich verantwortlich zu sein, wenn ich krank werde. Zu denken, es sei ihre Schuld, wenn ich deprimiert bin. Riley ist nicht meine Mutter. Sie muss noch etwas länger Kind sein, bevor sie wirklich erwachsen ist.
    Außerdem muss ich mir eingestehen, dass ich es vielleicht nicht mehr viel länger mache.
    Ich denke an Becky, die da draußen allein sitzt, die einsame Mutter, heimgekehrt. In gewisser Weise war meine Schwester immer allein, mehr als ich es in meinem ganzen Leben gewesen bin.
    Riley ist Beckys Tochter, nicht meine. Ich liebe sie wie eine Tochter, aber ich darf sie meiner Schwester nicht wegnehmen. Ich kann Becky nicht ewig bestrafen, nicht wenn sie endlich getan hat, was ich von ihr wollte. Sie zeigt Verantwortung. Selbst wenn mir der Gedanke Angst einflößt, dass Beckys Verantwortungsbewusstsein vielleicht nur vorübergehender Natur ist. Man kann nie wissen, ob es so bleibt, man kann es nur probieren.
    Ich brauche einen Moment, bis ich die richtigen Worte finde. Ich hole tief Luft. »Riley, ich habe dich von Herzen lieb. Aber ich finde es nicht so gut, wenn du hierbleibst, um für mich zu sorgen wie eine Erwachsene. Das wäre nicht in Ordnung.«
    Ich sehe ihr ins Gesicht. Sie hört aufmerksam zu.
    Â»Wenn du bleiben möchtest, weil es dir hier gefällt, weil du die Schule und die Leute magst, dann fände ich es schön, wenn du bei mir bleibst.« Ich lächle sie an, drücke ihren Unterarm. »Aber ich möchte nicht, dass du hierbleibst, weil du meinst, du müsstest es meinetwegen tun. Ich komme schon zurecht. Es wäre nicht so, als würdest du mich im Stich lassen. Okay?«
    Sie nickt.
    Â»Denk noch mal drüber nach, Riley.«
    Sie nickt abermals. »Ich gehe wieder raus zu meiner Mutter.«
    Ich sinke in die Kissen zurück.
    Die ganze Woche über verfolge ich, wie Rileys Antwort reift. Wie sich die Bindung zu ihrer Mutter festigt. Obwohl sie fast schon eine junge Dame ist, die Auto fahren und ausgehen darf, weicht sie ihrer Mutter zu Hause nicht von der Seite.
    Ich frage mich, ob sich Pflegeeltern so fühlen, wenn sie das Kind den leiblichen Eltern zurückgeben müssen und nur hoffen können, dass diese sich der Aufgabe so annehmen, wie sie es von Anfang an hätten tun sollen.
    Â»Wie kannst du zulassen, dass diese Frau einfach so reinspaziert und sie dir wegnimmt? Nachdem sie sie dir praktisch in den Schoß geworfen hat?«, will Dara am Dienstag beim Mittagessen wissen. Dara, George und ich sitzen draußen, weit weg von den anderen, ein ungleiches Trio auf einer Bank unter einem Baum an einem warmen Oktobernachmittag.
    Dara ist so sauer, dass sie ihren Kakao nicht richtig aufbekommt und die Tüte fast kaputtreißt. »Wie kann es sein, dass Riley zu ihr zurück möchte?«
    Â»Weil Becky ihre Mutter ist«, antworte ich.
    Â»Ist sie wenigstens clean?«
    Ich nicke. »Ich habe keinen Bluttest bei ihr gemacht,
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